Rennsporthasser haben immer ein Argument – ständig wird das Pferd geschlagen. Mittlerweile hat sich zwar rumgesprochen, dass der Peitschengebrauch streng reglementiert wird und nur 5 Schläge überhaupt vorsieht, aber das Gegenargument ist auch immer da: Im Training wird draufgedroschen.

Ich weiß, wenn ich auf ein Pferd steige: der Stock ist schlecht. Du nimmst ihn mit und egal wie du ihn benutzt, der Trainer wird darüber schimpfen. Setzt du ihn ein (weil das Pferd bockt, nicht weiter möchte, oder irgendwelchen Unsinn anstellt), dann gibt es Ärger, weil du dir nicht anders zu helfen wusstest.
Setzt du ihn nicht ein, wirst du gefragt, warum du es durchgehen lässt.
Peitschengebrauch ist immer heikel und du hast in jedem Fall im Hinterkopf – Scheißteil.

Im Winter ganz besonders, wenn die Pferde nur leicht arbeiten, völlig übermütig sind und eine Menge Blödsinn im Kopf haben.

Situation:
Unser Lot in der Halle. Ich mit einem Pferd, das frisch aus der Klinik entlassen war (Kolik OP) und zum ersten Mal traben durfte. Kollege hinter mir mit Trainers Liebchen und ausgewiesenem Faulpferd. Der Rest auf ein paar Hengsten.
Faulpferd hinter mir buckelt rodeomäßig durch die Halle. Trainer kann nicht sehen, welches Pferd das macht, er steht ja an der Tür und die Sicht ist durch Boxen in der Hallenmitte blockiert.
Ein, zweimal lässt der Reiter das durchgehen. Beim dritten Mal Eckenspringen langt es ihm, da gibt’s Ärger. Das sieht allerdings der Trainer, der wütend fuchtelnd auf uns zurennt und meinen Kollegen zusammenfaltet, warum er das Liebchen gehauen hat.
Als mein Kollege versucht ihm zu erklären, was da in der Ecke jedes Mal passiert, schiebt Trainer es auf mein Pferd, der stand ja immerhin monatelang.
Empört weise ich das von mir, meiner war’s nicht!
Trainer kassiert Stock ein und lässt den Kollegen mit dem bockenden Pferd allein. Und das tut es auch weiterhin. Jede Runde wieder.

Nimmst du den Stock nicht mit – geht das auch nicht. Wie willst du denn dann vernünftig deine Arbeit reiten? Vor allem wenn dein Pferd ständig von dem Partner wegdriftet? Dabei sein muss er. Sagt der Trainer. Aber auch hier: Das ist kein Gesetz: Wehe du nimmst auf die Kleinen einen Stock mit. Mach dir gefälligst die Bügel länger und lass ihn da. Selbst Schuld, wenn du deswegen nen Abgang machst.

Verlieren? Geht gar nicht! Kiste Bier!

Situation bei einem anderen Trainer:
Puller, mühsam angehalten, ich war die letzte im Lot. Ich möchte auf die Grasbahn ausweichen, weil mir ein anderes Lot entgegen kommt. Mein Pferd sieht das völlig anders und bleibt stehen, mitten auf der Bahn.
Hallo? Antippen. Hallo??? Wieder Antippen.
Pferde kommen näher. Schnell!
HALLO?
Nur unter wirklich drastischen Drohungen bekomme ich das Pferd weg. Aber wir erinnern uns ja – Arbeitsreiter wissen, dass der Stock böse ist, jeder hat den Zank gesehen. Und ich werde prompt beim Trainer verpetzt. Dreimal dürft ihr raten, wer die nächsten Lots keinen Stock mehr hat? Ich. Und mit wem wird geschimpft, weil irgendwas daneben ging? Na, ihr ahnt es ja …

Im Reitstall gehört die Gerte zum Usus. Im Rennstall nicht. Großer Unterschied. Wie unbedarft ich früher mit Gerte geritten bin, habe ich heute ein absolut schlechtes Gewissen, wenn ich sie mitnehme. Was ungefähr alle 2 Jahre mal vorkommt. Dann reite ich verschämt und heimlich über den Platz, habe sie dekohalber mit und hoffe, dass mich keiner verpfeift.

Glaubt mal, die Leute, die im Training reiten, die überlegen sich dreimal, ob sie die Peitsche einsetzen.

Foto: Mal ein Bild so von der Nähe.