Manchmal muss man sich wirklich wundern, was Pferde ohne Schrammen überleben können. Oder ohne Beinbruch. Oder sonstige Wehwehchen, sodass alles nach zwei Minuten vergessen ist und sie zum gleichen Blödsinn wieder ansetzen. Damit man als Reiter und Besitzer auch bloß einen anständigen Herzkasper bekommt.
Pferde sind manchmal einfach der Meinung, dass das Leben ihrer Besitzer nicht spannend genug ist. Und dann machen sie richtig blöde Sachen. So richtig doof.
Es ist mein erster Winter mit dem Arschlochpferd. Und es hat auch noch geschneit. Da der Herr aber den Schnee liebt, schmeiße ich ihn abends noch mal eine halbe Stunde raus ins dichte Schneetreiben, weil er dann jauchzend über den Platz düst und im Schnee rumwühlt. Soweit, so gut. Leider parkte der Nachbar seinen Hengst auf dem Paddock nebenan. Und der Hengst, so musste ich feststellen, hasste Mozart aus tiefstem Herzen. Vielleicht, weil er keine Vagina hat.
Ich schaue also aus der Futterkammer, wo beide Plätze überschaubar waren und sah, wie der Hengst sich schon in den Zaun warf. Ich rannte also los, einmal um den Stall herum, um mein Pferd einzusammeln, bevor das Monster ihn anfällt.
Der hatte allerdings schon Angst bekommen, rannte im gestreckten Galopp los und sprang über den Zaun auf die Weide. Wir erinnern uns: Es hat geschneit. Und statt einem eleganten Satz bretzelt es ihm die Hinterhand weg und der Kopf verschwindet im Schnee.
Gedanklich hatte ich schon mein Handy gezogen und mich gefragt, wo ich einen Tierarzt herbekomme, der mit Hüftbruch einschläfert, so dicht wie der Schnee auf den Straßen lag.
Pferd sah das ganz anders, die Blitzbirne hatte schon längst wieder vergessen, wie er über den Zaun gekommen war und trötete da hinten plötzlich rum, weil er so ganz alleine war. Feinst piaffierend und mit Hengstallüren.
Aber auch sonst erlebt man so Dinge – nicht unbedingt immer mit eigenem Pferd, jedoch muss man öfters mal völlig verstörte Besitzer trösten, die gerade zitternd ihren Cognac trinken, weil das Pferd ihnen mal spontan vor Augen geführt hat, wie bekloppt es eigentlich ist.
Hallentür – immer offen. Das weiß natürlich auch das Pferd meiner Freundin, das gerade am Freispringen teilnimmt. Dabei wird nur leider die Tür zugemacht.
Ich stehe dort also und unterhalte mich an der Bande mit ihr, bin kurz still, weil das Pferd jetzt springt … springt … noch mal springt … kurzkehrt hinlegt und auf die Tür zurast und mit einem mega Scheppern dagegen. Aber halt! Das wäre ja zu einfach. Nein, es hat mit dem Kopf die alten Holzbretter durchgebrochen und guckt jetzt raus. Äußerlich keine Wunde zu sehen. Aber es muss ja auch wieder raus.
Ich nähere mich vorsichtig, damit ich den Idioten nicht erschrecke. Da bekommt er jedoch einen Rappel, zerrt den Kopf nach draußen und fetzt wieder los. Ungefähr drei Runden, dann hat er keine Lust mehr.
Tierarzt ist schnell gerufen. Als er das Pferd sieht, fragt er aber zur Sicherheit noch dreimal bei den Umstehenden nach, weil er nicht glauben will, dass das passiert ist und das Pferd nichts hat. Und nein, blind ist der nicht! Nur doof.
Auch schön: Wenn man nicht mit dem eigenen Pferd unterwegs ist, aber auf dieses Tierchen aufpassen muss. Und das spontan seinen inneren Stimmen folgt, die rufen: „Hey, bring dich doch mal um! Das wird ein Mordspaß!“
Unter den wachsamen Augen der Besitzer trabe ich also einen netten Hengst ab, der bald sein erstes Rennen bestreiten soll. Mit stolz geschwellter Brust stehen sie da und begutachten das nette Pferd, der wirklich sehr Schmuck aussieht. Und eigentlich auch ganz nett ist.
Ab auf die Bahn, ordentlich gehen lassen, aber das Träumerle guckt sich auch bei Renntempo gerne um. Und was ist das? Oh! Das kenne ich aber nicht. Es ist weiß. WEIß! SHIT! Als der Hengst das sieht versucht er den Anker zu werfen. Das geht aber nicht bei Renntempo so ohne Weiteres, jedenfalls nicht, wenn man zu blöd ist, seine Beine zu koordinieren. Ich höre das lustige Klimpern der Eisen, die gerade zusammenschlagen und dann steht kurz alles Kopf.
Inklusive Pferd, der einen astreinen Überschlag hinlegt. Nur, um dann aufzustehen und sich diesen bösen, weißen Gegenstand mal genauer anzusehen. Ich sag’s euch, für den wurden Scheuklappen erfunden …
Foto: Bitte keine Herzinfarkte mehr. Danke!