Er ist auf jeden Fall Schuld! Wahrscheinlich war es unmöglich, sich in letzter Zeit der Anklage gegen den Springreiter Kevin Thornton zu entziehen, jedenfalls wenn man pferdig auf Facebook unterwegs ist. Als die ersten Berichte zu dem Thema einkleckerten, klangen die (kurz gefasst) ungefähr so:

„Springreiter prügelt Pferd, hetzt es eine Stunde über die Bahn, nachdem bereits Leute versucht haben, das zu verhindern, bricht das Pferd unter Peitschenschlägen von Grooms und Reiter zusammen und ist tot. Danach versuchen die Anwesenden den Reiter zu verhauen.“

Klingt, als hätte ich mir das ausgedacht, oder? Ne, war tatsächlich so, so schilderten es Augenzeugen und präsentierten es der Welt. Schon da fand ich das komisch. Das ist eine offizielle Trainingsanlage, ständig wird darauf hingewiesen, dass dort keine Veranstaltungen an dem Tag waren und damit keine Aufpasser – aber es waren doch genug Augenzeugen. Würde das jemand auf der Rennbahn Hintertupfingen veranstalten … seid euch sicher, das würde jemand verhindern. Und in Reitstall ABC genauso. Sofern da nicht nur Amöben rumlaufen, die Scheuklappen tragen.

Aber weiter im Text. Es gibt keine Videos und keine Handyfotos. Also bei einer Stunde – wenn ich das schon nicht verhindern kann: Dann dokumentiere ich das doch irgendwie. Mal draufgeschissen, dass es nicht so ganz legal ist. Tierquälerei bleibt Tierquälerei und bei PeTA fragt auch nie jemand nach ner Drehgenehmigung, wenn die mal wieder in irgendwelche Ställe einbrechen, um die Zustände zu dokumentieren.

Ein Aufschrei geht mal wieder durch Pferdefacebook, man wusste es schon immer – diese Springreiter. Sind doch alles Tierquäler, springen ist sowieso nicht artgerecht, usw. Natürlich auch die üblichen Morddrohungen, die Hassnachrichten und was man sonst noch so schreibt. Ich hab es da schon bezweifelt. Irgendwie passte da nicht alles zusammen – auch wenn ich nicht sagen will, dass ich damit dann glaube, dass da alles total richtig und super gelaufen ist. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Aber bereits erste Newsseiten haben das Thema bereits aufgegriffen, googelt mal „Springreiter quält sein Pferd zu Tode“. Da findet es sich bereits. Nach einem Augenzeugenbericht der eine Menge Lücken hat. Ein Pferd, das vor Erschöpfung stirbt … wer hat das überhaupt schon mal gesehen? Einstimmig wurde gemeldet, dass das Pferd einfach umgekippt ist. Ich weiß nicht, wie vielen Leuten Aortenabriss ein Begriff ist, aber danach klingt so ein spontaner Pferdetod. Und bei einem Aortenabriss muss nicht mal ansatzweise die Belastung Schuld sein, das passiert mit Pferden auf der Weide oder in der Box, genauso wie es ihnen mitten im Rennen passiert.

Die ersten Informationen bezüglich der Obduktion ergeben dann auch ein anderes Bild. Das Pferd hat wohl kaum geschwitzt und hat auch keine Striemen (was beides auch andere Gründe haben kann – nicht jedes Pferd schwitzt bei Anstrengung und nicht jede Peitsche hinterlässt unbedingt Striemen).

Ob jetzt so wirklich alles Eititei ist, sei mal dahingestellt. Dass der völlig normal geritten ist, kann ich mir so auch nicht vorstellen, wenn die Leute da so ein Garn drumherum spinnen. Das denkt sich keiner einfach so aus … hoffe ich. Falls doch … mja. Keine Ahnung, was man mit diesen Leuten anstellen sollte. Ist nicht mein Job das in die Hand zu nehmen.

Überhaupt ist es jetzt überraschend still um den Springreiter, der doch angeblich sein Pferd zu Tode geprügelt hat. War das vielleicht doch nicht so? Frage mich ja, wo jetzt die ganzen Leute sind, wo die Obduktionsergebnisse langsam nach außen dringen. Wo sind die Menschen jetzt, die sonst so laut geschrien haben? Die sind auch irgendwo Amöben … sind wahrscheinlich nicht mal still, weil es jetzt widerlegt ist, sondern weil nach dem großen Aufschrei und den Beleidigungen einmal das Hirn leer gemacht wird und die Amöben wieder vergessen haben, was eigentlich war. Und falls sie doch damit konfrontiert werden, waren es dann die Illuminaten. Oder der gekaufte Tierazt.

Foto: Chillt mal und raucht euch einen!