In den letzten Tagen kommt die Frage ständig auf, denn es häufen sich mal wieder die Horrorbilder: Frau Werth bei der Rollkur, Westernreiter, die ihren Pferden halb die Zunge rasieren … die Liste der Missstände in der Profireiterei ist lang und mittlerweile wirklich nicht mehr feierlich. In keinem Lager. Es wird auch einfach immer schlimmer, denn die Verbände ignorieren bewusstes Fehlverhalten einfach. Vor allem im Dressurlager ist das krass – muss man leider sagen. Da wird offensichtliche Rollkur auch noch hoch gerichtet und Turnierkommentatoren loben Paare, an denen nichts harmonisch ist, sondern alles nur ein Graus.
Traurig. Aber hey, Dressurreiter, seid nicht pissed. Ihr seid in bester Gesellschaft. Gangpferdereiter, die meinen, Isländer möchten eigentlich Giraffen sein und mit weggedrücktem Rücken und Kopf im Mond auf der Ovalbahn tölten, oder Westernreiter die ihr Pferd erst heiß reiten, dann aber nur noch mit ordentlich scharfem Werkzeug vor der Wand bremsen können, Galoppertrainer, die meinen, Ach, ein bisschen Doping fällt doch gar nicht auf, Vielseitigkeitsreiter die uns Märchen erzählen und Distanzreiter die ihre Pferde verheizen. Es gibt überall Elend in der Reiterei. „Ihr“ seid nur gerade wieder besonders negativ aufgefallen.

Viele Leute stellen sich nun die Frage: Möchte ich nun solche Vereine unterstützen? Möchte ich, dass FN oder FEI mein Geld bekommen, wenn ich mal wieder aufs Turnier gehe? Ne, eigentlich will man das nicht. Jetzt kommt aber der Knackpunkt – wenn ihr jetzt austretet: Es interessiert die Verbände einen Scheißdreck. Die sitzen selbstgefällig auf ihrem verkrusteten Hintern, der sich in den letzten Jahrzehnten einfach nicht mehr bewegt hat (anders kann ich mir die Festgefahrenheit der Verbände nicht erklären). Manchmal werden die kurz wach, einfach weil wir Reiter genug geplärrt haben. Dann kommen sie mit halbgaren Regeln daher (oder richtigem Unsinn … LDR?), die ihre Top Reiter nicht beschneiden und dann war es das auch. Das tun alle Verbände. Alle. Punkt. Ja, reiterliche Verbände sind verdammt deutsch. Übrigens sind sie auch verdammt noch mal das, was jeder normaldenkende Mensch an Deutschland nicht leiden kann: Bürokratie, Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Bürohengste, die mit unseren Gebühren für jeden feuchten Furz finanziert werden. Wofür seid ihr überhaupt da, ihr Verbandsheinis? Zum weggucken? Das kann ich auch. Ich besitze sogar Scheuklappen. Darf ich dann auch bei euch mitmachen?

Tja. Was hilft da nun? Gibt’s da was von Ratiopharm? Es ist doch kein Wunder, liebe Verbände, dass euch die Mitglieder irgendwann weglaufen und zu ominösen Gurus überlaufen, denen sie dann ihre Kohle in den Rachen schmeißen. Die tun scheinbar immer noch mehr für den Reiter und das Bild der Reiterei in der Öffentlichkeit als ihr. Wenn ich mir allein schon eure Preise für manche Dinge ansehe, dann ist das nicht nur unverschämt, sondern absoluter Wucher. Na? Wer mag mir sagen, was es kostet, mein importiertes Pferd bei der FN als Turnierpferd einzutragen? Und jetzt sagt bitte nicht: Das ist voll viel mehr Aufwand …
Ihr seid teuer. Ihr haltet die Hand auf und was gebt ihr uns dafür? Obskure regeln. So darf man ja heute noch in einem Großteil der Verbände immer noch nicht gebisslos starten, oder einen baumlosen Sattel benutzen. Also was krieg ich noch gleich für das Geld, was ich euch dann gebe? Einen Wisch … yeah. Den kann ich mir selber malen. Ihr nehmt Geld und dann macht ihr damit irgendwas. Aber gar nicht das, was eure Mitglieder in letzter Zeit gerne mal hätten. Klare Ansagen. Distanzieren von Praktiken. Ein Statement. Pro Pferd! Aber plärren, wenn die PeTA euch mal wieder zwischen hat, ne?

Ja, das ist auch ein Grund, warum manche Leute euch den Rücken kehren. Und euren Turnieren. Und eurer Lehre. Die mag im Grunde richtig sein. Aber sie wird pervertiert. Auf ganz vielen Ebenen in ganz vielen Verbänden. Da hat niemand mehr Bock drauf. Keiner will dass eure Negativbeispiele umsanktioniert herumlaufen. Noch weniger wollen wir übrigens, dass diese Leute von euren Richtern gut bewertet werden. Ganz egal in welchem Lager.
Wir möchten keine LDR Pferde mehr sehen, die schlimmer verschnürt sind als ein Rollbraten.
Wir möchten keine Westernpferde mit herausquellender Zunge mehr sehen, denen das Gebiss das halbe Maul zerschreddert hat
Wir möchten keine Isländer sehen, die sich beim Tölt selbst K.O hauen, aber sich bald das Genick brechen.
Ist das so schwer zu verstehen? Ist das so schwer durchzusetzen? Andere Länder trumpfen in letzter Zeit mit guten Regeln auf. Warum nicht wir? Wenigstens auf nationaler Ebene muss das doch möglich sein. Ach, ich vergaß … da fehlt jetzt sicher das Geld zu, wo ich doch zu kniestig war, mein Pferd für teuer Geld als Turnierpferd einzutragen, obwohl es schon Wettkämpfe bestritten hat – nur für einen anderen Verband.

Nein, es nützt gar nichts wenn wir austreten um sagen zu können: „Ich unterstütze das nicht mehr.“ Aber wenn wir laut sind … dann nützt das allemal was. Mehr jedenfalls als unreflektiert Kohlen in die Rachen der Verbände zu schütten. Oder einfach zu sagen: Schwarze Schafe gibt es überall. Macht den Mund auf!

Foto: Ich glaube, es ist ein Hase. Es hoppelt allerdings komisch.