Reiten macht nicht nur immer Spaß. Und sich in derselben “Szene” wie manche Mitreiter zu bewegen, gleich noch viel weniger. Ich verstehe schon Leute, die wie ein Einsiedler zehn Kilometer von der nächsten Siedlung ihre Pferde am Haus halten, kein Internet benutzen wollen und auch sonst nichts mit irgendwem zu tun haben möchten. Wirklich, manchmal kann man das verstehen. Manchmal auch nicht, denn mit Pferdemenschen erlebt man ja auch lustige und coole Sachen. Heute beschäftigen wir uns aber mal mit den nervigen Dingen, auf die wir eigentlich verzichten können – aber dank einer ekligen Mehrheit von Reitern das nicht dürfen.

1. Fotos doppelchecken
Einfach sinnlos einen Schnappschuss hochladen? Geht nicht. Sieht die Trense denn auch passend aus? Wölbt sich da etwas? Streckt das Pferd gerade den Unterhals raus? Sieht man von der Position die Rippen? Sind die Zügel denn auch nicht verdreht? Es gibt 3000 Dinge auf die man achten muss, wenn man ein Pferdefoto hochlädt. Und irgendwer findet trotzdem was zu meckern. Es nervt!

2. Leute die einen draufsetzen müssen
Eigentlich möchte man jetzt nur von seinem Erlebnis erzählen. Vielleicht war es erschreckend – vielleicht war es toll – egal. Es kommt immer jemand, der hat etwas Erschreckenderes oder Tolleres erlebt. Und er macht deins garantiert schlecht. E-Dressur nach Verletzungspause gewonnen? Ist doch nichts Besonderes, ich habe eine M-Dressur mit einem fast rohen Pferd gewonnen! Es bewegt sich grundsätzlich auf sehr unglaubwürdigem Niveau und man hat anschließend garantiert keinen Bock mehr von seinem Erlebnis zu erzählen

3.Tierquälerei brüllen
Das ist ja sehr beliebt, auch wenn man gar nicht weiß, was das dargestellte Bild zeigen soll. Ich erinnere mich immer noch an das Bild mit dem Gummi durchs Maul und ums Genick. Gott, was haben die Leute da gekreischt. Im Endeffekt ist das nicht mal ansatzweise Tierquälerei sondern triggert gewisse Druckpunkte, die ein Wohlbefinden auslösen. Aber auch bei Laufbändern wird geschrien, obwohl das Pferd gerade an einem EKG angeschlossen ist. Das ist Medizin! Nicht Tierquälerei. Aber Reiter schreien halt einfach gern.

4. Überanalysieren
Das Pferd hebt kurz den Hintern und schon hat man dreißig Diagnosen. Das geht von unpassendem Sattel über Hirntumor, über Zügellahmheit, Gehbehinderung, verrutschte und verknautschte Aura bis hin zu nicht getriggerten Chakren. So und nicht anders ist es nämlich. Dass das Pferd die Hilfe jetzt mal grad doof fand, oder eine fiese Bremse irgendwo saß – unnormal, so was passiert in der Realität doch nie.

5. Rechtfertigung im Minutentakt
Für alles muss man sich bei den Mitreitern rechtfertigen: Hässliche Schibbi-Schabbis, warum gerade dieser Sattel, warum nicht jener Sattel, warum das Pferd bandagiert ist, warum es nicht bandagiert ist, warum es trotz Sehnenschaden auf der Weide steht, warum es mit Sehnenschaden gerade nicht auf der Weide steht, warum die Trense braun ist, warum man gebisslos reitet, warum das Pferd nicht die Schlöppen aufm Turnier holt … die Liste ist lang und nervig. Grundsätzlich muss man sich wirklich bei jedem Scheiß rechtfertigen. So musste ich doch tatsächlich der Inquisition schon mal Rede und Antwort stehen, weil ich mit recht langen Bügeln auf dem Stoppelfeld war … ich wäre doch Rennreiter. Ach, so … und ein Stoppelfeld ist eine handelsübliche Rennbahn ohne Unebenheiten und Löcher …

6. Ausreden erfinden
Neben Rechtfertigungen bei Fuß, muss der Reiter auch ständig Ausreden erfinden. Zum Beispiel, wenn er keine Lust hat zu reiten. Oder das Geld knapp ist und er diesen Monat auf drei teure Zusatzkurse verzichtet. Für alles braucht er ein wasserdichtes Alibi wie ein Mordverdächtiger, weil die Inquisition dann doch noch vorbei kommt. Man braucht auch Ausreden, wenn man schon drei Monate keinen Reitunterricht mehr hatte. Oder gerade sein Pferd nicht reitet. So was Profanes wie: Derzeit habe ich keine Zeit – das geht nicht.

Foto: Sommerspaß Cindy … ähm Mozart. Mit fescher Haube und kleinem Freund!