Ich weiß nicht genau, wer beschlossen hat, dass es im Stall einfach scheiße aussehen soll, aber viele Ställe handeln genau nach der Maxime: Wird doch eh dreckig, dann braucht man sich keine Mühe machen. Da krieg ich ja nen Fön bei! Kehren kann man auch trotz Staub. Streichen kann man auch trotz Pferdemist. Und Müll wegräumen sowieso generell und immer, damit man nicht ständig den Kammerjäger da hat, der schon bei Sichtung der Stallnummer im Telefon, Lambada tanzt, weil er wieder nen guten Auftrag hat.

Jedenfalls sind viele Stallanlagen völlig verkommen. Da bröckelt alles. Also bitte nichts anfassen. Und auch bitte nichts umräumen, das sind tragende Heuballen, die da seit dreihundert Jahren dahin schimmeln. Nein, die drei Mistgabeln kann man nicht mehr wegnehmen. Die sind in der Wand fest verankert, über all die Jahre historisch in den Schimmel gewachsen. Oder hier: Ei, was ist das? Der Misthaufen der letzten dreißig Jahre, garantiert nie gemistet, aber ein bisschen Kohle reingemixt. Vielleicht gibt es am Ende Diamanten. Ach, betreten wir diesen Stalltrakt nicht mehr. Dann ist es quasi auch gleich weg.

Das fängt ja schon auf dem Parkplatz an. Der ist bei manchen Ställen gleichzeitig Sperrgutlager oder Hängerfriedhof mit Hängern, die noch die Wehrmacht da abgestellt hat – da aber das deutsche Reich nicht mehr existiert, hat die halt keiner abgeholt. Und so dümpeln die dann vor sich hin und die Archäologen kriechen schon drumherum und wetzen die Grabungswerkzeuge. Sperrmüll stapelt sich Kilometerweit im Gebüsch. Schnell ins Gestrüpp gelegt und schon sind Sofas und Fliesentische weg. Doof nur, wenn der Winter kommt und die Parkplatzumzäumung nur noch aus traurigen Ästen und Möbeln besteht.

Dann mal auf in die Stallgasse. Die ist antik. Ist ja die nette Umschreibung für alt. Stolperfallen im Bodenbelag sorgen für ein wohliges Wackelgefühl bei Pferd und Reiter. Die Boxentüren gehen mal so, mal so auf. Was alles noch nicht schlimm wäre. Schlimm ist eher, dass die Hälfte klemmt und die Box zur Feuerfalle fürs Pferd wird. Ja, es soll ja Stallbrände geben. Aber Hauptsache, da kam keiner einfach so rein!

Wir betreten den Putzplatz. Vielleicht. Sicher ist das nicht, denn hier steht noch viel mehr Gerümpel. Nicht nur die obligatorischen Sprünge, auch alles, was so übers Jahr mal gebraucht wird, sammelt sich hier an. Vielleicht auch noch ein oder zwei Spinde, doch die Reiter, die dort ihre Sachen verstaut haben, müssen erst einmal Slalom laufen und anschließend den Hulk um Hilfe bitten, weil ein mannshoher Berg Altkleider den Weg zum Spind versperrt.
Natürlich wird auch die Reithalle entsprechend genutzt. Stehlampen, Sessel und Gartenmöbel. Kann man halt nicht in jede Ecke reiten. Macht ja nichts, die hat ja noch drei weitere. Was stellen sich die Einsteller denn so an. Ist eh ungesund nur ganze Bahn zu reiten. Außerdem schimmeln die Tannenbäume der letzten drei Jahre in einer anderen Ecke. Macht dann noch zwei Brauchbare.

Will man also nicht drinnen reiten, sondern nur sein Pferd auf die Weide stellen, ist das auch nicht so einfach. Denn auf dem Weg zur Weide gibt es hohes Gras. Da kann man super Ostereier und Müll drin verstecken. Maschinenteile für Traktoren, die keiner mehr braucht zum Beispiel. Lustige Stolperfallen, wie Anhängerkupplungen oder Eisenstangen. Vielleicht auch noch ein paar Ventile. Alles verrostet, damit sich das auch lohnt, wenn man reintritt.
Auf der Weide selbst ist auch jeden Tag Sperrmüll. Lustige Hindernisse für Pferde, die manchmal nicht wissen, wo ihre Beine sind. Sie merken sie danach garantiert. Für ein besseres Körpergefühl und viele Schnitte, die den Besitzern Rätsel aufgeben.

Es ist wirklich rätselhaft, wie manche Stallbetreiber das nicht nur schönlabern können, sondern auch wie wenig Reiter so ein Zustand wirklich stört. Das ist geradezu erschreckend! Und sie zahlen teilweise deutlich mehr als ich für meinen kleinen geschniegelten Stall. Wofür denn? Dass sie da Müll gucken können? Gibt’s auf der Kippe gratis. Oder man setzt sich ein bisschen vor den Hausmüll. Auch umsonst.

Ich habe übrigens sehr viel Verständnis dafür, dass man nicht ständig alles erneuern kann und auch nicht immer alles total super aussieht. Aber manche Dinge kosten nichts – oder nicht viel Geld. Fegen zum Beispiel. Oder seinen Müll nicht einfach im Stall zwischenzulagern. Das gibt es absolut gratis. Auch wenn das nicht in jedem Kopf angekommen zu sein scheint.

Foto: Wohnt bei einem ordnungsliebenden Stallbesitzer. Juchhu!