Manchmal sind die drei Affen echt hilfreich – oder sagen wir, sie können weisend sein! Wegweisend quasi, denn wenn Reiter sie manchmal beherzigen würden, dann hätte man schon viel weniger Ärger. Vor allem in diesem speziellen Fall: Wenn Reiter über Pferde reden. Dabei meine ich nicht so allgemein, sondern über konkrete Pferde reden. Das kommt noch aus meiner Zeit als Reitschüler und Berufsreiter: Frag ums verrecken NIE wie ein Pferd ist, wenn du es gleich reiten sollst. Du kriegst eh nur Grütze zu hören!
Glaubt ihr nicht? Oh, doch. Ich habe heute da mal ein paar illustre Beispiele mitgebracht und auch, wie meine „Vorbereitung“ dafür dann ausgegangen ist.
Ich besuche eine Freundin in der Reitschule. Sie möchte unbedingt, dass ich mal bei ihr eine Stunde mitreite, weil … weil. Sie würde mich halt gerne überzeugen, dass ich künftig bei ihr im Stall reite (ich kann so viel Spoilern: Nein!) Sie sagt mir bereits vorab: „Du bekommst den Peter … der ist ganz faul und galoppiert nicht.“
Ach … jo … kenn ich. Hab ich Zuhause, nennt sich Todesstern. Faulstes Pferd von Welt.
Ich setze mich auf Peter, mache mal kurz die Beine dran und Peter schlurft. Peter ist mir zu langsam, also sage ich mal kurz: Hü … naja, so mit allen Hilfen eben, auch nonverbal kann man „Hü“ sagen.
Anschließend pest Peter wie eine gesengte Sau eine Stunde durch die Halle und der Reitlehrer guckt mich völlig schockiert an, warum der so rennt und ob ich viele Geschwister hätte, weil ich mich so durchsetze. Schön war von der Stunde jedenfalls nichts. Hätte ich nichts gewusst, hätte ich Peter jedenfalls sicher nicht direkt so klargemacht, dass Schulpferdeschluff inakzeptabel ist.
Rennstall. Ich neu, Pferd nicht. „Ist der nett?“, frage ich. Nette Umschreibung für: Pullt der? „Nein, überhaupt nicht, den kann jeder reiten, der ist soooo lieb.“
Ich entspanne mich. Offensichtlich differieren unsere Meinungen zum Thema „lieb“ ganz gewaltig, denn als ich mit dem Pferd cantern gehe, ist der Gaul mit mir über alle Berge und ich habe die längsten Arme der Welt. War ich wohl zu entspannt aufgrund der Fragestunde? Keine Ahnung. Ich verwünsche das Vieh, das sogar im Schritt noch versucht mir die Zügel zu klauen und loszurennen.
Im heimischen Stall dasselbe Theater: „Was, du hast den Albert? Der ist böse, das weißt du, ja? Der hat schon zig Reiter runtergeworfen!“ (Hoho … hat er wirklich, Codename Albert ist jetzt drölfhundert und schaukelt noch Kinder, aber früher war der ein Rodeopferd). Ich versuche mich mit Brechdurchfall rauszureden, weil ich überhaupt keinen Bock auf runterfallen habe, aber nix. Ich bekomme Albert. Hauptsächlich schlurfen Albert und ich verschreckt Schritt. Er weiß nicht, was er von mir halten soll und ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Blöd. Hätten die mir einfach gar nichts gesagt, hätte ich mich auch mal getraut ihn anzupacken. Aber so? Nä.
Und dann ist da noch die Variante: Ich habe offensichtlich nicht zugehört. Ich bekomme ein Schulpferd, was ich noch nicht hatte. Ich sattle, ich trense, ich steige auf und geh in die Halle. Ehrfürchtige Stille. Ich reite meine Stunde, schmeiß das Pferd auf die Weide und komm wieder.
„Ach, der ist aber nett, den mag ich.“
Reitlehrerin: „Ja?“ *notiert … den reitet jetzt Frau Arschlochpferd, bis einer von beiden abnibbelt*
„Wieso sagst du das so komisch?“
„Och, nur so …“
Erst hinterher habe ich erfahren, um wen es sich handelt: Um den Assi. Der, der mit Kindern in den Teich springt, ein sehr schnelles Hinterbein hat, ständig abhaut und Leute absetzt. Der Assi (das muss man zur seiner Ehrenrettung sagen) hat mir NIE was getan. Wirklich nie. Ich war einfach nicht voreingenommen, also hatten wir überhaupt kein Problem miteinander. Die These kann ich sogar untermauern:
Ihr erinnert euch an die Freundin aus dem ersten Beispiel? Ja, genau, die war dann auch mal zum Austausch bei uns und bekam den Assi. Ich habe gar nichts gesagt. Warum auch? Der ist doch gechillt. Freundin reitet, ist happy, stellt Pferd an Putzplatz und macht die Trense ab. Irgendwer hat aber das Halfter weggehangen, also lässt sie ihn kurzerhand mal eben ohne stehen.
Während plötzlich fünf Leute daneben stehen und „Ohgottohgottohgott“ machen und die Hände in den Himmel werfen. Während der Assi da ganz gechillt steht …
Und natürlich meine Reitlehrerin. Bei der lernt man direkt auf die harte Tour: Wenn die sagt, „der ist lieb“ … dann lauf. Aber so richtig weit weg, bitte. Da ist nichts lieb. Das ist das Böse in Person.
Vielleicht sollten wir manchmal einfach nicht alles so genau wissen wollen. Eigene Erfahrungen helfen definitiv. Wenn man immer gleich auf ein neues Pferd zugeht, dann lernt man es deutlich besser kennen, als wenn man sich von anderen beeinflussen lässt, die das Tier am besten nur mal von Weitem gesehen haben.
Foto: Terrorzwerg