Heutzutage scheint Reitern nicht ganz klar zu sein, wofür so ein Reitlehrer eigentlich da ist. Da werden die wunderlichsten Anforderungen gestellt und dann gerätselt, warum das einfach nicht passiert. Deswegen wollen wir heute doch mal definieren, wofür dieser ominöse Reitlehrer jetzt da ist.
1. Der Reitlehrer ist nicht dafür da, dein Zeitmanagement zu koordinieren. Er wird nicht kontrollieren, ob du pünktlich bist und sich auch nicht darum scheren, dass du ja jetzt fünf Minuten früher kamst. Du hast eine Stunde gebucht und dann bist du bitte zu dem Zeitpunkt auch reitfertig in der Halle. Und wenn nicht – dann ist das dein Problem, nicht seins. Und wenn du deine Termine nicht absagst, wird er sie abrechnen. Er war schließlich da.
2. Der Reitlehrer ist nicht dafür da, dir zu sagen wie toll du bist. Das weißt du a) im Bestfall selbst und b) soll er genau das Gegenteil mit dir machen – dich in den Dingen fördern, in denen du nicht so toll bist. Sonst brauchst du ihn ja nicht. Willst du Applaus, hol dir Publikum, keinen Reitlehrer.
3. Der Reitlehrer ist nicht dafür da, dass dein Pferd wie von Zauberhand plötzlich die nächste Stufe der Karriereleiter erreicht. Also an sich schon – aber das geht eben nicht mit einmal Schnippsen vom Reitlehrer, sondern mit langer Arbeit – MIT dem Reitlehrer. Und wer muss noch arbeiten? Ach, ja … DU!
4. Der Reitlehrer ist nicht dafür da, sich deine Ausreden anzuhören. Die will er auch gar nicht hören. Wenn er dich fragt, ob du geübt hast, dann sei ehrlich und sag “nein”, wenn’s nicht der Fall war. Aber die Story, warum du das jetzt wirklich nicht machen konntest und der Reitlehrer mit dir wieder bei null anfangen musst, kannst du dir klemmen. Er wird das auch nicht beurteilen – das ist ebenfalls nicht sein Job. Aber die Ausreden? Die muss er nicht hören. Wir sind hier nicht in der Grundschule.
5. Der Reitlehrer ist nicht dafür da, um Sachen mit dir zu diskutieren. Es ist legitim, den Reitlehrer bei Unverständnis anzusprechen. Es ist auch legitim zu fragen, was Übung X bringt – das muss der Reitlehrer dir beantworten können. Es ist aber nicht legitim ihn in ständige Diskussionen zu verwickeln, warum man dies oder das jetzt macht – das bringe ja gar nichts. Wenn du das weißt, dann bestell dir keinen Reitlehrer.
6. Der Reitlehrer ist nicht dafür da, dir dein Pferd zu bereiten. Das machen andere Leute. Nennt sich Bereiter. Wenn dein Reitlehrer sich mal drauf setzt, um was zu unterstreichen, das du heute lernen solltest, dann ist das toll – aber sicher nichts, was du von nun an jedes Mal zu erwarten hast. Willst du, dass er dein Pferd zusätzlich bereitet? Dann zahl dafür.
7. Der Reitlehrer ist nicht dafür da, dir hinterherzuräumen. Das gilt vor allem bei Bodenarbeitseinheiten und ganz wichtig: Beim Springen. Der Reitlehrer gibt vor, wie ein Parcours aufgebaut wird. Er wird sicher auch mit anpacken. Aber er ist nicht dein Bimbo und trägt dir jede Stange hinterher. Da musst du schon selbst mit anpacken. Und wegräumen wird er den Krempel erst recht nicht, sondern einfach gehen – was völlig legitim ist.
8. Der Reitlehrer ist nicht dafür da mit seiner puren Anwesenheit Probleme zu lösen. Kennt man ja – Reiter bucht Reitstunde, weil Problem X auftaucht und nach der Reitstunde ist Problem X immer noch da. Empörter Reiter bucht keine Reitstunde mehr, weil “Reitunterricht hat ja auch nichts gebracht, mimimi!”.
Foto: Das glückliche Tier mit Stange (nicht im Bild).