Wir kennen alle die Legenden im Stall, vom bösartigen Pferd, das irgendwen mysteriös mal totgetreten hat – jeder kennt die Geschichte, keiner kennt einen Namen. Oder von der Reiterin, die allein ausritt und nie wieder zurückkam, was auf jeden Fall eine eiserne Regel stützt: Nicht allein ausreiten gehen.
Wirklich, Reiter stehen auf Horrorgeschichten im heimischen Stall. Nicht nur, dass natürlich jeder Sturz ordentlich ausgeschmückt wird (da hat dann der Haflinger, der ausversehen seine Reiterin verloren hat, plötzlich Matrix-Moves drauf und hatte außerdem noch ein Gewehr und ein Messer, das so groß war wie der Unterarm der Reiterin und hat sie dann gezwungen abzusteigen …), nein, sie schmücken auch alles, was dann wirklich schlimm war, richtig doll aus.
Aus einem Sturz inklusive Pferd wird dann ein offener Beinbruch an mindestens 3 Beinen, außerdem wird die These ja von den Verbänden, die das Tier trägt unterstützt. Dass es einfach nur blöd in die Stangen gefallen und sich was aufgeschrammt hat, ist dem gemeinen Reitstallgör zu langweilig.
Aber auch das Todespferd gibt es in jedem Stall. Manchmal weiß man, welches das ist – das sieht auch schon nach Todespferd aus. Da sind alle Vorbesitzer gestorben, weil es entweder verflucht ist, oder so bösartig, dass es der Teufel in Person ist. Irgendwer erfindet die Geschichte und sie wird garantiert herumgeklatscht. Meist handelt es sich um ein Schulpferd. Sicher, jede Reitschule wird auf jeden Fall ein richtig bösartiges Schulpferd für seine Reitschüler bereithalten, denn DAS will man auf jeden Fall.
Aber auch der verfluchte Stall ist immer vorhanden – da drin sind ALLE Pferde des Stalls mindestens 3 Mal gestorben, man stellt sein Pferd nicht in DIESE Box. Wenn man es liebt … wenn nicht, dann immer rein in die gute Stube.
Oder das eindeutige Indiz für einen Ripper – ein winziger Katsch am Pferdebein, prompt liegt die nächste Woche der halbe Stall nachts auf der Lauer, gruselt sich mit raschelnden Geräuschen bei der Ripperjagd und erschreckt arme Spaziergänger, die im dunkeln mit ihrem Hund gehen.
Und wie viele Leute immer beim alleine ausreiten sterben. In meinem letzten Stall angeblich auch. Namen konnte mir keiner nennen. Pferde dazu auch nicht. Aber alle tot! Ja, danke, ich bin dann mal draußen.
Auch Gegenstände sind oftmals mit Mythen behaftet – so behauptet doch steif und fest immer irgendwer, dass er jemanden kennt, der sich eine Hand abgerissen hat, als er den Strick darum gewickelt hat. Oder einem Pferd mit Hackamore die Nase gebrochen hat.
Jetzt denkt man, na gut, das sind Reitschulkinder – oh, weit gefehlt. Erwachsene Damen lassen sich von diesem Unsinn absolut anstecken, denn anders kann ich mir nicht erklären, wieso ich auch als erwachsene Frau folgende Warnung bei einer Probestunde in einem fremden Reitstall hören musste: „Sei vorsichtig mit dem, der hat seinen Vorbesitzer totgebissen. Der sollte schon lange zum Metzger, aber keiner traut sich ihn hinzufahren …“
Kurze Rückfrage an den Reitlehrer … der ihn selbst gezogen hat. Danke, für die Info!
Foto: Ist nachts ein unheimlicher Messermörder. Hier der Beweis.