ich wurde ganz oft gefragt, woher denn Mozart überhaupt kommt und woher ich ihn habe. Das möchte ich euch dann heute mal erzählen. Wahrscheinlich wartet jetzt einer auf eine total spannende, rührende Story von Liebe, Drama und Rettung.
Die Story geht aber so:
Internet an – Pferdebörse auf – ab zum Mann – der guckt so traurig, darf ich? – ja – fahren wir mal hin.

Gerettet hab ich ihn dann doch. Vor einer bösen Weide und den noch böseren Traberstuten, die das arme Hemdchen terrorisiert hatten. Primär wusste der einfach nur nichts damit anzufangen, wenn sich die rossigen Damen ihm anboten.
Ansonsten bedurfte es keinerlei Rettung. Weder vor dem Metzger, noch vor bösen Besitzern, die das arme Rennpferd, das nichts mehr taugt, lieblos behandelten. Er sah nur nicht sonderlich gut aus. Ein Jahr nichts mehr getan und dann auch noch gestresst. Hätte ich ihn nicht genommen, hätte es ein anderer getan. Ich behaupte, so kaufen 99% ihre Exgalopper. Nur erzählen höchstens 70% von diesen 99 die Geschichte dann auch richtig.
Immerhin hab ich ja auch gepäppelt. Ich hätte mir damals schon eine Facebookseite mit rührender Geschichte machen sollen. Aber was würden dann die Vorbesitzer sagen? Die lesen ja schließlich auch mit (Hi, Patricia). Okay, dann eben doch kein Samariter.

Jedenfalls ging das dauernd traurig guckende Pferd, während ich mir überlegte, ob ich ein langweilig braunes Pferd wirklich haben will, den ganzen Weg neben der Weide mit mir. Er hätte es nicht gemusst, aber wahrscheinlich roch ich nach Leckerlie. Oder er hat gehört: Ich mache einen Star aus dir. Vollblüter sind schließlich eitel.

Star eingepackt, der mit Duzitanten plötzlich nicht mehr zu verladen war (zu meiner Verteidigung, ich kannte die nicht, die wollten nur ihren Hänger austesten und mich danach an eine Bodenarbeitstrainerin verweisen, damit ich das Pferd in 3 Jahren auch mal von der Weide wegbekomme). Nach 2 Stunden aufgegeben, und den Besitzer der Beulenpest angerufen. „Kannst du mal?“
„Ist der lieb?“
„Weiß ich nicht. Glaub ja. Nur bisschen doof.“
Einmal Transportgamaschen nach dem Pferd geworfen und drin.

Ab nach Haus. Wo das Pferd es geschafft hat, sich auf dem Weg vom Tor zur Box (ca. 5 Meter) eine Birne vom Birnbaum zu krallen (den ich natürlich als solchen noch nicht identifiziert hatte, ich war immerhin zum zweiten Mal da) und sich dann eine Schlundverstopfung zuzuziehen. Geburtstagsparty vom Stallbesitzer gecrasht, direkt mal schauen, wer dann demnächst mein Tierarzt sein wird. Wasserschlauch in Pferd, auf Tierarzt warten – ja, so ungefähr hatte ich mir das NICHT vorgestellt.

Immerhin – die Verstopfung war weg, bis der Tierarzt kam. Dafür hatten wir aber direkt am nächsten Tag was Neues, das nette Pferd, war lahm. Weil ich mir ja noch auf der Weide einen Top Schmied (auch hier wieder: NICHT) habe kommen lassen. Der hat ganz toll geschnitten. So richtig schön kurz.

Ergo: Ich verbrachte meine ersten Wochen am Boden. Und zwar kontinuierlich. Ja, ich hatte überhaupt nur mal fünf Minuten drauf gesessen. Und das nicht bevor ich ihn gekauft hatte. Erst danach.
Da steht man dann also. Mit einem Pferd, das etwas rippig und unbemuskelt ist, an vier Beinen fesche Plastiktüten mit Windeln trägt und kippt eigentlich nur ständig Rivanol nach.
Und dann ist der künftige Star auch noch total unkooperativ, zwar nett, aber irgendwo mit dem Kopf woanders. Und nett, das wissen wir ja alle, ist der kleine Bruder von scheiße. So fühlt man sich dann auch.

… to be continued

Foto: Was erzählst du da über mich?