Sehr schlimm! Kann ich euch flüstern. Angeblich ist reiten ja so … gesund. Sportlich. Teambildung gibt’s obendrauf. Koordination. Motivation. Yoga. Es ist ja SO gut! Zum kotzen gut! Also schreibt’s euch hinter die Ohren, Jungs und Mädels: Reiten ist voll gut und Pferde sind noch viel gutester und deswegen müsst ihr immer glücklich sein. Vor allem im Stall. Auch an solchen Tagen.

Moin! Sage ich. Gestern habe ich die Aufgabe bekommen, ein Pensionspferd zu füttern, weil der Besitzer nicht kann. Das Pferd sagt: “LECKMICHDOCHAMBÜRZELUNDMACHDIETÜRZUWENNDUGEHST!” Da ich kein pferdisch spreche, kommt mir ein Huf entgegengeflogen. Hat der noch nie gemacht! Völlige Empörung. Muss ich gleich mal wem erzählen.
“UTEEE! SEIT WANN KICKT DER BALI?”
“Och, schon seit Wochen. Glaube, der ist sauer, weil er nicht raus darf.” Der Bali hat nämlich Aui und damit leider Boxenknast. Hätte mir ja auch mal jemand sagen können, dass der jetzt tritt.

Ich gehe wieder. DAS ist mir ja mal viel zu blöd. Das, was ich auf der Stallgasse sehe auch. Da läuft ein Pferd lose herum. Hintendran eine Besitzerin. Sie ruft was. “FUUUURY!” oder so. Warum dachte ich noch, es wäre eine total geile Idee mal früh in den Stall zu fahren, weil man da so viel schafft?
Kann aber meinen tollen Plänen nicht nachhängen, weil “FUUUURY!” auf mich zu galoppiert. Und ich hab bisschen Angst, dass die sich langlegt, weil Eisen auf Beton und … huiiii! Das innere Rennpferd. Weil ich meinen Tag im Stall fortsetzen will, lasse ich FUUUURY passieren, weil die Stute nicht so aussieht, als wenn sie anhält. Tut sie dann doch, aber erst, als sie gegen eine offene Boxentür rumpelt.

“Woah, kannst du mal den Tierarzt rufen?”, jammert die Besitzerin.
FUUUURY sieht nicht aus, als wenn sie was hätte, denn sie tänzelt jetzt munter herum, während ich, statt des Telefonanrufs, erst Mal hingehe, sie einsammle und in die nächste Box verfrachte. Dummerweise kommt die Besitzerin der Box (und des eigentlich dazugehörigen Pferdes um die Ecke) – “Ey, Hallo? Was macht ihr denn in meiner Box?”
“FUUUURY hat sich wehgetan.” Während die zwei sich zanken, will FUUUUURY schon wieder abdampfen, was nur von der Boxentür verhindert wird, die ihr ein zweites Mal um die Ohren knallt.

“Also wenn ihr weiter macht, hat die bald nicht mehr viele Gehirnzellen”, sage ich. Aber ich störe. Das erklären mir plötzlich Pferdebesitzerin und Boxenbesitzerin. Sie würden hier gerade sprechen, ob ich das nicht sähe. Vielleicht sollte ich es wie Bali machen? Leckt mir den Bürzel, ich geh – zu meiner Omma. DIE wollte ich nämlich heute früh bespaßen, weil es tagsüber zu warm für arme Ommapferde in schwarz ist. Aber Ommapferd möchte weder von der Weide, noch irgendwas tun. Die läuft mir nämlich weg. Hat sie noch nie gemacht. Ob sie sich bei FUUUURY was abgeguckt hat? Ich versuche Omma mit Leckerlie zu bestechen, aber die hängt sich an ihren Göttergatten (alles ist ein Göttergatte, wenn es nur auf ihrer Weide steht) und rüsselt an ihm herum. Wenn ich dazukomme, rüsselt sie mich und ist trötend auf und davon.

Unterdessen versucht auf dem anliegenden Reitplatz jemand zu reiten. Aber das Pony ist nicht schussfest. Eigentlich gar nicht fest, mehr so Marke: Spaghetti, aber zu labbelig. Es labbelt davon, ohne Reiterin. Ich gebe das Ommajagen auf und will der Reiterin helfen. Die springt aber, während ich noch zu ihr laufe, auf und rennt davon. Nicht in Richtung Pony, sondern Richtung Parkplatz. Vielleicht will sie einfach weg? Wär ICH mal drauf gekommen … hätte ich auch schon längst machen sollen. Denn eigentlich ist der Stall auch nur eine nette Umschreibung fürs Irrenhaus. Allerdings haben die Patienten hier mehr Beine, wenn man Zwei UND Vierbeiner zusammenzählt.

Foto: Stangen! Juchhu. Hat er nur leider null Respekt vor (und ist ganz empört, wenn es Klong macht und die einfach nicht nachgeben …)