Reiter wollen ja immer perfekt erscheinen, aber das sind sie nicht. Ist auch gar nicht schlimm. Es wird nur Zeit, dass sie endlich dazu stehen, denn eigentlich sind Fehler gar nicht so schlimm. Solange man was draus lernt. Also ich habe aus diversen Fehlern was gelernt. Wäre ja schlimm wenn nicht. Deswegen verstehe ich gar nicht, was daran so unsexy sein soll, sich diese einzugestehen. Und ich könnte wetten, jeder von euch ist in mindestens einem der genannten Punkte schuldig.
1. Anweisungen völlig falsch verstanden haben und daher auch völlig falsch umsetzen
Ich erinnere mich da an eine schöne Anekdote beim Hindernisrennen. Trainerin fuchtelt mit einem paar Gamaschen vor mir herum: “Das gehört nach hinten.” Ja, okay, hab ich gecheckt. Find ich zwar irgendwie unsinnig, aber sie hat es ja gesagt.
Hätte ich mal konkreter geschaut, dann wäre mir aufgefallen, dass sie auf eine Seite der Gamaschen gezeigt hätte – die nach HINTEN gehörte. Aber nicht ans HINTERBEIN. Egal, ich kam
mit Gamaschen hinten in den Führring. Nicht schön, aber selten.
2. Equipment falsch verschnallt und es nicht gemerkt
Na, auch mal das Martingal nicht an den Zügeln verschnallt aber damit geritten? Mal mit verdrehtem Reithalfter in die Halle gegangen? Oder mit verknautschtem Sattelgurt? Macht gar nichts, ihr seid nicht allein. Manche Sachen sind doof, aber nicht schlimm – manche Sachen sind nicht so nett, weils scheuern könnte. Aber es ist halt auch keine Absicht. Es passiert. Ist gar nicht schlimm.
3. Das habe ich immer so gemacht!
Man hat das von irgendwoher … aber deswegen muss es ja nicht richtig sein. Trotzdem fällt der Reiter aber aus allen Wolken, wenn einem jemand plausibel erklären kann, warum das, was man macht, völlig falsch ist und eigentlich anders geht. Longierbrille anyone? Es ist überraschend und vielleicht auch ein bisschen beschämend – aber im Zweifel für den Angeklagten: Manchmal weiß man es ja nicht besser.
4. Etwas entgegen aller Unkenrufe trotzdem gemacht
Und wahrscheinlich war es auch scheiße! Manchmal möchte man leider einfach nicht hören. Nönö, es sagen zwar alle ich soll nicht zwei Pferde auf einmal nehmen, aber die sind mir noch nie weggelaufen. Bis dann der Tag kommt, an dem die Unken leider doch recht haben. Wie sagt man so schön: Jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen. Im Reitstall gilt das gleich doppelt, weil man aus Schmerz besonders gut lernt. Und manchmal nur durch ihn.
5. Widersprochen obwohl man im Unrecht war
Das passiert. Vor allem, wenn man Punkt 3 oder 4 gerade voll durchmacht. Es fällt einem ja auch kein Zacken aus der Krone, wenn man das hinterher auch zugibt. Und wenn man ganz schlimm peinlich berührt ist, dann kann man ja einfach drüber hinweg gehen. Stirbt niemand von, auch nicht die, die recht hatten. Nur weil man der Meinung war, dass es auf Turnier XYZ noch NIE einen Wassergraben gegeben hat, muss das ja nicht stimmen. Und nur, weil man mal widerspricht, ist man auch noch lange kein Besserwisser.
6. Etwas getan, was man noch gar nicht kann und dabei auf die Nase gefallen
Manchmal möchte man ja neue Dinge probieren. Vielleicht ist man noch nie gesprungen, aber jetzt steht da so ein kleines Kreuz in der Bahn. Oder man möchte mal eine Doppellonge ausprobieren, hat aber noch nie eine benutzt. Der Wunsch ist menschlich und der Reiter wird solche Dinge ausprobieren. Und zwar, bevor er dreihundert Kurse und 5000 Seiten Fachliteratur dazu gelesen hat. Und manchmal geht das auch so richtig schief – das Pferd fällt übers Kreuz und Reiter und Pferd ergeben nach der missglückten Doppellongeneinheit einen hübschen Rollbraten.
7. Bewusst etwas falsch gemacht
Ja, ja … eigentlich darf das Pferd natürlich kein Haribo. Aber jo, jetzt hat es das aus unserer hingehaltenen Hand genommen. Und eigentlich wissen wir auch, dass man dies oder jenes so aber nicht macht, aber wir waren zu bequem. Und sich ständig am Pferdehintern vorbeiquetschen tun wir auch alle gern. Und wir wissen ja auch, dass es keine Sicherheitsflipflops sind, die wir da gerade anhaben. Und man soll doch auch eigentlich mit Aufsteighilfe aufsteigen. Trotzdem machen wir manchmal die No-Gos mit voller Absicht. Bis wir dann plärren, weil es zu unerwünschten Konsequenzen führt. Pferd auf nackigem Fuß zum Beispiel.
Foto: Dumm rumstehen im Wind – aka: Vom Winde verweht