Reiter ziehen mit Vorliebe los und kaufen sich ein Fohlen – obwohl sie eigentlich ein Reitpferd gesucht haben. Am liebsten tun sie das, wenn sie einem speziellen Muster folgen: Sie kaufen in Raten, sie heißen Schakkeline oder Schantalle (Entschuldigung, liebe normale Schakkelines und Schantalles – die sind Schuld am Namenschubladendenken), leben von Hartz 4 und haben drei Blagen beim Kauf dabei.
Ja, am liebsten kauft diese Spezies Fohlen – warum? Weil die dem Kindchenschema am schlechtesten wiederstehen können? Ich weiß es nicht.
Zu der zweiten Gruppe kommen wir später.
Die Schakkeline kauft sich also das süüüüße Fohlen. Ohne Papiere, denn wer braucht die schon? Ist auch egal, dass der Rotz schon aus der Nase blubbert, denn Schakkeline hat zwar kein Geld, aber dafür umso mehr Liebe.
Wenn das Fohlen also zu ihr zieht, wird es auch direkt mal auf Kindertauglichkeit getestet, indem man einfach mal ein oder zwei Kinder draufhält. Fohlen ist bereits apathisch, weil man an Entwurmung nicht glaubt, das lässt es zu. Super Fohlen! Ein künftiges Verlasspferd wächst hier gerade an.
Schakkeline macht auch ganz tolle Sachen, denn trotz mittlerweile 4 Kindern geht die immer fein Gassi mit Fohli und macht tolle, lustige Sachen, während das Fohlen den Rest der Zeit mit Kühen zusammen auf der Weide steht. War billiger.
Fohlen überlebt sogar die totale Verwurmung, weil Schakkelines Freundin Schantalle wen kennt, der alles billiger macht und das Fohlen wird drei. Oder vier. Oder fünf. Schakkeline kennt sich nämlich aus, die weiß, dass man nicht früh anreitet. Pferd wird 6 oder auch 7 – und Schakkelines Kinder nehmen langsam dieselbe Zahl an. In den letzten Jahren hat sie allerdings aufgrund ihrer halben Fußballmannschaft die Lust verloren das süße Fohlen zu bespaßen. Wahrscheinlich, weil es auch nicht mehr so süß aussieht.
Jetzt will sie aber endlich anreiten – landet unsanft auf der Nase und stellt eine Anzeige in Ebay rein: „Totales Verlasspferd, kann auch von Kindern geritten werden, war nie krank – 5000 Euro!“
Gucken wir uns jetzt mal Frau Turnierreiterin an. Die will auch ein Fohlen und sie hört jetzt spontan auf den klangvollen Namen Lena. Lena ist nämlich Nachwuchsstar und hat sich in ein Fohlen verguckt, obwohl sie etwas für das große Viereck gesucht hat. Aber das Fohlen hat die besteste Abstammung von Welt und guckt auch noch so niedlich. Da will man natürlich so was haben.
Aber ach … nach der Kurzschlusshandlung jammert Lena, denn das Pferdchen lässt sich ja noch gar nicht reiten. Fohlenalphabet wird exzessiv geübt, lässt sich jetzt schon überall anbinden und hat auch bereits ein Deckchen drauf, bald auch schon mal die Trense im Maul, zu früh gibt es ja nicht.
Mit knapp 3 wird angeritten. Man muss ja die Jungpferdeturniere mitnehmen. Wir reden hier selbstverständlich nicht von wirklich wertvollen Prüfungen. Nein, Lena möchte nur den Sprung in die L Dressur endlich schaffen, nachdem ihr blödes altes Pferd nur A konnte. Und ein bisschen springen. Da aber nur bis A, denn Lena hat Angst vorm Springen. Früh anfangen muss man ja trotzdem. Denn es ist so doof gar nicht zu reiten.
Fortan sieht man Lena mit ihrem Jungpferd, wie sie es durch die Halle schleudert, Pardon, longiert und sich wundert, warum es immer widerspenstiger wird.
Ihre Ebay Anzeige liest sich so:
„Super ausgebildetes Jungpferd, top ausgebildet, Jungpferde A bereits vorgestellt. Kein Anfängerpferd. 9000 Euro!“
Ende vom Lied? Irgendwer kauft nach einer dieser Anzeigen – und hat fortan ein Arschlochpferd, an dem jemand anders Schuld ist – und muss nun damit leben.
Foto: Ungefähr so