Wenn Reiter nicht gerade meinen, dass ihre Pferde aus Zucker sind und die bei Regen schnell von der Weide holen müssen, dann stellen sie sich selber ziemlich an, sobald es mal drei Tropfen regnet. Also so richtig jetzt mit: Buh … meine Stiefel sind nass, mimimi meine Unterhose ist nass. Ich meine, das ist Wasser! Besser als die sonstigen Substanzen, die man sonst so im Stall drüberkriegen kann. Oder anfasst. Oder sonst was. Wasser von Himmel! Nass. Na und? Besser als Wasser aus öliger Pfütze, die das Pferd jetzt genutzt hat, um einen loszuwerden. Echt jetzt.

Nein, Reiter sind halt aus Zucker. Sie haben zwar eine gesamte Regenausstattung für ihr Pferd, aber die wollen sie nicht benutzen. Wahrscheinlich, damit sie nicht nass wird. Wäre ja schlimm. Sie selbst haben übrigens sehr viel weniger Regenkleidung als ihr Pferd. Manchmal tragen sie eine Jacke aus ihrer Regenkollektion. Meistens nicht, weil sie ja nicht im Regen rauswollen. So schließt sich der Kreis: Das Pferd hat Regencapes im Wert von drölfhundert Euro, aber effektiv benutzt wird das nicht, weil der Reiter keine Regenrunde machen will.

Ich meine, ich verstehe, wenn man nicht mit seinem Lammfellsattel im Platzregen rausmöchte. Mache ich auch nicht. Aber ich habe ja noch andere Sättel, die auch mal Regen abkönnen. Und Regenzeugs. Entsprechend KANN ich also auch raus. Und wenn ich es nicht anhabe, dann werde ich halt nass und das Pferd auch. Es ist Wasser. Niemand ist dagegen allergisch – garantiert glutenfrei, vegan und Spuren von Nüssen enthält es auch nicht. Daher KANN man im Regen raus. Wenn man einfach nur sagen würde: Ich MÖCHTE nicht im Regen raus, kann ich das ja noch verstehen. Aber warum kauft man sich dann zehn Kilo Regenzeugs, wenn man es niemals benutzen wird?

Vielleicht liegt es an den schönen Schibbi-Schabbis. Die dürfen nicht nass werden, sonst verziehen die sich oder färben ab.Nachher ist das Pferd popelgrün am Rücken! Das geht natürlich nicht. Schließlich hat man am nächsten Tag ja ganz andere Bandagen drauf und die passen nicht zu Popelgrün. Und überhaupt, Bandagen kann man im Regen nicht draufmachen. Okay, kann man schon, ist aber doof. Weil das Pferd dann aussieht, als hätte es ein paar Tampons an den Beinen klemmen, wenn die sich einmal vollsaugen.
Auch vielleicht ein Grund, warum Reiter nicht gerne im Regen rausgehen. Ist nicht stylisch genug.

Denn für Regenzeug gibt es ja keine richtig guten Kollis, die man für horrende Sammlerpreise vertickern kann. Vielleicht ist das Material auch einfach unsexy, weil man damit keine Traumprinzen beeindrucken kann. Die sind aber sowieso aus Zucker und laufen eh nicht draußen im Regen herum, von daher kann man es auch mit sexy Regenzeugs ganz sein lassen.

Ganz kurios wird es, wenn Reiter dann hübsch unter dem überdachten Vorbau stehen, wenn sie eigentlich ihre Pferde reinholen möchten. Geht aber nicht. “Es regnet.” Ja, schon … und?
“Aber die Pferde müssen ja rein.” – also die sind mittlerweile auch nass. Und trocken genug, um einen Sattel raufzuschmeißen, werden die auch nicht mehr. Aber Reiter verhalten sich da total korrekt: Regen = Pferde rein. Dass es schon seit einer Stunde regnet und die a) nicht aus Zucker sind und b) sowieso schon zu nass sind, das ist egal. Das ist höhere Gewalt. Aber bitte nicht selber nass werden. Lieber noch warten, bis der Regen weniger wird. Das bringt total viel. Also nicht …

Manchmal frag ich mich ja schon wie die regenscheuen Gewächshauspflänzchen, aka die Reiter, die niemals nass werden, das Leben im Stall vor allem ÜBERLEBEN. Ich meine, nass werde ich garantiert, auch ohne Regen. Beim Wassereimer schleppen. Oder Mash kochen. Oder beim Pferd, das mal eben einen Schluck nimmt und sagt: Oh, Frauchen! – um mir anschließend die Ladung über die Klamotten IN die Schuhe zu sabbern. Oder beim Wasser einfüllen, sich einfach mal selber zu duschen. Nette Kollegen, die einen Schlauch schief halten. Oder mal kurz nicht aufgepasst und beim Händewaschen den Wasserhahn zu doll aufgedreht. Ich lebe übrigens noch. Bin also wohl nicht aus Zucker.

Foto: Bitte lächeln!