Ich, so als Autorin, höre folgende Dinge ja öfter: „Ach, ich würde ja auch ein Buch schreiben, ich habe ja nur keine Zeit.“ Oder: „Meine Lebensgeschichte ist so spannend, das wäre bestimmt ein Bestseller.“ Oder: „Na, das kann ja jeder. Ist ja nur ein bisschen Fleißarbeit.“ Das sind gerne so die Reaktionen, die man als Autor abbekommt, wenn man das sagt. Von Menschen, die sich wahnsinnig gerne selbst überschätzen und meinen, dass sie sowieso alles besser können.
Als Reiter ist das aber noch viel schlimmer. Denn bei Jung und Alt gibt es Klugscheißer, Besserwisser und gnadenlose Selbstüberschätzer, die auf jeden Satz unsererseits eine Antwort haben, die es schafft, unsere Worte herabzuwürdigen und sich selbst zu feiern. Na? Wollen wir wetten, ihr kennt mindestens die Hälfte?
1. Unser Satz: „Ich reite freizeitmäßig.“
Die Antwort: „Also ich bin ja früher ganz erfolgreich Turniere geritten, ich hatte ja nur keine Zeit mehr.“
Was natürlich impliziert, dass unser Gegenüber sehr viel besser reitet als wir und er einfach nur nicht die Zeit findet, seine Olympiakarriere weiter zu verfolgen. Die hat halt SOOOOO viele Termine und ist so was von gefragt …
2. Unser Satz: „Ich reite Rennpferde.“
Die Antwort: „Ich bin ja früher auch immer auf dem Stoppelfeld geritten, mein Pferd war mindestens 120 km/h schnell. Ich könnte mich auch mal als Jockey bewerben.“
Irgendwie sind angeblich auf dem Stoppelfeld immer alle Pferde schneller, als austrainierte Rennpferde. Komisch. Vielleicht sollten die Rennen demnächst auf den Stoppelacker umziehen. Hilft ja scheinbar.
3. Unser Satz: „Momentan klappt’s ja ganz gut.“
Die Antwort: „Also ich hatte ja immer eine total innige Bindung zu meinem Pferd und die hat alles für mich gemacht. Leider musste ich sie dann verkaufen.“
War ja sehr innig, die Bindung. Und irgendwie hört man verdammt oft den Satz: Für mich macht der/die alles. Frage mich, was passiert, wenn die mal mit nem Futtereimer konkurieren müssen.
4. Unser Satz: „Mensch, gestern hat mein Pferd dies und jenes gemacht.“
Die Antwort: „Das ist ja nur, weil dein Pferd dir nicht vertraut. Also mein Pferd macht alles mit mir, weil es mir totaaal vertraut.“
Moment, warst du nicht diejenige, die gestern noch vom Pferd gefallen ist, weil es vor dem Cavaletti geparkt hat?
5. Unser Satz: „Hm, dafür langt mein Geld gerade nicht, sorry.“
Die Antwort: „Ja, also wenn man sich DAS nicht mal leisten kann, sollte man eigentlich gar kein Pferd haben.“
Während die Person empört mit ihrer drölfhundert Euro Prada Handtasche wedelt und uns eine Eskiii-Schibbi-Schabbi andrehen will. Sorry, dass der Tierarzt diesen Monat fünf Mal da war und das Pferd jetzt Spezialbeschlag braucht. Da hat man wahrlich andere Sorgen, als die Frage, welche Schibbi-Schabbi den Teint am besten betont.
6. Unser Satz: „Ich hab heute keine Zeit, sorry.“
Die Antwort: „Andere Leute nehmen sich halt die Zeit für ihr Pferd. Ich verstehe gar nicht, warum du eins hast.“
Tja, ist doch schön, wenn andere Leute permanent Zeit haben und offensichtlich nicht arbeiten gehen. Manche halt schon. Und man kann halt nicht immer voraussehen, ob Überstunden anfallen oder nicht. Aber schön, dass man sich da Sorgen drum macht. Wie wäre es, die Zeit sinnvoll mit dem eigenen Pferd zu nutzen?
7. Unser Satz: „Ne, lass mal, mein Pferd mag das nicht.“
Die Antwort: „Dann ist das ja nur schlecht erzogen. Also mein Pferd macht ja alles.“
Schön. Weißt du was besonders toll wäre? Wenn es dich K.O. schlägt, damit du anderen Pferdebesitzern nicht mehr auflauerst, um deine Weisheiten vom Stapel zu lassen. Das wäre besonders toll!
Foto: Passt das so?