Jeder kennt die Töchterlein in der Reitstunde. Auf die man neidisch geschaut hat, wenn man mal wieder auf dem Schulpferd herumgurkte, während Tochter gerade ihren fünften Crack spazieren reitet.
Es ist ja auch prima von Beruf nur Tochter zu sein, wenn die Eltern Kohle ohne Ende haben und einem außerdem Pferde ohne Ende kaufen. Hat Tochter noch ein bisschen Talent, dann sind ihnen die Schleifchen sicher.

Jeder war neidisch auf die, sofern er im passenden Ambiente Einstaller war. Immer schöne Sachen, die neuesten Stiefel, den besten Sattel, den besten Unterricht. Also an Kohle mangelt es nie. An Selbstvertrauen auch nicht, wenige Berufs-Töchter sind sich dessen bewusst, dass ihr einziger Verdienst darin besteht, aus einer gut begüterten Mumu gekrochen zu sein. Und diesen Exemplaren widmen wir uns heute – nicht denen, die Kohle haben und wissen, dass sie das nur Vater und Mutter zu verdanken haben und entsprechend auf dem Teppich bleiben.

Irgendwann wird es nämlich passieren, dass das Töchterlein etwas tut, was den Eltern so gar nicht schmeckt. Das kann der nicht standesgemäße Freund sein, oder die Tatsache, dass die Eltern plötzlich so unsinnige Dinge wollen wie: Das Kind muss auch mal was tun für ihr Geld. Oh, da geht’s dann los.
First World Problems at it’s finest. „Buhhhh, mein Papa kauft mir erst dann ein besseres Springpferd, wenn ich besser in der Schule werde.“
Oder gar so empörende Dinge wie: „Mama will, dass ich die Hälfte zu meiner neuen Schibbi-Schabbi dazutue!“
Und noch schlimmer: „Ich soll in den Ferien arbeiten, wenn ich auf den Dressurlehrgang will und damit meinen Teil bezahlen!“

Das sind dann die, die die Kurve kriegen. Was mit den anderen passiert, sehen wir dann auf Facebook, denn meistens haben sie drölf Seiten für ihre Cracks, die alle natürlich super ausstaffiert sind und von einer Schlöppe zur nächsten hecheln sollen. Das wird auch entsprechend gefeiert und immer wieder angekündigt. Auch in Gruppen geteilt, der Rest der Welt soll ja was davon haben.

Und dann passiert der supergau. Papa hat es nicht mehr so Dicke. Oder möchte es einfach nicht mehr ständig alles in die Gäule der Tochter investieren. Dann dürfen wir so Posts lesen wie:
„Der MUSS das machen, das hat er immer gemacht! Ich verklage meinen Papa, das ist Nötigung. Wovon soll ich denn jetzt meine 6 Pferde halten, wenn ich nur noch 3000 Euro bekomme statt 6000?“

Sie sind in jedem Fall empört. Absolut skandalös. Und das ist ja wohl absolut wichtig! Geht weg mit euren dummen Kommentaren wie: „Ich spare mir das auch vom Munde ab.“ NIEMAND hat so große Opfer wie die Tochter gebracht! Niemand!
Und jetzt kommt bloß nicht mit so etwas Unsinnigem wie … „Arbeiten?“. Das ist nicht witzig und so was schlägt man ja wohl auch nicht vor, wenn man noch alle Latten am Zaun hat.

Spätestens dann erinnert man sich zurück, wie es früher war, wenn man neidisch an den Töchterlein vorbeigeritten ist, weil die nicht das langweilige Schulpony reiten mussten und so schöne Schibbi-Schabbis hatten, während man als Kind gerade mal froh war, wenn man einen eigenen Strick hatte. Und dann … dann dämmert es einem: Eigentlich muss man auf die gar nicht neidisch sein. Schon mal gar nicht, wenn man sie sich jetzt genauer betrachtet. Und sich mal überlegt, wo man selbst heute ist. Dann ist man plötzlich froh, dass man Papi nicht auf Knien hinterherrutschen muss, weil der jetzt so etwas absolut Unanständiges wie Arbeit fordert.

Foto: Was guckst du so, Alte?