Wenn man Reiter beobachtet, muss man sie eigentlich ziemlich automatisch für geisteskrank halten. Denn sie brabbeln ja unentwegt. Auch die, die kaum brabbeln, labern absoluten Unsinn. Ich sehe schließlich nicht umsonst dauernd Videos, wo Leute sagen: Nicht auf den Ton achten – ich rede Unsinn! – wenn sie uns ein Pferdevideo zeigen wollen.
Reiter wissen also, dass sie mit ihren Pferden sprechen, als wären diese hirnamputierte Schwachmatiker mit einem IQ von Minus sieben.

Ja, ich erwische mich übrigens auch dabei. Komme am Neujahr aus dem Flieger gestolpert und kann erst am nächsten Tag in den Stall. Versäume es aber nicht, mein Pferd vollzublubbern.
„Frohes neues Jahr“ … Blick aufs Pferd, tätscheln, „Staubi!“
Und wie dämlich man dann immer seine Stimme verstellt. Klingt zwar nicht wie bei Frau Prüüüma, aber schon echt bescheuert, mit albernem Gekiekse, langgezogenen Vokalen und einer Sprachbehinderung, die jedem Logopäden ein Graus wäre.

Warum sprechen wir eigentlich so bescheuert mit unseren Pferden? Ich bin schon jemand, der nicht viel mit dem Pferd spricht und es nicht permanent vollblubbert. Aber niemand kann sich einem freudigen: „Oh, Hallo mein Mops!“ zehn Oktaven höher verwehren. Und wer das behauptet, der lügt auch.
Ich würde nie so mit einem Menschen sprechen … aber beim Pferd setzt irgendwas im Hirn aus. Auch bei Männern. Die fangen dann auch plötzlich an zu grunzen und fragen Pferde doofe Sachen wie: „Wer ist der Beste?“. Und das Pferd? Das antwortet einfach nicht, weil es besonders unverschämt oder taubstumm ist. Oder unser Geblubber sowieso ausblendet. Denn je nach Besitzer wird in einer Tour durchgeblubbert.

Anders sieht es bei strafenden Tönen aus. Bei manchen Reitern gehorcht der ganze Stall, wenn jemand ein „NEIN!“ brüllt. Da stellen die sich sogar die Pferde in der Lasagne wieder anständig hin, weil sie nicht negativ auffallen wollen.
Manche beherrschen das nicht. Die sagen Nein, während sie blubbern. Da das aber bei Pferden völlig untergeht, wenn man sie vorher schon vollgeblubbert hat, nützt dieses „Ach, das möchte ich jetzt aber nicht – nein, nein“, einfach gar nichts.

Manchmal verarschen wir unsere Pferde auch. Und merken gar nicht, dass wir uns selbst verarschen. Denn das Pferd versteht weder Ironie, noch die deutsche Sprache, aber wir haben einen Heidenspaß daran, dem Pferd zu sagen: „Ohhhh … du armer Kerl, ja, der Zebrastreifen wird dich bestimmt gleich fressen.“ Dann freuen wir uns. Haben wir es dem doofen Pferd mal gegeben. Okay, das hat eh nix verstanden, aber wir haben ihm zumindest gesagt, was wir von seinen Allüren halten. Das hat es zwar immer noch nich verstanden, aber was macht das schon?

Es ist uns schlichtweg egal. Irgendetwas löst diesen Reflex aus wie ein Hanswurst mit seinem Pferd zu reden. Selbst wenn wir es auf ein Minimum beschränken – irgendwann bricht es aus uns hervor. Bei Weiblein wie Männlein. Und dann macht euch danach mal klar, was ihr gesagt habt und wie ihr es gesagt habt. Ist es euch klar geworden, habt ihr danach wahrscheinlich ein Gesicht wie eine Tomate. Wie kann man denn so bekloppten Krempel von sich geben?
Bleibt wohl nur zu hoffen, dass es Nichtreiter nicht mitbekommen haben. Die holen sonst die Männer mit den weißen Jacken. Wahrscheinlich mit Recht.

Foto: Wird auch manchmal dumm vollgelabert