Die Wendy hat uns verdorben. Streng genommen nicht nur die Wendy, sondern die vielen unrealistischen Pferdegeschichten, die wir als Kinder inhaliert haben. Anders kann ich mir jedenfalls diese Weisheit nicht erklären. Denn heutzutage weiß doch jeder: Pferde, die zu schlecht für den Sport sind, die müssen alle sterben.
Ich kann mir wirklich nicht erklären, wie sich dieses Gerücht so hartnäckig hält, denn wenn man mal hinter die Fassade einer solchen Behauptung guckt, dann ist da meist viel blabla, garniert mit einer Prise: Ich habe ein Pferd gerettet. Diese Leute sind überall und die werden auch nicht Mühe uns zu sagen, dass jeglicher Pferdesport schlecht ist, weil die lieblosen Besitzer (in egal welcher Sportart) ständig ihre Pferde töten, wenn die mal den Parcours nicht mit 0 Abwürfen geschafft haben, oder ihren Traber noch auf dem Geläuf totschießen, weil er angaloppiert ist.
Niemand hat im Sport sein Pferd lieb – niemand möchte damit auch nach dem Sport noch ein kleines Sümmchen machen (denn ein liebes ausgemustertes Sportpferd als Lehrpferd – das bringt ja kein Geld ein, nein, nein – gerade in den Standardsportarten wie Dressur und Springen bekommt man die ja hinterhergeschleudert mit vernünftiger Ausbildung … hust, hust …), nein alle sind böse und wollen nur das arme Pferd ins verfrühte Grab bringen. Einfach aufgrund von Bösartigkeit.
Wenn Leute so etwas behaupten, glaube ich ihnen auch aus Prinzip erst Mal nicht. Denn wenn man die Sache aufdröselt, sieht das ja dann gerne so aus:
„Ich habe ein Pferd gerettet, das sollte geschlachtet werden, weil es zu langsam für die Bahn war/ zu schlecht gesprungen ist/ nicht erfolgreich in der Dressur war.“
„Aha … und das ist gesund?“
„Nein, das haben die ja kaputtgemacht. Hat Hufrolle, Sehnen kaputt und abgerissen, ein Steifes Bein und ein krummes Haar. Aber die wollten das ja nur nicht mehr, weil es zu langsam/ blöd/ schnell / was auch immer war.“
Warum steht das Vieh wohl beim Metzger?!
Ich kann das nicht mehr hören. Irgendwelche Idioten schnappen den Kram auf und wiederholen den bis zum Erbrechen, obwohl sie nie einen wirklichen Sportstall von innen gesehen haben – geschweige denn Ahnung vom Zuchtbetrieb und Verkauf und Vermarktung von Pferden haben. Und dann diese Ammenmärchen von den verhungerten Fohlen, die man gammeln lässt, damit sie sterben, weil die zu klein sind. Echt jetzt? Also im WB Bereich ist das allein schon zu teuer – auch wenn die Decktaxen zu niedrig sind. Aber im VB Bereich bei Decktaxen die überhaupt erst bei 2000 Euro losgehen (und dann kriegt man wirklich den unbeliebtesten Hengst Deutschlands – der hat nicht umsonst im Jahr 5 Stuten und das war es dann), da soll das ja auch völlig normal sein.
Immer gab es in diesen Geschichten den bösen Sportler, der sein Pferd nicht lieb hat und in die Wurst stecken will, weil es zu schlecht ist. Und dann kommt das tolle Mädchen daher und rettet das Pferd, hat es so lieb, wie es ist – logisch!
Leuten, die das denken, kann ich nur raten – beim nächsten Mal fünf Freunde lesen. Da geht es um Schmuggler und Höhlen – damit verzählt ihr nicht solchen Sülz.
Und die wenigen Leute, die wirklich so ein Pferd haben, für die hoffe ich, dass ihr die Tatsache angezeigt habt. Ja, bei Vollblütern kann man das dem Direktorium melden, wenn jemand sein Pferd schlachten lassen möchte, nur weil es langsam ist.
Foto: Zu langsam. Und irgendwann bestimmt auch mal tot. Aber nicht deswegen.