Viele Reiter wissen überhaupt nicht, was die verschiedenen Dinge, die sie in ihrem Schrank haben, überhaupt bewirken sollen. Das ist wirklich faszinierend, denn sie geben viel Geld dafür aus. Für etwas, das dann … DA ist. Reithalfter sind dabei besonders beliebt. Was macht das? Egal! Sieht cool aus. Vom Hannoverschen bis zum Mexikanischen, sie haben alles, kennen aber die Wirkung nicht. Es muss doch wohl völlig reichen, dass es da ist.

Dafür werden hunderte von Euros ausgegeben, nur damit das Pferd nicht mehr so nackisch im Gesicht ausschaut. Oder an den Füßen, da werden Gamaschen, Streichkappen und Bandagen rangeschleppt, alles drin, alles dran. Hat das Pferd Probleme? Titscht es sich an? Nein? Ach, so … dafür kauft man eine Schutzbekleidung für hunderte von Euros.

Auch kuriosere Dinge findet man bei Reitern im Spind. Waren hip oder günstig. So haben sau viele Leute einen Carrot Stick, nutzen den aber nicht. Oder einen Halsriemen in feschen Farben. War mal schwer in – ist bei den Galoppern normal, bei den Normals eher … fesches Accessoir. Die gabs dann mal bei einer Biothane Trulla für teuer Geld und schon hat der halbe Stall passend zur Schibbi-Schabbi einen Halsriemen, den er nicht benutzt. Nur zwei oder dreimal benutzt versteht sich – für Fotos.

Beliebt auch: Transportgamaschen. Keinen Hänger, Pferd fährt nie irgendwohin, aber die Transportgamaschen MÜSSEN einfach da sein. Und Stricke – man kann nie genug Stricke haben, die sind ähnlich gelagert wie Gerten. Müssen gar nicht immer zur aktuellen Kolli passen. Immerhin wissen Reiter wofür die da sind – nämlich: In der Ecke liegen. Oder hübsch aufgereiht als Dekogegenstände in der Sattelkammer hängen.

Genau wie ein gebissloser Zaum – der muss schon anstandshalber angeschleppt werden, gerade wenn man Dressurtussi ist und einen pferdegerechten Ruf haben will. Da wird dann zweimal das Glücksrädchen aufgezogen, das Pferd bespaßt (ohne Sattel) und dann hängt es da wieder und verbraucht Platz.

Gerten sind auch ein sinnloser Kauf, denn man hat eigentlich immer schon eine. Aber sie sind so günstig. Da werden es automatisch immer mehr, in knalligen Farben, mit Glitzer, mit Strass, aber Hauptsache sie werden immer wieder gekauft, im vorbeigehen, wahrscheinlich mogeln sie sich ins Einkaufskörbchen, oder findige Verkäufer stopfen sie heimlich dazu.

Auch Gebisse fallen dieser Kaufwut und Unwissenheit zum Opfer. So hat der normalsterbliche Reiter nicht zwei Gebisse pro Pferd sondern gefühlte 200 Gebisse pro halbem Pferd. In allen Farben, Formen und Funktionen – und er kennt sie selbst nur höchst selten. Das Gebiss ist scharf? Aber es sieht doch so schnieke aus. Komischerweise finden sich dann in absolut englischen Ställen auch gerne Westerntrensen und Westerngebisse – weil die so schön sind und viel mehr Bling Bling haben.

Dann wird alles mit allem kombiniert, damit man was richtig Schönes hat – hat aber doch nur Murks, natürlich mit den selbstgeflochtenen Zügeln, die waren auch mal irgendwann schwer hip und der Reiter hat sie sich in Trendfarben zugelegt. Alles hängt krumm und schief und es passt 0, aber juhu! Es war hip! Sinnvolles Equip? Na, wie man es eben nimmt …

Eigentlich sollten die Reitläden das wie Apotheker machen. Die erklären einem nämlich auch beim fünfhundertsten Mal Pille abholen, wie man die denn wohl einnimmt. Bei Reitern wäre es wirklich angebracht.

Foto: Hol mich rein, das Arschlochpferd nervt!