Es fängt schon beim Einkaufen an: Zweimal gehen ist zum Kotzen. Vor allem, wenn man weit entfernt von der eigenen Haustür parken muss, weil man zum Beispiel, wie ich, eine Tiefgarage hat. Entsprechend schaffe ich es, zwei Tüten und zwei Sixpacks auf einmal zu schleppen, kollidiere aber mit mir selber, wenn ich auch noch Katzenstreu kaufe. Das macht sehr schlechte Laune. Entsprechend genervt komme ich, wenn ich mehrfach laufen muss, vom Einkaufen wieder.

Aber die Manie bleibt ja auch im Stall. Oder definieren wir genauer: Sie fängt im Stall an. Schon ganz früh. Denn Reiter tragen Putzkoffer, Reitstiefel, Helm, Sattel und Trense auf einmal. Muss man ja alles haben. Da sehen wir sie, der Gurt ist runter gerutscht und schleift über den Boden, die Zügel hinterher, ein Bein schon drin verhakt und trotzdem fallen die nicht auf die Nase. Denn Reiter wissen – man geht nicht zweimal. Was man in der Zeit nämlich schon geschafft hätte, während man zweimal gehen müsste … neeee. Darauf haben wir keine Lust.

Und bei einem handelsüblichen Pferd ist das ja auch gar nicht so problematisch. Stiefel kann man schon vorher wechseln und dann hat man noch eine Hand frei für andere Dinge. Eine Gerte, ein Futtereimer, die Abschwitzdecke – irgendetwas eben, das man noch mitschleppen kann.
Reiter tragen die Sachen bei Bedarf auch sehr weit (obwohl man weniger Westernreiter dabei sieht – liegt wahrscheinlich an der Sattelgröße und dem Gewicht). Denn es sind ja nicht immer Putzplätze in Spindnähe frei.

Die Hardcore Variante von „nicht zweimal gehen“, wird mit Pferd kombiniert. Am eigenen Spind ist kein Putzplatz frei, ergo räumen sie den einmal komplett aus und nehmen ihr Pferd gleich mit. Auf die Idee, dass das Pferd seinen eigenen Sattel jetzt auch tragen könnte, kommen sie allerdings nicht. Wir sehen sie stattdessen mit diversen Sachen jonglieren, während das zum Glück kreuzbrave Pferd nebenher trottet und sich wahrscheinlich denkt: Toll, jetzt ist Frauchen bekloppt geworden!

Wirklich kompliziert wird das, wenn das Arsenal sich erweitert und besonderes Equip notwendig wird. Bandagen, Gamaschen, eine Nierendecke, ein zusätzliches Reithalfter, Creme fürs Aui, die nicht mehr in die Putzbox gepasst hat, ein Mitbringsel für eine Mitreiterin, die Geburtstag hat und das Handy, das gerade klingelt.
Spätestens ab da wird es dann auch kritisch, denn der alltägliche Gang mit den anderen Sachen ist Routine. Unvorhergesehene Sachen finden dann gerne den Weg nach unten.

Natürlich fällt immer das als Erstes, was auch kaputt gehen kann. In unserem Beispiel das Handy. Man muss aber drangehen, weil es pferdebezogen und wichtig ist: Tierarzt oder Schmied. Denn sonst würde man in dem Moment tatsächlich nicht drangehen.
Bei dem Versuch sich zu bücken, fallen die Bandagen runter, rollen sich ab und schleifen einmal quer durch die Stallgasse, die trotz kehren dreckig genug ist, damit die Bandagen statt rot, nun staubgrau sind.
Spätestens jetzt möchte der Reiter also alles hinlegen, um die heruntergefallenen Sachen aufzuheben. Nur ist alles verknotet. Die Zügel sind um die Steigbügel gewickelt, die Nierendecke hat sich am Sattelgurt verfangen und schlussendlich bleibt nur, den ganzen Batzen hinzuwerfen und dann alles einzusammeln.

Hier greift zum ersten Mal das Mysterium: Das geht nur einmal. Denn wo vor dem eigenen Spind noch alles funktioniert hat und man die Sachen wohlgeordnet aufeinander aufstapeln konnte, passen jetzt mindestens drei Dinge nicht mehr in die Arme. Ja, es geht einfach überhaupt nicht. Wie hat man das vorhin noch gleich gemacht? Wutschnaubend wie Rumpelstielzchen hüpft der Reiter um seinen Wust aus Sachen, kennt plötzlich ganz viele Schimpfwörter und geht dann ein zweites Mal.
Aber nur DIESES Mal. Beim nächsten Mal macht er es nämlich genau so wie vorher.

Foto: Mittlerweile noch näher an der Sattelkammer! Win!
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