… ist: Hilfe, eine Galopperstute. Denn sie macht einfach das, was die normale Stute so tut, um uns Reiter in den Wahnsinn zu treiben. Nur schneller, inklusive dem spontanen Wechselbad der Gefühle, aka: Weiber sind launisch. Das kann eine Galopperstute in 5 Minuten demonstrieren.
Stuten haben ein breites Gefühlsspektrum. Das gilt nicht unbedingt für Freude, denn die freuen sich ja mehr innerlich. Meist besteht es aus diesen Emotionen:
„Woah, geil, ein Hengst!“ – muss nicht wirklich ein Hengst sein, kann wie ein Hengst aussehen. Oder auch nicht. Gibt Stuten, die geifern Steine an, wenn die nur groß genug sind.
„Hör auf mich anzufassen, das ist sexuelle Belästigung!“ Und sie meinen das auch wirklich so. Ist eine Stute in diesem Modus, dann fasst man die nicht an. Es sei denn, man braucht seine Gliedmaßen nicht.
„Es gibt Futter! Verpisst euch alle.“ Wer nicht bei drei weg ist, verliert etwas.
Und noch so ein paar andere Dinge, die den Stuten im Kopf herumspuken. Sie haben den Ruf der Diva, der Zicke und Stuten, die nicht so sind, werden auch schnell als unstutig bezeichnet, weil Reiter eben auch nur Sexisten sind. Schweine, die!
Wichtig: Angelegte Ohren bei der Stute nicht überbewerten. Man muss sich erst dann Sorgen machen, wenn das nicht der Fall ist.
Die Stute an sich ist eigentlich ein nettes Reittier. Meist furchtloser als die Kollegen Hasenfuß (aka Männer) und auch leistungsbereit, wenn denn der Mond günstig im Wassermann steht. Falls nicht – tja, dann sieht man auch mal im Grand Prix aus wie ein Affe auf dem Schleifstein, weil der Stute heute nicht wohl ist. Nicht wohl heißt, jemand hat in ihren Hafer genießt, eine Fliege hat das Ohr falsch umkreist, oder die Bürste war nicht handwarm.
Stuten sind Luxusgeschöpfe, die in Bewunderung aufgehen. Falls man sie nicht bewundert, wird das mit Gewalt durchgesetzt, oder mit Missachtung für die nächsten sechs Wochen gestraft. Bling Bling ist nicht existenziell, aber schon schön. Sie lobsonnen sich, aber sie zeigen nicht, dass sie sich darüber freuen. Dass sie einen nicht abgesetzt, gebissen oder getreten haben, ist genug Ausdruck der Freude (wie ich sagte: Es wird sich mehr innerlich gefreut).
Berüchtigt sind ihre Stimmungsschwankungen. Holt man auf der Weide noch das blühende Leben ab, hat man plötzlich am Putzplatz einen Furz der aus dem letzten Loch pfeift, quasi kurz vor dem Sterben, weil der Wallach dahinten nicht gebührend getrötet hat, als Madame eintrudelte. Nach der sterbenden Schwan Nummer folgt dann die schlechte Laune, die die Ohren noch weiter nach hinten klappen lässt. Ja, Stuten haben Ohren die hinten und NOCH WEITER HINTEN sein können.
In der Halle, beim Aufsteigen dann, hat man plötzlich ein nervöses Wrack, denn die Stute ist sich sicher, dass der Stuhl dahinten, ein neuartiges Aliengewächs ist, das unschuldige Pferde mit seinen Tentakeln belästigt. Das Tentakelmonster wird augenrollend betrachtet, mehrere Warntritte in seine Richtung weisen das Ungeheuer aber in seine Schranken. So hat die Stute schon mal allen anderen Pferden in der Halle den Tag gerettet, sie dürfen weiterleben.
Aber halt! Jetzt wird gearbeitet. Das passt der Stute nur bedingt, sie ist jetzt noch nicht bereit zum Arbeiten, muss erst einmal ihre Mitte finden, den Raum nach Feng Shui umdekorieren, der alte Tannenbaum dahinten hat bedrohliche Nadeln, das geht alles so nicht. Ergo kommt es zum spontanen Meinungsaustausch mit dem Reiter.
Ist die Stute dann „überzeugt“, wird sie auch ein wenig mitarbeiten. Aber immer mal wieder einstreuen, wer hier eigentlich das sagen hat. Mit kleinen subtilen Gesten wie: „Ich galoppiere erst drei Tritte nach deiner Hilfe an und ich höre auch eher auf, als du es mir sagst.“ Manchmal auch mit dem Holzhammer: Spontane Rodeoeinlage (aber immer weit genug weg vom Tentakelmonster). Da trennen sich dann auch schon mal die Wege von Stute und Stutenreiter.
Falls das passiert, kommt die Stute nicht kuscheln, sie findet sowieso, dass dieses Gefummel nicht zielführend ist. Nein, sie wartet ignorant irgendwo, bis man sie eingesammelt hat. Nach dem Motto: Komm du doch, wenn etwas ist.
Ist diese Diskussion vorbei, zeigt sich plötzlich die panische Platzangst der Stute, die immer dann greift, wenn ein Pferd, das sie nicht leiden kann, ihre Bahn kreuzt. Es wird gegiftet und gedroht, bis endlich Schritt geritten wird und die Zügel lang sind. Da wird dann zwar immer noch gegiftet, aber eine Lady kennt ihre Grenzen und die besagen, dass man am langen Zügel keine blöden Wallache anspringt. Nur weil die keine Eier haben und so …
Ihr könnt euch das Ganze dann jetzt mal mit einer Galopperstute vorstellen. Die dieses Spiel in deutlich kürzerer Zeit abziehen muss, denn so ein gemeiner Arbeitsreiter sitzt ja gar nicht so lange drauf, wenn sie anschließend in die Führmaschine geht. Und die können das. Verlasst euch drauf.
Und wisst ihr was? Es gibt sogar so Verrückte, die stehen da total drauf. Die reiten am liebsten nur Stuten. Bestimmt ein kurioser Fetisch, der noch nicht näher erforscht wurde.
Foto: Manchmal bin ich froh, dass er keine Stute ist.