Reiter hassen den Winter. Ich hasse den Winter auch. Nicht nur, weil ich Reiter bin, sondern weil im Winter, ähnlich wie auch im Herbst, Sommer oder Frühling, immer dieselbe alte Leier herrscht:
„Was kann ich meinem Pferd auf den Hintern scheren?“
„Was mach ich, wenn mein Wasserhahn zufriert?“
„Was mach ich, wenn es schneit?“
„Was mach ich, wenn der Platz gefroren ist?“
„Was kann ich tun, damit mein Pferd wieder trocken wird?“
Die richtige Antwort ist bei den meisten Fragen: Fön besorgen. In der letzten Zeit muss es aber auch jeden Fall noch erweitert werden durch:
„Was mache ich, wenn es im Stall dunkel ist?“
Licht an? Nein? Na, gut, war nur ein Tipp.
Ich meine, was haben denn die Leute früher ohne Internet gemacht? Haben die im Stall einen Aushang ans schwarze Brett gepinnt, damit die anderen Einsteller ankreuzen können, welches Schermuster auf den Hintern muss?
Haben die besorgt ihren Stallbesitzer angerufen, wenn der Platz mal gefroren war? Und wie haben die nur ihr Pferd getrocknet, ohne vorher Facebook zu fragen? Irgendein Geheimnis muss es da doch geben …
Jetzt muss ich mich auch mal zurückerinnern. Gut, früher in der Halle ist nichts gefroren. Und falls doch, dann konnte ich halt nicht reiten. So war das damals. Hart aber sinnvoll. Und ein Schermuster hatte ich gar nicht. Da war nur: Fell ab oder Fell dran angesagt.
Und was hab ich gemacht, wenn es schneit? Gehofft, dass darunter kein Eis war, wenn ich zum Stall gefahren bin. Um dort dann auch entweder nichts (weil gefroren) zu machen, oder eben normal zu reiten. Ich muss doch jetzt nicht zwingend im Tiefschnee reiten.
Und wenn der Wasserhahn gefroren ist, dann komme ich vielleicht auch ohne Internet auf die Idee den zu isolieren. Oder jemanden zu fragen, der das kann. Das ist eh voll aus der Mode, Leute von Angesicht zu Angesicht zu fragen. Gut, in einer Welt, wo die Hälfte der Menschen plötzlich als Job „Youtube-Sternchen“ hat, kann ich natürlich auch nicht erwarten, so schnell einen Installateur oder anders handwerklich begabten Menschen aufzutreiben. Aber vielleicht bin ich selbst ohne Internet in dieser Zeit auf die Idee gekommen, irgendetwas um die Wasserleitung zu wickeln, wenn der Teil, der draußen liegt, zufriert.
Und wenn es im Stall dunkel war, habe ich das Licht angeknipst. Klingt hart, kostet ja auch Strom. Das kostet Facebook ja nicht. Facebook ist immer gratis. Kommt ja aus dem Handy.
Und wenn ich in einem Stall bin, wo ich kein Licht habe … dann hm … dann sorge ich dafür, dass da künftig welches ist. Kann ja keiner gut finden, wenn man nachts nicht mal sieht, welche Ripper da alles ein und ausgehen und den Pferden böse bei ihren Unfällen in der Box oder auf der Weide nachhelfen.
Außerdem kann ich ohne Licht niemanden der Rollkur bezichtigen, über niemandes Sitz herziehen und weiß auch gar nicht, welches Pferd ich da gerade mit der superduper glutenfreien, vegangen, antiallergenen Hafermischung füttere. Ach, eigentlich ist das „ohne Licht Konzept“ gar nicht so doof.
Foto: Wir haben Licht. Aber nur wenn ich wie der letzte Sepp im Hof rumfuchtel, damit der Bewegungsmelder angeht.