Wo wir uns die letzten Tage mit der Reitersprache beschäftigt haben, fehlt da natürlich noch ein Kapitel. Allerdings richtet sich das nicht an die Reiter, die mit ihren Pferden sprechen, oder das Beruhigungsgurren, nein heute befassen wir uns mit dieser merkwürdigen Minderheit, den Nichtreitern. Auch wenn wir Reiter uns ja gar nicht vorstellen können, dass die existieren.
Wenn Reiter miteinander sprechen, gibt das ja schon Kauderwelsch, das kein Nichtreiter verstehen kann. Wer versteht schon: „Ja, wenn der immer so tief kommt, musst du die Hand mal hinstellen, und stärker innen mit dem Schenkel dran.“? Das klingt für den Nichtreiter erst mal nur verwirrend. Hier habe ich mal ein paar Beispiele, die nicht nur verwirrend, sondern absolut versaut für normalsterbliche Ohren klingen. Und einen Tipp, wann man sie anwenden kann (im Feldversuch getestet)

„Der Hengst ist gestern voll abgegangen.“ Kommt sehr gut in überfüllter Bahn oder an der Haltestelle. Gerne ins Telefon gebrüllt, falls der arme Mensch, der ebenfalls mit dem Hengst zu tun hat, nicht neben einem steht. Dazu darf man gerne mit den Augen rollen, aber auch herumstöhnen. Genervt natürlich. Generell ist „Der Hengst“ aber IMMER gut. Es guckt garantiert jemand.

„In der Rosse streckt die immer den Arsch raus und pinkelt einem vor die Füße.“
Das Wort Rosse hört in dem Moment sowieso keiner mehr. Lustig wirds auf dem Damenklo oder in der Disco, in einem leisen Moment. Denn jeder Mann wird sich nach der Dame umgucken, die so versauten Schweinkram anbietet. In ihrer Rosse …

„Klar kann ich das auch gebisslos machen, aber dann gewöhnt der sich total da dran …“
Könnte dazu führen, dass einem auf die Schulter getippt wird, und die Leute fragen, WAS jetzt genau gebisslos gemacht wird. Na, reiten natürlich! Blödmann!

„Obwohl der keine Eier hat, versucht er es trotzdem. Ich bin echt ratlos, meinst du, da gibt es was gegen?“
Natürlich gibt es was dagegen, das kann natürlich auch jeder Mitreiter bestätigen. Im Supermarkt an der Kasse allerdings erntet man entsetzte Blicke und die Kassiererin wird sich die Ware auch ganz genau ansehen. Nicht, dass man irgendwas Kastrierendes gekauft hat. Messer oder so.

„Ich versteh es nicht, der kommt einfach nicht von hinten, wenn ich ihn mal antippe. Meinst du ich soll da doch mal stärker mit der Gerte dran?“
Ein Highlight im Baumarkt oder auch im Restaurant. Am besten mit ernst nickenden Reiterfreundinnen, die tausend Tipps geben, wie „er“ denn besser von hinten kommt.

Für diesen hier braucht man zwei Leute:
„Wie war der Hengst denn gestern?“
– „Sehr fleissig, aber auch bisschen eilig. Ich denke, den muss man erst mal wieder ruhiger kriegen, aber dann macht der Spaß.“
Funktioniert ganz hervorragend, wenn einer davon mindestens über 60 ist, dann gucken die Anwesenden noch verstörter.

„Ich will den ungern total verschnüren und damit ärgern, der ist ja jetzt schon so heiß.“
Dazu lässig mit irgendetwas seiligem Winken. Tau, Handtaschenschlaufe, ach, ist egal.

„Kannst du mal die Janine fragen, ob sie mir ihre Gerte leiht? Ich brauch heute Abend eine.“
Dass für Reiter die Gerte 0 mit SM zu tun hat, ist bei den Nichtreitern irgendwie noch nicht angekommen. Ich hab Springstunde! Deswegen brauch ich eine.

„Beim nächsten Mal muss ich die Knebeln, wir haben mit drei Mann an der drangehangen.“
Bevor allerdings die Umstehenden die 110 wählen, vielleicht doch erwähnen, dass es sich um ein Pferd handelt.

Foto: Ich brauch gar keine schlüpfrigen Wortkombinationen verwenden, der zeigt ständig seinen Lümmel, wenn Fremde da sind. Wenn das nicht schlüpfrig ist, weiß ich auch nicht.