Turnierpferde haben irgendwann mal in ihrem Kollektiv beschlossen, dass sie Tage haben, wo sie Frauchen und Herrchen so richtig auf die Probe stellen. Turnierpferde sind organisiert wie die Borg (daher im Kollektiv) und müssen folgenden Kodes auswendig aufsagen können, bevor Frauchen die erste Nennung tätigt. Und machen wir uns alle nichts vor, die wissen, wie sie uns kriegen.

1) Du sollst dich vor dem Turnier einsauen
Wenn es keine Pfütze gibt, die Weide nicht matschig ist, bleiben immer noch Äppel. Falls eine Decke im Spiel ist, wird diese ausgezogen. Mistflecken stinken nicht nur, sie sehen auch noch hässlich aus. Und falls all das nicht funktioniert, hat man immer noch die Möglichkeit die Zöpfe aufzuschubbern und entsprechend sich noch ein paar Haare abzubrechen, damit Frauchen völlig verzweifelt und im Heulbojenmodus durch den Stall rennt.

2) Du sollst nicht auf den Hänger gehen
Jedenfalls nicht unter drei Stunden. Auch wenn der Hänger nichts tut, wird das Pferd spontan so tun, als wäre es der Hänger zu Metzger. Aber ganz gechillt, keine Energie verschwenden. Die brauchen wir noch. Für weitere Aufgaben.

3) Du sollst schreien und toben im fremden Stall
Die wissen schließlich noch nicht, wer hier der Babbo ist.Schlimmer aufführen, als 7 halbstarke im Assi-BMW ist durchaus legitim. Wiehern auch sehr beliebt. Schweif hoch und den inneren Araber endlich mal rauslassen. Und der innere Araber tanzt!

4) Du sollst nicht auf den Platz gehen
Und falls doch, sollst du nicht am Richtertisch vorbeigehen! Das bringt Unglück und macht auch noch Falten. Pferde wissen, was es da zu fürchten gibt: Richter. Und vor den Richtern haben Reiter ja genauso Angst. Warum das nicht mal für sie übernehmen? Merken die doch sonst gar nicht mehr. Generell … wenn man nicht auf den Platz geht, muss man auch nicht zum Richtertisch. Bestechende Logik.

5) Du sollst nicht beim Gruß stehenbleiben
Denn was die Holländer nicht machen, muss ja wohl der Rest der Welt auch nicht mehr. Pferde sind da erstaunlich gut informiert und ihrer Zeit auch weit voraus. Nur Lullis bleiben beim Gruß stehen. Viel lustiger sind doch rückwärts drehende Grüße. Das bleibt jedem im Gedächtnis.

6) Du sollst alle Hilfen vergessen …
… und bloß empört reagieren, wenn sie kommen. Hilfe, Hilfe, die Frau hat mich ungebührlich mit ihrem Unterschenkel angefasst! Und was will die von mir? Ich verstehe gar nichts. Ich nix sprechen dein Sprach!

7) Du sollst nicht bremsen
Wer bremst, verliert. Das gilt für Dressur, Springen und sämtliche Westernsportarten. Bremsen ist nur was für langweilige, scheintote Ponys und dreihundert Jahre alte Großpferde. Ein echtes Turnierpferd bremst nicht, nur weil da eine Bande, eine Mauer oder der Parcourschef rumsteht.

8) Du sollst auf den Platz äppeln und dabei stehenbleiben
Denn Zuschauer lieben nichts mehr als Pferde, die doof rumstehen und in die Ecke kacken. Die lachen dann auch so lustig. Und weil Turnierpferde ja wahre Entertainer sind, muss das einfach mit rein. Sozusagen als Kackehäubchen zur Prüfung.

9) Du sollst beim Trockenreiten ganz lieb sein
… denn nichts ärgert Reiter mehr, als ein Pferd, das dann besonders lieb ist, wenn alles vorbei ist. Ruhig auch Sachen anbieten, die den Reiter sonst glücklich machen, schön vorwärts abwärts, nett gucken, ein bisschen schmusen. Kurzum: Reiter-Wellness.

Foto: Also 1) kann er schon mal …