… dann sollte man ja vor allem eins beherzigen: Kenne deine Fakten. Echt jetzt, das ist wichtig.
Man kann sich ja schließlich nicht vor dem Tierarzt aufplustern um zu sagen: „Mein Pferd hat eine allergische Reaktion, das ist IHRE Schuld!“ Und dann wedelt der trocken mit dem Impfheftchen und sagt: „Ihr Pferd war ja noch gar nicht dran.“
Sieht doch irgendwie peinlich aus, oder? Reiter können das aber ganz hervorragend. Fakten? Brauchen die nicht.
Sehe ich manchmal auch hier. Wenn sich Leute über das Arschlochpferd beschweren. Mein Beitrag über die Verabschiedung von Pferd ABC war so richtig asozial! Ich sollte mich schämen. Und letztens erst, der Artikel über Cushing! Informieren solle ich mich, keinerlei Wissen hätte ich. Absolut unfundiert.
Was, ihr kennt diese Beiträge nicht? Ich kann euch beruhigen, ich kenne die auch nicht. Denn ich habe sie nie geschrieben und auch nie veröffentlicht. Weil … ja, erklärt sich von selbst.
Wenn ich mich schon beschweren möchte, dann sollte ich das vielleicht auch mal mit Fakten tun. Auch wenn ich nicht weiß, worüber man sich bei mir beschweren will … ich bin nicht euer Dienstleister und Geld bekomme ich auch keins.
Aber natürlich beschweren sich Reiter auch beim Dienstleiser. „Das Heu schimmelt, es riecht so komisch!“ Das ist Silage, du Blitzbirne. Das muss so …
Man wird ja nicht mehr für voll genommen, wenn man mit solchen Sachen ankommt. Zurecht übrigens. Bevor ich ein Fass aufmache, muss ich mir doch ansehen, was denn überhaupt die gegebenen Tatsachen sind.
Bei uns im alten Stall ein Highlight: „Der Schmied hat dein Pferd verprügelt!“ So hörte ich die Geschichte einer Bekannten, die natürlich schon auf 180 war, denn das geht natürlich nicht. SIe selbst war nicht einmal vor Ort. Aber man hat es so gehört.
Prompt wird dem Schmied aufgelauert (denn selbst ist sie sonst nie dabei) und eine Szene gemacht, wie bei Shakespeare.
Der Schmied ist ein bisschen sauer. Erstens, weil eine Furie ihn angesprungen hat und zweitens, weil das Pferd der Furie auf seinem Fuß stand und er es weggepfiffen hat. Deutlich laut. Kein Wunder, die Dame hat einen sehr fetten Oldenburger.
Am Ende brabbelt er was davon, das Monster nie wieder zu beschlagen. Findet meine Bekannte nun erst recht asozial. Erst das Pferd hauen und dann nicht mehr beschlagen? Püh!
Alle Versuche ihr näher zu bringen, dass dieser Schmied, der so ziemlich 90% aller Pferde beschlägt und noch NIE deswegen aufgefallen ist, sicherlich nicht das Pferd verhauen hat, schlagen fehl.
Ja, dann halt nicht …
Denn Reiter haben auch gerne Recht. So richtig halt …
„Dein Reithalfter ist verdreht.“
„Nein, das muss so.“
„Ne, muss es nicht, guck ins Lehrbuch.“ Am besten noch Bild von der Seite einfügen.
„Ne, wenn man so und so reiten will, muss man das so machen, das haben die früher alle gemacht. Und mein Trainer sagt auch, das wäre richtig.“
Äh … ja. Keine weiteren Fragen mehr.
Reiter machen auch nichts falsch, wenn sie gerade in der Beschwer-Laune sind. Waschanweisungen auf Schabracken? Ach, die kann man ignorieren. Und dann jammern, wenn alles verfärbt ist. Was hilft? Na, schnell beim Reitladen anrufen und Rückgabe fordern. Das ist ja ihr Recht. Doof nur, wenn der Reitladen dann sagt: Ähm … lass mich kurz nachdenken: Nein! Deine versiffte, ein halbes Jahr alte Schabracke, die du falsch gewaschen hast, die nehmen wir nicht zurück.
Unverschämt, plärrt der Reiter! Das ist doch alles Kacke. Schnell noch Leute in Facebook vor diesen Abzockern warnen. Damit niemand mehr drauf reinfällt.
Ich frage mich ja, warum man nicht mal fünf Minuten nachdenken kann, bevor man sich bei der halben Welt bitterlich über etwas beklagt, das man entweder gar nicht mit Sicherheit weiß, oder aber, man selbst verschuldet hat.
Foto: Moppelpony als neuer Nachbar.