Kennt ihr diese Momente? Jemand versucht euch zu belehren und ihr habt keine Ahnung wieso? Tja, Willkommen in der Reiterlandschaft. Diese Momente werdet ihr noch ganz oft haben, denn Reiter wollen ja andere unbedingt belehren. Nur: Ab wann sollte man das tun? Kann Susi, die mal einen Reiterwettbewerb mitgeritten ist, dem S-Dressurreiter Tipps geben? Nicht wirklich, ne? Es sei denn, Susi reitet zuhause S. Doof nur: Guckt man Susi beim Reiten zu, weiß man ganz schnell, die reitet schon S … steht in dem Fall für Scheiße.

So ist das eben. Letztens erst wieder erlebt, als mir eine Dame verklickern wolle, mein pöser Sperrriemen (an der grünen Trense) würde ja das Pferd einschnüren und sicher könne ich nicht reiten, wenn ich zu so einem Folterwerkzeug zurückgreifen würde. Ich gucke kurz ins Profil und sehe Pumpel, die pummelige Leberwurst mit falschem Knick und Hackamore. Ja, danke, Mensch, von dir kann ich ja richtig was lernen. Frage sie, wer ihr denn den Zaum empfohlen hat. Niemand, sie wolle nur endlich pferdefreundlich reiten! Aha. Mit Hackamore auf Anschlag. Das ist ja immer besonders pferdefreundlich. Aber sich dann über einen zehn Kilometer zu weiten Sperrriemen aufregen, das haben wir ja richtig gern.

Oder die hier: Eine Reiterin, die M reitet, fragt nach Tipps, wie das Pferd etwas wacher wirkt, das wurde moniert. Sie hat zwar schon paar Schlöppen gewonnen, aber das wird eben immer wieder erwähnt. Hey, da kommt schon die Lösung um die Ecke. Die Lösung ist gefühlt 12 Jahre alt und heißt Sabine. Und die rät: Sie müsse ihr Pferd halt vorher nicht drei Stunden verheizen, dann wäre es frischer. Verheizen – fragt ungläubig die Fragende. Ja, du reitest ja immer so lange ab, das ist schlecht fürs M-Pferd. Andere nennen es aufwärmen, Sabine nennt es verheizen. Aber logo, machen wir das Pferd in der Prüfung warm. Ein richtig toller Tipp! Merkt ihn euch.

Vielleicht mal was von den Springreitern. Da fragt jemand, wie sie besser in der Distanz werden kann, weil sie da öfters mal unpassend reinkommt und das Pferd dann verweigert (clever – man muss ja nicht alles springen). Renate ist aber gleich zur Stelle. Stöckenschwingend. „Du musst an eurer Vertrauensbasis arbeiten, dann springt das Pferd auch.“ Ihre Qualifikation? Sie hat mal ein Buch von Parelli gelesen und dann kennt sie sich auch mit Vertrauen aus. Springen? Pfff … Renate springt nicht. „Das ist gegen die Natur des Pferdes!“

Oder lieber Westernreiten? Die hier ist auch amüsant. Jemand fragt, wie er denn besser den Spin einleiten kann, irgendwie ist das noch wie Panzerfahren. Kluge Tipps wie: Durchlässigkeit verbessern werden niedergebrüllt von Natalie. Die ist auch da. Und die meint: „Ja, sorry, also wenn du das nicht weißt, dann solltest du dir wohl ein ganz anderes Hobby suchen.“ Dooferweise hat Natalie auch noch ein Video parat. „So geht Westernreiten“ – nennt sie es. Da sehen wir dann ein Pferd (eventuell ein Traber: Es ist lang und paddelig) das einen Westernsattel drauf hat und um sein Leben rennt. Schief in Kurven, sodass man schon etwas Angst hat, dass beide gleich umfallen. Doof. Als jemand fragt, seit wann das denn Western ist, sagt sie: „Ja, ich habe den Westernsattel jetzt ja auch erst ein halbes Jahr.“ Aha … danke fürs Gespräch.

Vielleicht mal was anderes, Clevereres? (Der war gut, ne?). Es fragt jemand, wie sie ihre Dressurstute futtertechnisch unterstützen kann. Die ist im Training und soll natürlich auch die nötige Energie bekommen. Immerhin möchte man künftig auch mal bei M ein Schleifchen haben. Hier kommt Kimberley ins Spiel. Die sagt: „Pferde brauchen ja nur Heu.“ – „Und wo soll die Energie herkommen?“
„Ausm Heu. Du kannst auch noch Globuli nehmen.“
„Hast du schon mal ein Turnierpferd gefüttert?“
„Ne, ist ja auch nur ein Pferd.“
Ach … ist das nicht schön?

Wisst ihr was das Schlimmste ist? Dass man ewig viele Beispiele findet, wenn man nur mal fünf Minuten durch einen größeren Stall geht oder bei Facebook durch die Gruppen scrollt.

Foto: Frühlingspferd.