Nachdem mir also langsam die Plastiktüten ausgegangen waren und ich auch sämtliche Windeln verbraucht hatte, war mein erster Griff zum Telefon: der Schmied! Irgendeiner. Mir egal. Mach da was drauf, das ist ja furchtbar. Witzigerweise erwischte ich den Richtigen, bzw. seinen Azubi. Den habe ich heute noch, obwohl er mittlerweile seinen eigenen Laden führt.

Siehe da: Mit Eisen war das Pferd dann auch endlich lahmfrei. Leider auch komplett kooperationsfrei. Nicht, dass er sich wirklich verweigerte, nein, er sah es nur überhaupt nicht ein, mit jemandem wie mir zu arbeiten. Wer bist denn du, dass du aus deinen Niederungen gekrochen kommst und meinst, über mich zu herrschen. Mein Pferd ist ein absoluter Anti und aus Prinzip gerne mal dagegen, wenn er jemanden nicht kennt. Das hatte nur mir keiner gesagt. Klar kann man darauf reiten. Macht halt nur niemandem Spaß. Inklusive Pferd, dem man jeglichen Reitfortschritt nicht nur aus der Nase ziehen musste, nein man merkte ihm auch sämtlichen Brass auf die Welt an, wenn er dann da seine Runden drehen sollte.

Und Longieren? Pah! You have no power here. Kenn ich nicht. Mag ich nicht. Und selbst wenn ich es kennen würde – ich tue so, als kenne ich es nicht. Ja, auch nach dem zehnten Mal.
Unterdessen hatte ich auch einen Sattel organisiert. Leider findet mein Pferd den schwer doof, egal wie er aussieht, wie gut er sitzt, oder ob man ihn festzurrt oder nicht. Schon seit England.
Auch festbinden war doof. Generell Dinge, wo er sich in die Ecke gedrängt fühlte und nicht mehr wegkam. Hat was mit sehr netten Engländern zu tun, die sich zu dritt aufs Pferd geschmissen haben, wenn sie satteln wollten.

Aber halt! Man ist doch nicht umsonst im Rennstall gewesen. Sattelblödsinn hatten wir da auch. Zumindest bei einer Stute. Und wenn man mit der einfach herumlief beim satteln, ging das auch. Siehe da: Wenn man ihn einfach austrickste, dann ging das. Nur das Anbinden hat er sich dann selbst beigebracht, nachdem er sich beim letzten Hüpfer rückwärts selbst mit Birnen beschossen hat (Sprung zurück, gegen den Birnbaum, Birnen fallen runter). Seitdem kann man ihn dann auch anbinden.
Mozart beherrscht nämlich wie jedes Vollblut das Spiel: Zwischen wirklicher Angst und Blödsinn. Man muss es nur richtig deuten. Wann muss man eingreifen, wann muss man einen Kompromiss eingehen? Weiß man natürlich alles nicht, wenn man das Pferd noch nicht sonderlich gut kennt. Mittlerweile kenne ich den Blick der mir sagt:
„Mal gucken, was sie macht wenn ich mal sooo …“
„NEIN!“
„Na, gut … BUHHHH!“

Erste Fortschritte also vorhanden. Allerdings reden wir hier von Babyschritten. Und immer noch konnte man merken, dass er nicht wirklich zufrieden damit war, was ich von ihm wollte. Er machte mit, ja. Aber eben nicht mit Begeisterung.
Rückschlag natürlich vorprogrammiert. Zwei Loopings hat er hingelegt. Einmal, weil ich nicht schnell genug war mit dem Gurt, einmal, weil ich eine Gurtfalte glattmachen wollte. Künftig werde ich ihn mit zerknüddeltem Gurt reiten. Besser das, als Rückwärtssalto.

… to be continued

Foto: Du redest schon wieder über mich! Lass das!