Kennt man ja: “Könntest du mein Pferd mit auf die Weide stellen/ es runter holen/ rüber auf die nächste Weide bringen? Heute abend, ich schaffe das nicht!”. Logo. Gar kein Problem. Ob man jetzt ein oder zweimal geht, ist ja nun wahrlich egal. Früher, so vor gefühlt hundert Jahren, habe ich das übrigens immer gemacht. So auf 80 Pferde im Stall kam eins, wo man wusste, okay, der ist bisschen doof. Heutzutage? Manchmal gefühlt andersrum … 80 Pferde und nur eins kann man bedenkenlos zur Weide führen, oder aus dem Offenstall raus sammeln. Also klar, heute wie damals sind die Pferde, gerade in der ersten Woche, wo es endlich aufs Gras geht, nachdem vorher nur Matschkoppel und Paddock angesagt war, natürlich ein bisschen knackiger und machen auch mal Hüpfer. Aber manche Kandidaten … die haben halt auch noch nie was von führen gehört. Deswegen vorsicht, wenn jemand euch um so was bittet. Checkt lieber erst einmal, was für ein Typ Pferd ihr da “mal eben” mitnehmen sollt.
Die Bombe
… geht zur Weide. Egal ob du da bist oder nicht. Schnell. Mit einem großen: “BOOOOM!” ist sie weg und du musst höchstens noch das Tor aufmachen, damit der Gaul dann auch drauf statt dran steht. Grundsätzlich geht die Bombe nicht mit dir zur Weide. Oder wieder runter. Sie ist sehr selbstständig und du bist schlichtweg nicht schnell genug zu Fuß. Wie, du schaffst keine 40 km/h? Ja, dann … leck mich doch! Weg. Gerne mit einem Hüpfer verbunden, der dich aus dem Konzept bringt.
Der Panzer
… geht zur Weide. Egal ob du da bist oder nicht. Oder ob eine Betonmauer auf dem gewohnten Weg steht. Oder ein Hindernis. Andere Pferde. Eine Schulklasse. Ein Elch. Kackegal, der Panzer geht. Zum Takt von And Ones Panzermensch. Also bitte zackig mitgehen, sonst geht der Panzer eben allein. Gehst du mit, kommst du aber auch an. Und du darfst das Tor aufmachen. So geht der Panzer natürlich auch von der Weide. Geh zügig, nicht stehenbleiben, der Panzer hat Termine und noch was vor. Hop jetzt!
Der Flitzebogen
… geht mit dir, weil er nicht völlig unerzogen ist. Daher haut er dir auch nicht ab. Aber er ist überall und titscht am liebsten auf zwei Beinen Richtung Weide. Man muss ständig mit ihm schimpfen und ihm klarmachen, dass man bitte einfach nur von A nach B laufen möchte. Das ist dem Flitzebogen aber egal, der ist nämlich aufgezogen und zwar richtig. Er gruselt sich auch vor allem auf dem Weg, deswegen ist es nicht unbedingt sicher, dass du dort ankommst, wo du hin wolltest, da das nette Tier ständig auf 180 ist.
Der Tester
… ist eigentlich lieb, aber hin und wieder will er doch gucken, ob es nicht schneller von der Weide oder runter von der Weide geht. Das macht er so alle paar Monate einmal und dann ist er zufrieden. Lernt aber schnell Unsinn, also Achtung! Wenn er sich das erst Mal merkt, dann wird er zum Panzer.
Die Klette
… nervt. Schreit dir ins Ohr, wenn die Kollegen zurückbleiben, oder vorher da sind. Nervt massiv, sobald er oder sie die Kollegen sieht. Vergisst dann sämtliche Distanzen und wenn man die aus dem Offenstall fischen will, hat man richtig Kirmes. Weil sie sich umdreht, sobald man nur den Strick festgemacht hat. Und dann sagt dir das nette Frauchen noch: “Ach, nur kurz mitbringen, ich habe den Schmied da”. Haha … die Klette wird alles versuchen, um am Ende doch wieder zu ihren Buddys zurückzukommen.
Der Distanzlose
… ist furchtbar, weil er dich ständig wegdrängelt und umrempelt und dir auf den Füßen steht. Ja, sicher, er geht mit dir zur Weide, oder zum Futterhäuschen, oder sonstwohin, egal in welcher Haltungsform. Aber wie! Boing, hier ein Kopf, Bäm, da ein Bein. Er weiß überhaupt nicht, dass du auch noch da bist, weil ihm noch nie jemand gesagt hat, dass er gerne eine Armlänge Abstand haben möchte. Versteht er also nicht.
Foto: Hast du nen Keks?