Heute haben wir mal was für die Nichtreiter, denn als wir über das Thema CHIO und Rollkur gesprochen haben, war das ja ein sehr wichtiger Punkt, den wir heute mal näher beleuchten müssen. Denn das ist gar nicht so einfach. Ein guter Stall lässt sich nicht in Offenstall und Nicht Offenstall definieren. Auch nicht in sauber und dreckig. Oder guten Unterricht und schlechten Unterricht. Denn der Reitlehrer kann ja noch so doll erklären – wenn die Pferde im Dreckloch stehen und mit unpassendem Sattel ihre Stunden laufen – dann ist das trotzdem scheiße und unterstützen sollte man es nicht.
Man kommt da also auf einen Hof. Der wirkt jetzt erstmal so, wie man sich den vorstellt. Kennt man ja aus Immenhof und Co. Viele Weiden, viele Pferde … aber moment. Wir haben 13:00 Uhr. Und auf den Weiden tummeln sich gerade mal drei magere Pferde. Ist das nicht etwas wenig? Schließlich haben wir Frühling … doch halt! Das kann eben auch seinen Grund haben. Pferde müssen angeweidet werden. Und nur, weil da nicht alle Pferde permanent auf der saftigen Graskoppel wohnen, ist das noch lange kein schlechter Stall. Nur haben nicht alle Ställe die Möglichkeit, die Pferde außerhalb der Koppeln noch anweiden zu lassen, was bedeutet: Die stehen oft im Paddock oder auf dem Matschplatz.
Ihr merkt schon, das wird jetzt kniffelig oder? Da gibt es keine Richtlinien. Oder zumindest kaum welche, weil viele Dinge einfach unbekannt sind, wenn man selbst gar nicht reitet. Probieren wir es trotzdem mal:
1. Ständerhaltung
Man soll ja nicht meinen, dass es diesen Käse noch gibt, aber das tut es. Ich habe es sogar um das Jahr 2001 herum noch in NRW erlebt. In einem großen Schulstall in der Eifel. Ständerhaltung einfach nicht unterstützen. Kind nehmen und wegfahren. Wenn weiterhin trotzdem Leute kommen, dann wird sich da nie etwas ändern. Falls Reitlehrer versucht, einen zu belabern – nicht hinhören. Kann nur Quark sein.
2. Schulpferde sind “minderwertig” gehalten
Außen Hui, innen Pfui? Während die Pensionspferde in ihren vergoldeten Boxen stehen und handverlesenes Heu bekommen, während der Service sie zur Weide schmust, stehen die Schulpferde in einem Dreckloch, das man zehn Kilometer von der Straße aus riechen kann? Eine Weide für die Schulpferde? Ham wa nicht? Dann brauchen wir so einen Stall auch nicht. Dass die nicht die Superduperpaddockboxen haben, sondern ihre Sommerkoppel, oder ganz normale, pferdegerechte Boxen, oder eben einen netten Offenstall – das ist klar. Aber sie sind das Kapital. Und nur zufriedene Schulpferde bringen ihren Reitern auch etwas bei.
3. Pferde gibt es nur mit Sattel
Na? Ist das nicht bequem? Immer, wenn das Kind Reitstunde hat, dann ist das Pferd schon fertig? Nein. Es ist scheiße, das bringt niemandem irgendwas. Es bringt übrigens auch gar nix, liebe Eltern (das muss ich euch leider sagen), euer Kind auf den letzten Drücker in den Stall zu bringen, sodass es gar nicht mehr satteln kann, weil das zeitlich nicht reicht. Gewöhnt euch dran, Reiten ist ein zeitintensiver Sport. Darf das Kind aber nie etwas selber, obwohl ihr immer artig rechtzeitig da seid und wird ihm nicht der Umgang mit dem Pferd am Boden beigebracht: Andere Reitschule suchen. Draufsitzen ist ja was Feines – das Knowhow drumherum aber fast noch viel wichtiger. Gerade am Anfang.
4. Das Equip
Das klingt jetzt erstmal knifflig. Wie soll man denn als Nichtreiter so was erkennen? Aber man sieht es eben doch. Zu lange Sättel sind eben einfach zu lang und zu enge Sättel buckeln sich so nett auf dem Rücken auf. Und achtet mal auf weiße Flecken auf Ponyrücken. Hat die halbe Reitschule das, wird es Zeit für einen Wechsel. Oder die kaufen nur Pferde, die vorher Satteldruck hatten. Halte ich aber für unrealistisch. Lächeln, ins Auto einsteigen, nicht mehr wiederkommen.
5. Der Reitlehrer
Meckert der Reitlehrer auch mal mit eurem Kind? Ne, nix da. Nicht Kind mitnehmen und abhauen. Das Kind sollte verstehen, dass es auf einem Lebewesen sitzt, dass auch Schmerz empfinden kann. Und wenn es damit falsch umgeht, dann meckert der Reitlehrer zurecht, denn es liegt in seiner Verantwortung, dass das Pferd keine Schmerzen erdulden muss. Sorgen müsst ihr euch als Eltern eher dann machen, wenn der Reitlehrer alles schweinegeil findet, was euer Kind da fabriziert. Niemand reitet nur schweinegeil. Auch euer Spross nicht. Und das sollte der Reitlehrer im klarmachen. Genau so, wie er ja auch auf die guten Sachen reagieren sollte, muss er zwingend auch auf die negativen Dinge eingehen.
6. Hof dreckig, Pferde dreckig
Deal with it. Der Stall ist nicht schlecht, nur weil so ein Offenstall auch mal nach drei Tage Dauerregen etwas scheiße aussieht. Und wenn die Pferde im Dauerregen stehen, dann werden die auch nass und dreckig. Dafür kauft man dem Kind gefühlt 10 Kilo bürsten und gibt es morgens im Stall ab. Abends sind die alle sauber und das Kind schläft gut.
7. Lahme Pferde, offene Wunden und Gerten wohin man sieht
Beobachtet mal die Halle. Ist es Usus sein Pferd auf der langen Seite 40 Mal mit der Gerte zu hauen, obwohl es für euch keine erkennbaren Widerworte gibt? Gehen Pferde komisch? Hier zum Vergleich einfach auf die anderen Pferde gucken. Sind hier Wunden am Maul zu sehen, oder in der Nähe des Sattelgurts? Falls ihr das mit Ja beantworten könnt – weg da. Das braucht keiner mehr.
Das war bei Weitem noch nicht alles – doch als Laie ist es schwer, sich einen Überblick zu verschaffen. Aber wenn man ein bisschen die Augen aufmacht, kommen viele Dinge von ganz allein.
Foto: Nein … Bild! Gemalt. Von Pferd & Kunst (die ich nicht markieren kann … https://www.facebook.com/Pferd-Kunst-314616038586243/)! Ist das nicht geil?
[wpedon id=“2098″]