Ja, die Frage stelle ich mir heute. Denn es ist ja immer so: Turnierreiter reiten ihr Pferd zu Schanden, kümmern sich nicht mehr darum, wenn es keine Turniere mehr gehen kann, außerdem pushen sie es bis zum Limit und darüber hinaus. Achja … und sie nutzen natürlich unlautere Mittel, kümmern sich nicht um die Bedürfnisse des Pferdes und machen auch sonst natürlich ganz viel Käse. Außerdem stellen sie ihre Tiere alle nicht auf die Weide, packen die in Watte und hecheln von Turnier zu Turnier, niemals Pause, niemals Ruhe. Ach, ganz vergessen: Außerdem geben sie ihr Pferd sofort weg, wenn es nicht mehr kann und kaufen einen neuen Crack. Und lieben tun sie die alle nicht. Hab ich noch was vergessen? Nein? Gut.
Das ist also der Turnierreiter. Komischerweise sind meist die Halsringelsen, die genau das schreiben. Haben angeblich auch immer ein Pferd von einem bösen Turnierreiter übernommen, der das nicht mehr lieb hatte und für den das unhändelbar war. Natürlich nicht für die Halsringelse, die da alles plötzlich ganz toll mit macht. Obwohl sie das Pferd nur einfach nicht fordert – wird dann gerne mit „Liebe“ verwechselt. Denn sie kommt ja niemals in die Bereiche, in die es mit dem Pferd schwierig wird. Ich kenne jedenfalls kaum Pferde, die beim Schritt reiten so richtig doof werden. Oder beim Fotoshooting im Wallakleid, wenn sie nur herumstehen sollen.
Ich muss sagen, ich beneide Amateurturnierreiter immer ein bisschen. Denn die haben offensichtlich viel mehr Zeit als ich. Mehr Zeit zum trainieren, mehr Zeit um Reitunterricht zu nehmen – und dann haben die noch jemanden, der sie und das Pferd fährt, oder fahren sogar selber. Hätte ich auch manchmal gerne. Einfach mal wohin fahren, nen Parcours reiten und wieder nach Haus. Wenn’s nicht klappt – Pech gehabt, nächstes Mal wirds besser. Scheitert zwar sowieso an meiner Gebisslosreiterei, aber ich beneide sie trotzdem um die Trainingszeit, die sie haben. Ich hab die nicht. Darauf bin ich sehr neidisch. Oder auch, dass viele das so diszipliniert machen können. Kann ich auch nicht. Wenn ich keinen Bock habe, habe ich keinen Bock. Dann mache ich halt mal nichts, oder longiere. Aber ich setze mich nicht aufs Pferd. Andere können das durchziehen. Find ich cool – wieso nicht? Wer die Zeit und das Durchhaltevermögen hat, soll das doch auch bitte machen.
Es ist mir dazu noch unbegreiflich, wie sich hartnäckig das Gerücht hält, Turnierreiter würden ihre Pferde nicht lieben. Wieso denn nicht? Selbst wenn die scheiße mit den Pferden umgehen (tun ja auch einige), glaube ich, dass Liebe nicht das Problem ist – sondern schlichtweg Unwissen oder die schnelle Erfolgsaussicht der unlauteren Trainingsmethoden daran schuld sind, wenn Turnierpferde mies behandelt werden. Aber nicht die mangelnde Liebe. Ich glaube, dass manch ein sehr offensichtlicher Volldepp dennoch sein Pferd liebt. Nützt halt dann nur nicht viel, wenns dem trotzdem schlecht geht, weil der Reiter nicht versteht, was er seinem Pferd antut. Oder es trotzdem macht.
Und dann immer dieses: Die geben ja ihre Pferde weg, wenn die nicht mehr laufen. Voll unfair. Achja … aber mit 24 noch aufm Turnier reiten – da wird dann auch geplärrt. Nichts kann man den Turniergegnern recht machen. Wo ist denn das Problem sein Pferd in Rente zu schicken? Oder gar wirklich als Lehrpferd noch wegzugeben, wo es nicht mehr regelmäßig aufs Turnier geht, aber altersgemäß noch Arbeit machen kann und seine Reiter fördert? Solche Pferde wachsen nicht auf Bäumen (und sie sind so gut wie unbezahlbar). Ja, die kommen von den fiesen Turnierreitern, die irgendwann doch mal ausmustern. Gerade im Westernbereich sind solche Lehrpferde so was von heiß begehrt und nur teuer zu haben. Aber nein: Die sollen dann bitte irgendwo rumstehen, weil man ja alles behalten muss. Sofern die Turnierreiter überhaupt ein Pferd weggeben. Viele haben einen Oldie und einen Youngster, mit dem sie dann ihre Turniere bestreiten, während der Oldie die Rente genießt und ab und an noch ins Gelände geht.
Jaja, es gibt Arschkrampen, die dann Pferde zum Schlachter geben wollen, nachdem sie selbst mit zweifelhaften Trainingsmethoden alles kaputtgemacht haben. Aber das ist nun wahrlich nicht die Regel. Weswegen schlägt den Turnierreitern der Hass dann so konstant entgegen? Weils da auch ein paar Arschlöcher gibt? Himmel, ich hab so viele Freizeitreiterarschlöcher gesehen, die mit Hackamore auf Anschlag ohne Sattel auf dem Pferd rumplumpsen und das verdammt richtig finden. Und ich habe Turnierreiter gesehen, die die Kandare anknallen, rollen, bis der Hintern kracht und das Pferd bei jedem Schritt malträtieren. Aber irgendwie ist meine Schlussfolgerung nicht: Turnierreiter sind alle scheiße. Und Freizeitreiter ebenfalls nicht.
Foto: Ist, glaube ich, froh, dass ich kein Turnierreiter bin. Sowas ist nicht seins.