… ich bin nur sehr besitzergreifend. Wo es sehr eifersüchtige Besitzer gibt, so gibt es die auch unter den Pferden. Ich hatte zwei eifersüchtige Pferde in meinem Leben … und witzig ist das überhaupt nicht. Auch wenn sich manche Leute das ja ständig im Genitalbereich herumreiben müssen, weil das Pferd sie soooooo lieb hat.
Klar, bis zu einem gewissen Punkt ist das putzig. Hört aber schnell auf, weil Pferde sehr groß und blöd sind. Und mit Größe und Blödheit verletzen sie auch schnell einen Mensch. Jedenfalls schneller als so ein wadenbeißender Trethupenhund.

Zum einen war da der Hengst. Der Hengst hat irgendwann beschlossen: „Meins“. Und trat fortan alles weg, was sich seiner Boxe näherte, sobald ich darin war. Ist das nicht cool? Fury, der schwarze Hengst, nur ganz allein für mich. Weniger cool: Ältere Leute, die die Boxentür öffnen und dann angefallen werden. So wie der Trainer. Geht echt gar nicht.
Daher ist daran auch gar nichts cool. Denn was ist das Resultat? Nachts um drei, Klingeling: Der Hengst hat was, du musst kommen. Kriegt den ja sonst keiner raus ohne treten und beißen.
Halten wir also fest: Schwarzer Hengst, der eifersüchtig Frauchen verteidigt, ist nicht nur uncool, es raubt auch Zeit, Schlaf und Nerven.
Privat ist das übrigens ganz schnell weggegangen.

Nummer zwei: Der Todesstern. Aber auf eine komische Art. Auf der Weide hat sie versucht mich zu separieren, allerdings nur, bis sie spitz hatte, dass sie reinsollte. Dann war sie weg. Ja, das Pferd muss man nicht verstehen. Hol keine anderen Pferde rein, Weib! Hol mich aber auch nicht rein!
Am Putzplatz soweit wieder alles okay. Da darf man sich neben andere Leute stellen, deren Pferde anfassen, oder sich entfernen.
In der Halle darf aber nichts mir zu nahe kommen, wenn ich am Boden bin. Plötzlich weiß man auch wieder, wofür rote Schleifen erfunden wurden. Wenn ich einen Abgang gemacht habe, war der Todesstern auch nie weit weg. Könnte ja jemand bedrohlich nahe kommen … Ist aber nicht hilfreich, wenn man sich verletzt hat und Hilfe braucht.

Ich habe beides weder bewusst forciert, noch war ich darüber besonders glücklich (oder bin es im Nachhinein nicht – beim Todesstern war ich Teeny und fand das natürlich supertoll, dass MEIN Pferd auf mich aufpasst).
Manche Leute sind sich allerdings gar nicht im Klaren darüber, wie sie Eifersucht schüren unter Pferden, vor allem die Leckerlietanten. Bei uns gibt es immer für alle etwas. Oder erst dann etwas Einzeln, wenn die anderen Pferde außer Sichtweite sind. Und es gibt auch sicher nichts beim reinholen, oder auf der Weide. Sonst hat man da ja permanent Kasalla.
Wenn das eigene Pferd dann zu Frauchen will, weil die immer was zu Naschen hat, aber die anderen einfach ranghöher sind und es verbiestern, dann laufen auch nette Pferde gerne mal Amok.

Andere machen das nicht mit Futter, aber sie loben solche Mätzchen, wenn sie ihr Pferd dabei erwischen. Da gab es so einen netten Vorfall beim longieren …
Eine Dame steht auf dem oberen Zirkel und longiert. Ihr Pferd ist so im Aggro- Modus, das will nicht, dass da noch irgendwer reitet. Ich bin aber mit der Beulenpest in der Halle (die groß genug ist) … und ich möchte auch mal ganze Bahn gehen. Nein … Madames eifersüchtiger Hüter will nicht, dass wir uns nähern, der rastet jedes Mal drohend aus, wenn ich mich nur nähere. Und sie hält weder dagegegen, noch straft sie mit Stimme. Ne, die kichert und sagt: „Ach, wie süß. Speedy will nicht, dass du hier in sein Gebiet kommst.“
Hat Speedy den Zirkel für sich gepachtet, oder was?

Auch die, die territorial ihre Box vertreten sind ein Krampf. Vor allem als Angestellte im Stall, wo es dann heißt – das ist halt so, das ist ein Hengst. Ach, so … deswegen darf der mir mit dem nackten Arsch ins Gesicht springen? Ihr könnt mich doch mal …
Diese Fraulis stopfen ihre streitsüchtigen Monster dann auch mit Leckerlies voll. Super …
Da stehen unsere Einhornreiterinnen dann mit glänzenden Augen und freuen sich: Juhu, mein Pferd scheucht alle weg, das will zu mir. Nein – das will nur zu deinem Futter. Sonst gar nichts.

Foto: Achtung, wir fallen gleich um.