Vor allem Turnierreiter und Kursteilnehmer kennen dieses wunderbare Problem. Zuhause Grand Prix, auswärts Reiterwettbewerb für die ganz talentlosen Kinder. Oder Führzügelklasse letzter Platz. Das muss einfach so ein, es ist Murphys Gesetz. Oder die pferdische Hooligan Variante von: Auswärts ist man asozial. Obwohl … ist ja nicht nur das Pferd. Der Reiter gleich mit.
Denn:

Zuhause sitzt das Turnierjackett super.
Auswärts sieht man aus wie eine Roulade in den angesagtesten Trendfarben. Stummelbeine inkludiert. Auch bei Konfektionsgröße 34.

Zuhause springt das Pferd alles.
Auswärts steht das Pferd alles. Vornehmlich vor dem ersten Sprung.

Zuhause kennt man die Prüfung auswendig.
Auswärts ist man froh, wenn man der Dame an der Meldestelle seinen Namen fehlerfrei buchstabieren kann.

Zuhause hat man einen konkreten Zeitplan, der minutiös durchgetaktet ist.
Auswärts hat man die Uhr vergessen, den Zeitplan gleich mit und muss alles ganz hektisch machen.

Zuhause ist alles noch sauber.
Auswärts ist das Pferd plötzlich dreckig, der Sattel schmandig, das Jackett voller Haare und die Trense so siffig, dass man am liebsten schnell eine neue kaufen würde.

Zuhause konnte man sich den Parcours immer merken.
Auswärts ist man froh, wenn man den Springplatz findet.

Zuhause sitzt die Lektion.
Auswärts sitzt der Reiter anschließend daneben.

Zuhause sieht das Pferd aus wie ein Athlet. Überall Muckis
Auswärts fällt einem dann auf, dass es aussieht wie ein Hängebauchschwein mit abstehenden Haaren.

Zuhause ist das Pferd die Ruhe selbst.
Auswärts ist es ein Flamingo auf Extasy, das sich vor seinem eigenen Schatten fürchtet.

Zuhause ist das Pferd verträglich mit anderen Pferden in der Abteilung.
Auswärts ist es mindestens das Pferd des Hexenkönigs von Angmar und frisst alle Hobbits. Oder Ponys.

Zuhause ist das Pferd vorsichtig und nimmt Rücksicht auf herumstehende Personen.
Auswärts rasiert es Parcourshelfer.

Zuhause hebt das Pferd die Beine.
Auswärts ist es ein Panzer.

Zuhause ist der Reiter konzentriert und geistig bei seinem Pferd.
Auswärts ist er überall und nirgends und funktioniert auf Standby. Wenn mal einer vom Pferd fällt, weil er nicht mehr atmet, war das garantiert auswärts.

Zuhause sind Kegel, Hütchen, Stangen und Fahnen kein Problem.
Auswärts hat das Pferd die noch nie gesehen und suggeriert sämtlichen Teilnehmern, dass sein Reiter noch NIE IRGENDWAS mit ihm geübt hat.

Zuhause sind Sprünge alle gleichfarbig im Pferdehirn.
Auswärts macht dieses aggressive Gelb von Sprung 1 aber jetzt schon auch Angst. Ganz anders als das aggressive Gelb von Sprung 8.

Zuhause bekommt man immer wieder Ruhe rein.
Auswärts gibt es Ruhe nur für Tote.

Zuhause klappen die Übergänge.
Auswärts sieht es so aus, als hätte das Pferd nicht mal die Grundbegriffe des sich reiten lassens erlernt und man selbst steht wie ein Tierquäler da, wenn man mit gequältem Lächeln am Zügel hängt und schwer einsitzt. Macht übrigens auch noch fett.

Zuhause ist die Ehrenrunde kein Problem.
Auswärts wird sich erst vor der Schleife erschrocken, dann die Abteilung zerlegt, anschließend vor den Richtertisch gekackt, bevor es bockend nach draußen geht. Mit tosendem Applaus.

Foto: Zeigt euch, was er hat.