…oder: Reiter lassen sich jeden Scheiß verkaufen.
Es gibt in der Pferdewelt Gurus, die kann man schon mit einer Sekte vergleichen. Kurios ist, dass die Leute das nur nicht merken – oder wenn sie es merken, dann wollen sie es nicht zugeben.

Denn das fängt ja immer gleich an. So ein bisschen haben die Sektengurus ja recht. Sonst würden sie ja gar keine Anhänger bekommen. Hier noch einen lauen Aufguss von dem, was sie im Sport blöd finden (natürlich nur in harmlos erst einmal – man muss sich steigern können). Dann ein bisschen gebisslos oder gar: gar nicht reiten propagieren und voila! Hier sind die Anhänger. Die künftig jede Reitscheiße kaufen, vermarkten und alle Idioten irgendwie hörig machen. Dazu dann noch eine gepflegte Kontroverse (Reiten ist Tierquälerei) und schon ist man in aller Munde. Ich mach euch das mal vor:

Wir brauchen einen Blogeintrag. Am besten einen garniert mit Geschichte (muss nicht stimmen, ist VÖLLIG nebensächlich … hat mal jemand den Frau Doktor S. Beitrag zum Thema Reiten gelesen, wo sie was davon erzählt, dass „früher“ ja Rennpferde mit fünf auf die Bahn kamen? Welches früher soll das sein? Das, wo es Jährlingsrennen gab? Achtzehnhundertschlagmichtot?), wo alles viel cooler und besser war.

Ich brauche Bilder mit Wallamähnen und dramatische Texte. Am Besten kommen die Worte: Freiheit, Freundschaft und Liebe darin vor. Eine Gerte darf nur in der Hand am Boden, niemals auf dem Pferd zu sehen sein – da aber völlig legitim. Pferd sollte als Sahnehäubchen noch steigen können, das genügt als „Arbeit“ mit dem Pferd.
Jetzt hab ich also Leute angelockt, die mir recht geben möchten. Ich bekomme Publikum, das mich unterstützt. Da hau ich, als künftiger Sektenführer natürlich einen drastischeren Post nach: Reiten ist böse. Ich belege es mit garantiert unsinnigen Studien und dann hab ich eigentlich schon was ich will.

Halt, Stopp! Ich muss natürlich noch ein Hilfsmittel (neuartig) dazu legen. Das kann ein Stock sein, der nicht als Gerte dient und auch anders heißt. Oder ein Halfter, wo eine Schlöppe mehr dran ist. Hauptsache, ich kann behaupten, dass es neuartig ist und irgendetwas Besser macht. Den Kopf, den Hals, die Körperspannung – so was halt.
Den Stock oder das Halfter … nennen wir die mal Stocki und Halfti … gibt es natürlich anschließend in meinem Shop.

Sind alle mit Stocki und Halfti versorgt, stelle ich Regeln auf, was die Leute tun müssen, um von meiner erleuchteten Lebensweise zu profitieren. Denn nur so erreicht man Freundschaft, Freiheit, Liebe und all den anderen Scheiß, der auf meinen Emo-Bildern mit steigendem Pferd und Wallamähne zu sehen war.
Die Regeln können absurd sein, die sind eh nur Richtlinien, denn die Jünger sind zu dumm sich alle zu merken (anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum ich andauernd von Nevzorov Anhängern belästigt werde, die dürfen mit mir doch gar nicht reden …).

1. Regel – Reiten nur mit Halfti und Stocki.
2. Regel – Reiten nur ohne Helm (gibt VIELE Anhänger)
3. Regel – Pferd nur in Vollmondnächten streicheln, dann spürt es die positiven Vibrationen besser
4. Regel – Decken sind böse, Schibbi-Schabbis das ultimativ satanische Mittel um das Pferd zur Modepuppe zu machen – daher beides verboten
5. Regel – In meine Kurse kommt man nur mit geblümten Unterhosen und grünen Turnschuhen. Weil Pferde geblümte Unterhosen mögen.
6. Regel – Das Pferd bekommt nur noch eine obskure Futtermischung die ich vorher schamanisch betanzt habe. Habe ich nicht getanzt, gibt es auch nix. Pferde sind ja eh dauernd zu fett.

Liebe Reiter, lasst euch doch nicht auf solche Bauernfänger ein. Nehmt euch das mit, was euch nützt, aber sobald jemand festlegt, welche Regeln ihr befolgen müsst, um dazu zu gehören, nehmt Abstand. Bei solchen Propagandamaßnahmen, wie manche Gurus sie nutzen, wäre ja Goebbels stolz …

Foto: Profitiert von Halfti und Stocki