Darüber müssen wir heute mal sprechen. Denn was ich manchmal so darüber lese, was man seinem Pferd angeblich schuldig ist und was man machen muss, damit es glücklich ist, das ist schon echt der Knaller. Absurde Dinge werden empfohlen, am liebsten von irgendwelchen selbsternannten Scharlatanen, Verkäufern und Leuten, die irgendeinen Nutzen davon haben, wenn man behauptet, das Pferd braucht …
1) Dem Pferd ist es scheißegal, wenn die Schibbi-Schabbi nicht schön ist.
Ihm ist nicht scheißegal, wenn sie Falten wirft und scheuert. Allerdings kann man das ja theoretisch vermeiden, indem man einfach gar keine benutzt. Oder einfach eine die sitzt, völlig egal, welche Farbe sie hat.
2) Dem Pferd ist es scheißegal, was es frisst.
Ihm ist es nicht scheißegal, wenn es davon Bauchschmerzen bekommt. Trotzdem greifen Abertausende von Reitern auf den letzten Dreck in Zusatzform zurück, weil das irgendwie gesund sein soll. Statt einfach mal gutes Heu zu besorgen, tut es doch auch ein Pulver, dass das Heu vollkommen ersetzt.
3) Dem Pferd ist es scheißegal, wenn es dreckig ist oder es nass wird.
Ihm ist es nicht scheißegal, wenn es sich nicht unterstellen kann, oder einfach ein Sattel auf den Dreck geschmissen wird. Was aber im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass man ein Ganzkörperkondom drum machen muss, oder es raus in den Sturm stellen muss, weil Pferde ja immer draußen sein müssen. Leider kennen Reiter kein Mittelmaß. Nur allumfassenden Unsinn.
4) Dem Pferd ist es scheißegal, welche Medizin man benutzt, Hauptsache, sie nimmt ihm die Schmerzen.
Ihm ist es nicht scheißegal, wenn selbsternannte Kräuterömchen, tanzende Schamaninen, oder faule Facebookkiddies die Abwarten-Taktik fahren. Pferde leben im Jetzt. Die wissen nicht, dass es in drei Jahren nicht mehr wehtut.
5) Dem Pferd ist es scheißegal, welche hippen Einrichtungen es im Stall für sein Frauchen gibt.
Es ist ihm nicht scheißegal, wenn seinen Bedürfnissen nicht Genüge getan wird. Es möchte Laufen und mit Freunden spielen. Aber vielleicht auch einen Rückzugsort haben. Es wird auch niemals dabei gesehen werden, wie es im Sternereiterstübchen sein Kölsch trinkt. Von daher kann es sehr gut auf Reiterluxus verzichten.
6) Dem Pferd ist es scheißegal, wenn die Chantalle gemein zur Besitzerin war.
Es ist ihm nicht scheißegal, wenn Frauchen ständig mit schlechter Laune im Stall antanzt und unmögliche Dinge will. Trotzdem lassen sich Reiter manchmal von jedem Kleinscheiß, der gar nicht zu ihnen gesagt wurde, ablenken.
7) Dem Pferd ist es scheißegal, wenn es auf dem Turnier letzter wird.
Es ist ihm nicht scheißegal, wenn es Dinge machen muss, die ihm keinen Spaß bringen. Ein Pferd ist gerne motiviert bei der Arbeit und macht Dinge, die ihm Spaß machen. Selbst wenn das Turnier schlecht ausgegangen ist, kann ihm das Spaß machen. Reagiert der Reiter aber unfair, oder nimmt ihm den Spaß, ist sehr schnell der Ofen aus.
Foto: Ihm ist es auch scheißegal, dass wir wegen ihm Wassereimer schleppen müssen. Hauptsache, er hat Wasser.