Eigentlich sind wir doch glückliche Reiter – die meiste Zeit jedenfalls. Wir können einem tollen, erfüllenden Hobby nachgehen, haben gar keine Zeit für andere Sachen und haben auch Spaß an der Stallarbeit. Wären da nicht die Pferde. Nein, nicht weil die nicht immer Spaß machen, sondern vor allem, weil sie uns oftmals Sorgen bereiten. Und uns Detektivarbeit abverlangen. Nirgends wird das klarer, als beim Verletzungsfall. Ständig sieht man Reiter im Stall auf und abgehen, Wunden beschauen und laut in die Runde fragen: „Wie hat er das nur wieder geschafft?“ Denn:

1. Pferde können sich an abgerundeten, idiotensicheren Kanten verletzen. Und zwar so, dass man über Amputation nachdenken muss. Steckt man ein Pferd in eine Gummizelle, schneidet es sich auch am Gummi. Kein Problem!

2. Pferde finden jeden hervorstehenden Punkt. Um ihn genau zu betrachten, rammen sie sich den auch gerne ins Auge. Geht mit Strohhalmen genauso wie mit Schubkarrengriffen, Gerten, oder Unebenheiten im Hallenboden.

3. Pferde fallen auf die Nase. Man sollte ja nicht glauben, dass so ein großes Tier wie das Pferd so ungeschickt ist, aber Pferde vergessen halt oft, dass es glatt ist, dass sie vier Beine haben, oder dass die Schwerkraft existiert. Übrigens mit Vorliebe ohne Reiter, auf der Weide. Aber so, dass es jemand sieht, damit er einen halben Herzinfarkt bekommt.

4. Zähne sind so eine Sache. Pferde haben Zähne und die werden grundsätzlich an allem benutzt. So gibt es auch dumme Kandidaten, die versuchen im vollen Lauf nach Sachen zu schnappen und mit dem Kopf dagegen donnern. Aber auch sonst: Messer? Reinbeißen. Beton? Reinbeißen. Stahl? REINBEIßEN! Tierarzt? Reinbeißen. Zahnarztbesuch vorprogrammiert.

5. Pferde können von allem Kolik bekommen. Und die Suche nach dem Auslöser gestaltet sich schwierig, weil manche Kollegen wahre Müllschlucker sind. Silvesterböller, Plastiktüten, Zigarettenstummel – manche fressen alles. Und da man die Weide nicht 24/7 überwachen kann, ist es gar nicht so einfach, herauszufinden, was jetzt die Kolik ausgelöst hat – denn eigentlich ist ja gar nichts anders als sonst. Außer, dass das Pferd beim reinholen spontan ein Stück Strohband gestaubsaugt hat.

6. Pferdebeine sind doof. Denn sie gehen ständig kaputt. Nur leider können wir sehr selten ausmachen warum. Schnitt in die Sehnen? Wie zum Teufel …? Dicke Beulen auf dem Fesselkopf? Warum? Auch bei unbeschlagenen Kameraden immer wieder faszinierend, wie die sich selbst verstümmeln können.

7. Manche Pferde sind halt auch einfach von einem nachlässigen Gott konstruiert. Es sitzt ein kleiner Schlammspritzer auf der Lammfellgamasche (denn nur die führt dazu, dass das Pferd nicht nach zehn Minuten offene Beine hat?) – und prompt hat das Pferd ein Loch im Bein, das automatisch dick wird, eitert und anschließend wildes Fleisch bildet. Und zwar so, dass man mindestens drei Monate dran Spaß hat.
Auch ein falsches Haar auf der Satteldecke und die Sattellage ist mindestens einen Monat offen. Aber Pferde machen ja so glücklich, ne?

8. Kaputte Hufe sind dann noch ein zusätzlicher Bonus. Mal fernab von Hufkrankheiten, schaffen es Pferde zuverlässig, sich die Hufe zu demolieren. Na, mal wieder ein astreiner Splat von oben nach unten? Wo ist der Kerl davorgedonnert? Gegen die Berliner Mauer? Muss ja, wenn man sich den Spalt ansieht. Manchmal fehlen auch, wie durch Zauberei, einfach große Teile vom Huf. Oder es steckt was drin, was nicht reingehört. Auf drölftausend Hektar hat das Pferd zuverlässig einen Dosenverschluss gefunden … Danke!

Foto: Ist zum Glück so gar nicht anfällig für all den Scheiß und hat einen sehr guten Schutzengel.