Eltern, die nicht reiten, haben es schon schwer. Denn das Hobby ihres Kindes ist ihnen völlig fremd, im schlimmsten Fall ist es teuer, es bringt einen dazu, Angst ums Kind zu haben (denn Pferde sind groß, schwer und unberechenbar) und das Kind bringt außerdem ein Vokabular nach Hause, mit dem sie so gar nichts anfangen können.
Fängt an Weihnachten und Geburtstag ja schon an. Wenn sie sich eine Reithose wünschen, ist das ja noch einfach. Oder Reitstiefel. Aber wenn sie dann mit Kardätsche und Martingal um die Ecke kommen, müssen Eltern erst Mal das Lexikon aufschlagen. Früher war das noch viel schwerer – so in Zeiten ohne Internet.
Zudem haben Kinder in dem Alter gar kein Verständnis dafür, dass Eltern nicht allwissend sind – gerade in Bezug auf Pferde.
Zudem fahren sie ständig umher. Das ist zwar bei vielen Hobbies ähnlich, aber nur selten verbringt ein Kind so viel Zeit bei seinem Hobby, wie beim Reiten. Denn es dauert nun mal lang im Stall. Die Reitstunde geht eine Stunde und gewiefte Kinder putzen auch eine Stunde lang, betüddeln das Pferd anschließend noch mal eine Stunde und vorher drücken sie sich noch an der Bande die Nase platt, ob sie nicht vielleicht mal ein Pferd trockenreiten können. Dazu kommt noch Misten, Pferde reinholen und diverse anderer Krempel. Elternfreundlich ist ein Stall meistens auch nicht. Denn fünf Stunden im Reiterstübchen sitzen ist doch etwas langweilig. Sein Kind sieht man dann höchstens vom Fenster aus, denn die werden erstaunlich schnell selbstständig, wenn sie sich im Stall befinden. Da ist dann nichts mehr mit: “Mama, hilf mal!”
Das haben Kinder eh schnell raus: Mama und Papa haben schlichtweg keine Ahnung von Pferden. Vielleicht werden sie noch ein oder zweimal gefragt. Spätestens dann, wenn sie sagen: “Das weiß ich aber nicht”, oder irgendwie Angst suggerieren, dann ist das Thema auch durch und man sieht nix mehr vom Kind. Da kann man eigentlich auch Zuhause bleiben. Tun die Eltern dann auch, beschränken sich auf eine Uhrzeit und einen Abholzeitpunkt und da holen sie die Kinder dann ab. Sofern sie sie nicht vergessen. Kann passieren, stört Stallkinder außerdem gar nicht, für die ist ein Tag, der NOCH länger im Stall weitergeht, super.
Ansonsten kommen Eltern dann eher zu den wichtigen Ereignissen: Turniere, Reitabzeichen, usw. Und dann müssen sie etwas feststellen: Das eigene Lob ist gar nichts mehr wert. Schließlich weiß das Kind, dass man keine Ahnung hat. Da kann man noch zehn Mal sagen: “Schatz, du bist aber toll geritten.” So ein Kind weiß, dass eine 4,8 keine tolle Note ist und plötzlich können Mama und Papa auch nicht mehr beruhigen, oder was schönreden. Eigentlich gar nicht so verkehrt. Denn so läuft es ja auch im Leben. Von daher können die Eltern hier den Richtern dankbar sein, wenn die völlig schmerzbefreit und unbefangen ihre Noten schmeißen.
Auch zu Hause ist das Thema Pferd allgegenwärtig. Pferdefilme müssen angeschaut werden (und die sind schon als erwachsener Reiter kaum auszuhalten), Pferdebücher gekauft und Pferdebilder geguckt werden. Eltern sollen den Unterschied zwischen vier dunkelbraunen Pferden ohne Abzeichen erkennen und stets nicken, wenn das Kind laut und breit die Unterschiede herunterbetet. Macht man dann auch. Man ist ja schließlich Elternteil eines Reiters.
Nebenher hört man Pferdehörspiele im Auto und kann auch schon wiehern. Und galoppieren. Denn Kinder weisen einen ja schnell darauf hin, dass Mutti nicht anständig galoppiert. Es ist überhaupt erstaunlich, was Eltern von Reitern so lernen – obwohl sie jetzt weder übermäßig interessiert sind, noch permanent im Stall rumlungern. So hat doch glatt mein Vater, als er das letzte Mal im Stall war, gerufen: “Das war ein fliegender Wechsel!”
“Ja … Woher weißt du das denn?”
“Kenn ich!” Hat er beim CHIO gesehen.
Ja, sie achten auf so etwas. Uns zu Liebe.
Foto: Moppelpony mit Schibbi-Schabbi vom Todesstern. Ja, so alt ist das Teil.