Gibt ja so Tage, an denen geht gar nichts. Wenn sich die Arschlochpferde verschworen haben, dann müssen auch alle darunter leiden. Auch die Leute, die gar nichts dafür können, zum Beispiel der Tierarzt.
Es ist ein Tag wie eigentlich jeder andere, mit der Ausnahme, dass eine Freundin und ich spontan fanden, dass Spanisch auch mal ohne uns stattfinden könnte, denn wir wollten eigentlich ausreiten und das Wetter war sehr schön. Außerdem ist es im Stall zur Mittagszeit so schön ruhig.
Rechnung ohne die Reitlehrerin gemacht, die uns schon winkt, als wir im Stall ankommen: Könnt ihr nicht mal gerade halten? Der Tierarzt kommt gleich, impfen. Öh, ja. Adé du schöner Ausritt. Und Adé Reitlehrerin, die geht jetzt Mittag machen.
Wir diskutieren kurz und binden dann beide Pferde an. Eins davon der Assi aus Köln Chorweiler. Der ist aber heute ganz nett, der andere ist sowieso ein Opi, da haben wir sicher keine Mühe mit.
Tierarzt kommt auf den Hof gerollt und plötzlich gebärdert sich das Arschlochpferd wie wild. Der hasst nämlich Männer in weißen Kitteln. Wir bitten ihn zwar, den auszuziehen, aber es ist schon zu spät, der Assi hat ihn identifiziert und weiß ganz genau, das ist der verdammte Tierarzt.
Es hüpft und springt und wir entschließen uns erst den Opa zu verarzten und so zu tun als gäbe es den Assi nicht.
Der Tierarzt spritzt den Opi, räumt kurz sein Täschchen um und wird von einem Huf am Hintern erwischt. Stand zu nah am Assi.
Es ist ein Kampf den nun wieder ruhigzustellen und das Spritzen dauert ewig, aber am Ende siegen wir zu dritt.
Meine Freundin will ihn nur schnell wegbringen, während ich den Tierarzt verabschiede. Von irgendwoher höre ich ein lautes „Platsch“. Und ich ahne Böses! Vor allem, weil ich Recht behalte: Der Assi ist gerade in den Gartenteich gesprungen. Nicht zum ersten Mal übrigens.
Da bekommen wir ihn zwar mit Müh und Not raus, aber er hat eine ziemlich tiefe Schramme. Kommando zurück, der Tierarzt muss noch mal kommen. Der war immerhin schon fast wieder zu Haus. Als er wieder da ist, geht das Theater natürlich von vorne los, denn trotz nicht vorhandenem Kittel erkennt er natürlich seinen Peiniger wieder. Trotz mittlerweile eingesetzter Sedierung hampelt er uneträglich rum. Und eine Menschentraube hat sich auch gebildet, wollen ja alle gucken und Tipps geben. So schlaue Sachen wie: „Ja, das muss genäht werden.“ Mensch, gut, dass ihr das sagt, sonst wüsste der Tierarzt gar nicht, was er machen sollte.
Als das erledigt ist, fragt der Tierarzt, ob sonst noch was wäre, aber darf dann endlich fahren. Es vergeht allerdings kaum eine Viertelstunde, bis er wieder anrücken darf, denn der Todesstern versucht sich schon wieder selbstständig zu machen, hat aber seine Rechnung ohne mich gemacht. Irgendwie bekomme ich, als sie bergauf auf Asphalt in der Kurve losrennen will, die Boxengitter der Nachbarbox zu fassen und nutze das als Hebel. Todesstern fällt auf die Nase und hat eine astreine Schürfwunde an Beinen und im Gesicht.
Peinlich berührt wählt dann die Reitlehrerin gleich nochmal die Nummer des Tierarzts, der meint, ob wir vielleicht noch eine Viertelstunde warten wollen, damit es sich auch lohnt. Die Schürfwunden sind ja schließlich nicht so übel.
Nein, wäre nett, wenn er doch dann jetzt noch mal kommt, die wackelt ordentlich mit dem Kopf und scheint sich auch auf die Zunge gebissen zu haben.
Wir führen also die Stute hoch, die sich bei jedem Schritt mehr erholt – scheint sich nur tierisch erschrocken zu haben – und oben am Putzplatz schon wieder Blödsinn machen kann. Sie möchte nämlich bitte nicht neben dem Tor stehen. Ist aber der einzige Platz der frei ist. Nach viel Theater denkt sie, sie könne sich jetzt mal auf den Hintern setzen, da wir aber das Spiel schon kennen, haben wir sie gar nicht angebunden. Erstaunt springt sie rückwärts, muss aber feststellen, dass es keine Sau interessiert. Versucht nicht mal abzuhauen.
Der Tierarzt kommt zurück, hat vorsorglich den Kittel im Auto gelassen und beguckt den Todesstern – die so überfordert aufgrund der heutigen Gemeinheiten ist, dass sie nicht mal auf die Idee kommt, ihn zu massakrieren, denn die mag auch keine Tierärzte. Mit Diagnose Kopfschmerzen und einem Stein im Fleisch (der natürlich rausgeholt wird), darf die dann für heute auch Feierabend machen. Genauso wie der Tierarzt.
Meine Freundin und ich machen auch Feierabend. Das war’s dann mit dem Ausritt. Wir fahren also die Landstraße entlang zurück, wo uns schon wieder der Tierarzt entgegen kommt. Irgendwas ist ja immer …
Foto: Tierarzts Liebling. Hält immer still und freut sich immer, wenn jemand zu ihm kommt und ihn beschmust.