Ordnung im Stall ist immer so eine Sache. Die einen finden’s ordentlich, wenn nichts großes rumfliegt, für andere muss man vom Stallboden essen können und kein Staubkrümelchen darf zu sehen sein. Wichtig ist, dass man weiß, auf welche Variante man sich einlässt, wenn man in einen Stall zieht. Ist man selbst nicht bereit, das gewünschte Aufräumverhalten zu zeigen, was dort etabliert ist, ist man nämlich falsch im Stall. Der Stallbetreiber und die bestehenden Miteinsteller haben nämlich Vorrang. Und nur, weil der Neuling ziemlich oberflächlich sauber macht, heißt das nicht, dass sich alle nach ihm richten müssen. Sie waren ja zuerst da. Und am Ende haben Stallbesitzer da sowieso die Oberhoheit drüber. Ihr Stall – ihre Regeln. Passt es dir nicht – mach doch deinen eigenen Stall.

Trotzdem ist die Ordnung immer wieder ein Streitthema in Stallgemeinschaften. Ist ja auch kein Wunder. Selbst, wenn eigentlich immer alle aufräumen und fegen, Hinterlassenschaften wegräumen und Schubkarren wieder wegstellen, kann sich jemand mit einem Ordnungsfimmel tierisch aufregen, wenn alle anderen immer mal wieder etwas vergessen – das summiert sich dann schnell und die Person flippt aus. Allerdings hat das dann manchmal auch eine gewisse Petzliesenmentalität. So wie der alte Nachbar, der alle Falschparker aufschreibt. Mit so jemandem möchte man ungern in derselben Stallgasse stehen. Denn es ist offenbar sauber genug für den Stallbesitzer (der hat sich noch nicht beschwert), aber nicht für die Petzliese, die akribisch Buch darüber führt, wann wer was nicht nach ihrer Zufriedenheit erledigt hat.

Dann hat man aber auch die Schlunz, die die Arbeit grundsätzlich den anderen aufbürdet. Mein Pferd hat an den Anbinder gekackt? Ach, deins macht das bestimmt gleich auch, ich kehre das jetzt nicht, es kommen ja noch andere. Was? Die Mistgabel wieder zurückgeben? Da können wir doch auch eine Schnitzeljagd draus machen: Such die Gabel. Ja, such! Als wäre man dann ein Hund, muss man irgendwie den Verlauf dieser Gabel nachstellen, bis man die dann irgendwann, irgendwo drunter, gerne auf dem Boden findet. Man weiß sofort wer es war, aber die Schlunz ist sich keiner Schuld bewusst: “Das ist doch nicht so tragisch”, ihr Lieblingssatz. Und wenn man sie anspricht, dann sagt sie ganz dramatisch: “Boah, ja, dann mach ich das halt, wenn es dich glücklich macht.” Nee, das macht mich nicht glücklich, aber weißt du, was mich glücklich machen würde? Wenn ich nicht immer deinen Kram wegräumen müsste!

Beide Extreme sind für eine Stallgemeinschaft echtes Gift. Auch wenn die Petzliese vielleicht manchmal recht hat, tut es mir natürlich nicht weh, mal eben vor der Box des Nachbarns auch mal mitzukehren, solange das kein Dauertzustand ist. Und andersrum freue ich mich natürlich auch, wenn jemand etwas von mir Vergessenes mit erledigt. Eigentlich ist es auch total easy – jeder unterstützt sich gegenseitig und schon ist’s im Stall sauber. Da aber immer wieder Faullappen und Sauberkeitsfanatiker unter den Einstellern sind, die in beiden Extremen über sämtliche Ziele hinausschießen, gibt es eben genau wegen dieses Themas sehr oft Streit. Eigentlich schon erbärmlich oder? Nen Besen kann schließlich jeder benutzen, auch die Faullappen. Die Fingerchen fallen nicht ab. Und, dass es im Stall nicht aussieht, wie im Ritz sollte auch jedem klar sein. Aber trotzdem läuft uns irgendwer hysterisch kreischend hinterher, weil wir es gewagt haben, erst noch vom Pferd zu steigen, bevor wir kehren (ist so schwer vom Pferd aus …).