Pferde benehmen sich manchmal ein bisschen wie ein KPop Song. So vom Innenleben her. Unverständliche Zeichen (wenn man nicht gerade Koreaner oder Pferd ist) und dann direkt Verwirrung. Vielleicht, weil der Texter nicht so ganz wusste, was sein Star da singen soll. Ungefähr so:
절대 몰라보는 사람 없이
어딜 가나 Wanna touch me
자 옳지 그래 옳지
You can’t touch me don’t touch me
Denn es ist eine Tatsache, dass sich Pferde ungefähr alle fünf Sekunden umentscheiden. Der Weihnachtskranz am Hallentor ist in dieser Sekunde okay, in der nächsten nicht mehr. Heute ist die Abschwitzdecke okay, morgen wird sie panisch zerlegt. Morgen ist es vollkommen in Ordnung dem Pferd ans Ohr zu fassen, übermorgen gibt es Randale, wenn nur jemand „Ohr“ sagt.
Pferde können sich also nicht entscheiden. Möchten sie etwas, oder möchten sie es nicht. Das fängt schon beim Anfassen an (ganz wie in besagtem Liedtext). Zunächst steht man also an seinem Pferd und tüftelt da ganz munter herum. Man streicht zehn mal über dieselbe Stelle. Beim elften Mal zickt das Pferd: „Ey, das mag ich nicht!“
„Eben war das aber noch okay.“
„Das war NOCH NIE OKAY!“
„Doch, vor zwei Sekunden.“
„Das wüsste ich aber.“
Anschließend folgt entweder totale Stille, oder ein kräftiges Aufbäumen des Pferdehirns, weil ihm jetzt einfällt, was es noch alles nicht mag. Angebunden sein. Leute. Dieser Putzplatz. Diese verdammte ganze Welt! MÖÖÖÖH! TILT – Pferdehirn macht Boom. Danach dürfen wir dann aber doch wieder an die böse Stelle fassen. Aus Gründen, die nur dem Pferd sich erschließen.
Ich habe (neben Katzen) selten Geschöpfe gesehen, die schneller ihre Meinung ändern als Pferde. Manchmal glaube ich, die machen das nur, damit es nicht so langweilig ist. So lauern ja manche Kandidaten regelrecht darauf, sich etwas auszusuchen, das jetzt sehr schlimm ist. Natürlich ohne Rhythmus, das muss schon überraschend kommen. Also bitte nicht erwarten, dass dieser Holzscheit, der da aus der Bande kommt, jede Runde schlimm ist. Oder jede zweite – das wäre nämlich ein nachvollziehbares Muster. Lieber so: erste Runde, siebte Runde, achte Runde, fünfzehnte Runde. Das kann keiner vorhersagen, der nicht sonst auch regelmäßig beim Lotto abräumt und alle haben Spaß. Also mit alle sind alle Vierbeiner gemeint.
Noch schlimmer ist es, wenn wir von Stuten reden. Stuten sind nämlich nicht nur zu Menschen so inkonsequent, sondern auch zu den anderen Pferden. Hey, du! Komm mal her. Ja, näher, näher, NEIN! ZU nah! Ab jetzt bitte nur noch drei Meter Ellenbogenabstand. Ne, Moment, das ist mir zu weit. Komm näher. Näher … Na, ihr kennt das ja.
Sie möchten nicht alleine bleiben, aber auch nicht mit den anderen zusammenstehen. Sie möchten nicht angefasst werden, halten aber den Kopf zum kraulen hin. Mit giftigem Blick – eigentlich ist es scheiße, aber umeigentlich auch nicht.
So lockt ja auch stets die rossige Stute alle vierbeinigen Männer an um dann den großen Cockblock zu starten: Uhhh, kommt her … ne, Moment, geht weg. Ihr seid noch nicht weg? Na, dann trete ich euch!
Es ist nicht einfach Stute zu sein. Man muss ja per Gesetz quasi die Laune und die Bedürfnisse wechseln. „Gib mir was zu essen!“ – „Ne, das nicht.“ „Ne, das auch nicht.“ – „Wie kannst du es wagen mir DAS zu servieren!“ Am Ende rührt niemand das Futter an und der Reiter fragt sich: „Was ist hier schilfgelaufen?“. Gestern war noch alles normal, heute tanzt die Stute Lambada beim satteln. Und wieso tritt die jetzt plötzlich nach dem Lieblingswallach. Gestern waren die noch unzertrennlich.
Foto: Ist auch manchmal ein Mädchen.