Wir Reiter legen Wert auf bestimmte Dinge. Wir können es nicht bei dem Satz: „Ich habe einen Haflinger, Holsteiner, Trakehner, Arschkopf, was auch immer“ belassen. Denn alles ist irgendwie negativ behaftet. Oder besonders und man muss es zwingend hervorheben.
Zum Beispiel: „Ich habe einen Trakehner – aber ganz lieb, kein Bekloppter.“ Na, Trakehner Besitzer? Wie oft sagt ihr das, damit ihr nicht gleich ausgebuht werdet, weil ihr einen spinnerigen Storch gekauft habt?

Oder: „Ich habe einen Haflinger – Western/Dressur geritten und schon erfolgreich bei Turnieren.“ Das sagt man deswegen, damit niemand denkt, dass man eine fette blonde Ponykugel hat, die nichts kann und nichts gekostet hat.
Denn Reiter sind extrem rassistisch, wenn es um Pferderassen geht. Na, kleines Beispiel gefällig?

Araber: Puppengesichter mit Fischköppen, die den Schwanz umklappen und sonst nur bescheuert sind.
Shettys: Rasenmäher mit Kugelbauch, null erzogen, total sinnlos.
Galopper: Dasselbe wie Araber, nur ohne Puppengesichter, Fischköppe und den umgeklappten Schwanz. Rennen nur noch mehr. Und kaputt.
Traber: Dasselbe wie Galopper und sinnlos. Weil gefahren.
Isländer: Ein Fehler der Natur. Warum haben die mehr Gänge? Da ist was kaputt.
Quarter: Scheintot und ein dickerer Hintern als Cindy aus Marzahn.

So könnte man ewig weitermachen. Mit jeder Rasse. Denn Reiter haben Schubladen (das erwähnte ich ja schon mal), die sie gerne auf und zumachen, aber ungern mischen.
Wenn sie einen netten, oder rittigen Vertreter einer verpönten Rasse treffen, der plötzlich ganz anders ist, dann heben sie das auch richtig hervor. Dabei ist das doch eher der erstrebenswerte Zustand. Ist wie auf einem Turnier, wenn man sagen muss: Hey, da sind aber zwei nicht Rollkur geritten. Ja … schon traurig, dass man das hervorheben muss.

Schlimm ist, dass man das wirklich muss. Fangen wir doch mal eine Diskussion an:
„Was für Westernpferde habt ihr?“
– „Quarter“
– „Quarter“
– „Traber“
– „Das ist kein Westernpferd.“
– „Ich reite aber erfolgreich damit Reining.“
– “ …“ – erst mal stalken gehen, ob das überhaupt stimmt.

Anschließend müssen wir uns trotzdem anhören, dass das ja kein Westernpferd ist, weil der nicht bunt ist und überhaupt, so richtig sliden kann der nicht, der galoppiert auch doof, was soll der Driss?

Machen wir das Experiment doch mal im Dressurlager.

„Was habt ihr denn für Dressurpferde, mit denen ihr erfolgreich startet?“
– „Westfale.“
– „Holsteiner“
– „Rheinländer“
– „Tinker“
– „Das ist aber kein Dressurpferd. Was startest du überhaupt mit dem? Ich hab nach erfolgreich gefragt!“
– „Ich bin bereits L platziert und wir sind auf dem Weg zu M.“
– „Kann ja gar nicht sein!“
Auch hier wird gestalkt. Und irgendetwas an dem Tinker gefunden, das doof ist. Wahrscheinlich die Puschel.

Man muss immer einen Zusatz schreiben. Es ist NIE damit getan zu sagen: Ich habe Rasse A. Man muss immer grundsätzlich den Lästerbacken allen Wind aus den Segeln nehmen.
Ich zum Beispiel sage nie: „Ich habe einen Exgalopper.“ Ich mag das Wort schon nicht. Und es impliziert bei vielen Heulsusen Folgendes:
„Krank, kaputt, geschlagen, gerettet.“
Ich habe immer nur einen Galopper. Das muss den Leuten einfach reichen. Sollen sie darüber denken, was sie wollen. Manchmal sage ich auch gerne: Ich hab einen Steepler. Dann wissen sie gar nichts damit anzufangen. Aber pissfreundlich sind sie dann. Denn das Wort ist nicht negativ behaftet. Ist schon irgendwie eine seltsame Welt …

Foto: Der Steepler …