Pferde wissen manchmal nicht, wann Schluss ist. Meiner vor allem nicht, denn der ist eben Arschlochpferd – auch mit Artgenossen.
Fängt mit einer unguten Herdenkonstellation an, wo er beim Kauf stand – sehr viele Traberweiber, mein möchtegern Hengst und ein paar labbelige Warmblüter. Overkill. Die Weiber schlugen und liebten ihn gleichermaßen, die Wallache fanden ihn blöd, weil er ihnen auf den Keks ging. Und das kann er gut. Hintern beißen im Vorbeigehen, hier mal drohend mit dem Poppes hin, da mal in die Mähne gebissen und schon hat man eine Menge Freude auf der Weide – keinen!

Eine Stute arbarmte sich, der durfte er dann hinterherdackeln, aber im Radius von 10 Metern Abstand und niemals näher. Ein winziges Lichtchen in einer Herde die recht groß war. Zweitletzter in der Hierarchie. Man soll ja meinen, dass die armen Socken sich zusammenraufen, aber mein Arschlochpferd ist die Sorte von dickem Kind, dass das noch dickere Kind in der Schule hänselt, nur um irgendwie dazuzugehören, es tritt also ständig diesen Fuchs weg. Könnte ja in den 10 Meter Radius seiner Herzensdame kommen, die jetzt schon wieder völlig genervt ist und ihn mal wieder davonjagt.

Die Herde ist SO toll, dass er am liebsten nie davon weg will und Kleber spielt. Vollkommen nachvollziehbar … wenn man masochistisch veranlagt ist.
Trotzdem – der Tag kommt, er muss umziehen und sich mit einer deutlich kleineren Herde vergnügen. Was auch wirklich „gut“ klappt. Für seinen Nervfaktor, denn das Shetty lässt sich zu jedem Blödsinn überreden, denn mein Pferd ist ein bisschen wie das vermeindliche ADHS Kind, das ständig spielen will und auch nie müde wird (nur wenn ich was von ihm will).

Leider sehen das die anderen Pferde außer dem Shetty überhaupt nicht so, denn die sind entweder alt oder Stuten und mein Pferd ist noch in der: „Ih, ich spiele nicht mit Mädchen Phase.“ Sie besteigen ist aber legitim … wie ich an ein paar Schimmelhaaren in den Eisen erkenne. Na, gottlob war das ein SEHR schweres Warmblut, die hat’s wahrscheinlich nicht mal gemerkt.

Die Schimmelstute zieht aber weg. Da bleibt nur noch die Omma. Und die Omma ist launisch, macht ihn an, jagt ihn weg und spielen will die auch nie. Außerdem ist sie uralt. Das ist Mozart so suspekt, dass er sie künftig auf jedem Weg zum Wasser begleitet und sie abgezählte Schlückchen nehmen lässt – dann wieder fortschickt. Weiß nicht, ob das erweiterte Seniorenbetreuung ist, oder er nur schon wieder darauf hofft, dass sie ihn anrosst, aber dann beißt, wenn er mal gucken will.

Bleibt das Shetty – mit dem wird ausgiebig gespielt. Hauptsächlich bestehen die Spiele aus: Beißen. Beide tragen im Abstand von ein oder zwei Tagen unterschiedliche Bissspuren mit sich spazieren. Wenns das Shetty war, erkenne ich das immer sehr genau, die sind maximal auf Brusthöhe. Wenn man sie beobachtet, stehen sie sich stundenlang gegenüber, fletschen die Zähne und kneifen sich gegenseitig irgendwohin. Ein tolles Spiel. Manchmal macht der Opa auch mit, aber der hat spätestens dann genug, wenn Shetty oder Arschlochpferd ihn am Halfter packen und mit ihm Gassi gehen. Dann wird es ihm zu blöd und er trollt sich.

Shetty versteht das – Mozart nicht. GAR NICHT. Es kann nicht sein, dass jemand NICHT mit ihm spielen will. Also nervt er partout seine Weidepartner – was er mit Erfolg tut, denn er ist so nervig, dass sie alles machen was er ihnen mitteilt. Chef durch Nerven. Kann nicht jeder.

Würde er jemals an ein Pferd geraten, dass sich sein Theater nicht bieten lässt, ich glaube der hätte den Schock seines Lebens.

Foto: Du hast ein Leckerlie – gib es mir!