Da Pferde ja schon so was wie die zehn Gebote haben, haben sie natürlich auch Benimmregeln, die das zwischenpferdliche und menschliche regeln. Denn man muss ja nicht nur nach den wichtigsten Gesetzen leben, es gibt ja auch Dinge, die man einfach so nicht tut, weil sie nicht so gut ankommen. Oder unbedingt machen sollte (so was wie “Danke und Bitte bei Menschen – ist nicht gesetzlich geregelt, aber jeder hält einen für den letzten Asi, wenn er nicht danke oder bitte sagt …) Deswegen: Pferdebenimmregeln einhalten! Wichtig!
1. Liegt etwas neben dir, so musst du es runter werfen. Dabei ist es egal, ob groß, ob klein, ob teuer, oder günstig, ob leicht zerbrechlich oder nicht – schmeiß es runter und sieh zu, wie der Reiter sich danach bückt und dabei auch so lustig schimpft. Schmeiß es wieder runter, falls er so dumm ist, es noch einmal in deine Reichweite zu legen.
2. Esse Dinge nie am Stück (es sei denn, dein Maul ist eigentlich zu klein dazu, dann spiel Staubsauger und schnabuliere ALLES!). Es ist viel lustiger, wenn der dumme Mensch die Möhre, die er dir gerade noch kredenzt hat, aufheben muss, um sie dir dann wieder vor die Nase zu halten, während du nur ein kleines, mundgerechtes Stück nimmst. Mache das auch beim normalen Futter, damit der Reiter sich ärgert, wenn er sein teures Spezialfutter vom Boxenboden kratzen kann.
3. Iss nicht die Wumkur, wenn du kein Haflinger bist. Falls du reingelegt wurdest, beschmiere wenigstens den Reiter mit den Resten und versuche möglichst theatralisch alles vollzukleckern. Jedes Gramm zählt! Und gucke den Reiter danach mit dem Hintern nicht mehr an. Wie lang? Mindestens drei Tage. Es sei denn, du bist ein Haflinger.
4. Schreie jeden Artgenossen an. Zeige Dominanz, indem du deinem Reiter ins Ohr krähst, bis er Tinitus bekommt. Alle anderen Pferde sollen Notiz von dir nehmen. Wahlweise aber auch Kühe, Esel oder Lampenschirme, die der Sperrmüll vergessen hat mitzunehmen. Kommt dir ein anderes Pferd zu nahe, sind ruckartige Bewegungen erwünscht, damit der Artgenosse weiß – hier ist ein blitzschneller Kracher am Start.
5. Hebe erst einmal den falschen Huf, wenn der Reiter Hufe kratzen will. Tu ganz verwirrt, weil du das ja jetzt gar nicht verstehst. Vor allem hinten. Gucke ratlos und zittere ein bisschen mit der Unterlippe, falls der Reiter so was Fieses sagt wie: “NEIN.” Du hast ja ALLES gemacht was er wollte. Guckt euch nur an, wie gemein der böse Reiter ist.
6. Eisen sind so wegzuschmeißen, dass der Reiter sie nie wieder findet. Damit er dann so Sachen zu sagt wie: “Das kann doch gar nicht sein, das MUSS auf der Wiese liegen.” Am besten verbuddeln. Oder sich dran wehtun und es dann stolz präsentieren: “Guck, Frauchen, ich hab ein Aua!”
7. Mach es wie ein altes Moped: Wann immer es am besten läuft – geh kaputt. Ein schneller Tritt vor die Tür, ein lustiger Hüpfer da und voila, man kann dem Reiter eine neue Wunde oder ein neues, nicht sichtbares Wehwehchen präsentieren. Am liebsten vor Kursen und Turnieren, sofern der Reiter an so etwas teilnimmt. Sonst am besten am Wochenende, weil das Lustiger für alle ist. Für Frauchen, für den Tierarzt, für den Stallbetreiber, usw.
8. Sei nett zu anderen Menschen. Damit das Reiterlein eifersüchtig wird, aber auch, damit es sagen kann: “So ist der/die doch sonst nicht.” Mache also immer das Gegenteil. Bist du fies zu deinem Besitzer, sei nett zum Fremdreiter. Oder umgekehrt. Danach vertausche beides und schau zu, wie sie sich in die Köppe kriegen. Alternativ bisschen auslachen und Verwirrspiel fortführen.
Foto: Bisschen Herbst ist manchmal auch ganz schön.