Wenn man mal einen ganzen Tag im Stall verbringt, dann merkt man erst, was für Gestalten da herumrennen. Vor allem, wenn der Stall groß ist, bei mir zum Beispiel wäre das langweilig, denn da sind immer nur dieselben Nasen, nur zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Gucken wir uns also mal einen Stall an, wo sich das lohnt.

07:00 Uhr
Nur das Stallpersonal ist da. Und die Pferde. Die sind auch alle ganz gechillt. Allerdings nur bis 07:30.

07:30 Uhr
Die ersten Arbeitstiere erscheinen. Die wollen noch vor der Arbeit reiten und machen das auch. Ganz egal, ob um diese Uhrzeit die Halle gewässert wird, die Stallgasse voller Stroh ist, das in Boxen verteilt werden muss (man latscht einfach mit Pferd drüber, jammert aber gerne über die Strohqualität. Die wird davon garantiert besser) oder ob renoviert wird und die Halle gerade gesperrt ist. Sperrschilder gelten um die Uhrzeit nicht.

08:00 Uhr
Der erste Reitlehrer erscheint und mit ihm ein schatternder Trupp der Hausfrauenfraktion, die gerne um die Uhrzeit reitet – primär, weil dann niemand da ist, der über sie sprechen kann. Die treten nur im Rudel auf und räumen danach immerhin den Putzplatz wieder schön auf.

09:00 Uhr
Hausfrauenreitstunde zu Ende, alles rennt schnatternd davon. Vergisst aber die Hälfte. Kommando zurück. Dann bleiben sie ungefähr 10 gefühlte Stunden im Weg stehen (Parkplatz oder Stallgasse), wo sie den Mitarbeitern garantiert jeden Weg zur Weide blockieren, die gerade die Pferde rausbringen. Die Arbeitstiere sind schon vorher geflüchtet.

10:00 Uhr
Urlauber und Arbeitslose, die möchten einfach nur länger schlafen. Oder haben Nachtschicht und kommen dann jetzt. Die sind pflegeleicht, wollen nix, können ihre Sachen wieder wegräumen und auch Schilder lesen. Liegt vielleicht an der Uhrzeit.

11:00 Uhr
Die ersten Reitstunden fangen an. Meist die von Halbtagskräften oder Leuten, die an diesem Tag frei haben. Natürlich Einzelstunden, denn die Leute, die um 11 kommen, die meinen das mit dem Reiten sehr ernst. Bitterernst! Manchmal buchen sie sich mehrere Stunden hintereinander. Viel hilft auch viel.

12:00 Uhr
Mittagsruhe. Offiziell nicht existent, aber plötzlich ist kein Schwein mehr da. Zur Mittagszeit herrscht himmlische Ruhe. Ist quasi Mini Siesta für alle Arbeiter und Leute, die genau dann kommen, weil sie das wissen. Da kreuzen sich dann ab und an mal die Wege zweier Insider, die trotzdem nicht zusammen reiten wollen. Sind ja zwei Hallen da.

14:00 Uhr
Scheiße, ist das laut. Was ist los? Angriff? Nein, sind nur die Kinder, die zu den Kinderreitstunden einfallen. Diverse. Plötzlich sieht man Longen (morgens scheinen die verboten zu sein) und bunte Kinderkleidung. Und ein paar Meckerfritzen, die jeden Tag um diese Uhrzeit kommen und sich über die Kinder beklagen. Warum sie nicht früher kommen? Oder später? Ne, die können nur dann.

17:00 Uhr
Immer noch Kinder und Erwachsene, die von der Arbeit kommen und auch noch eine Reitstunde wollen. Diverse Abteilungen, Longen und Gruppen. Wenn alles sich in die Quere kommt, kommt außerdem noch die Bodenarbeitsfraktion und meint, es wäre jetzt total geil noch ein paar Stangen und Hütchen auf dem Boden zu verteilen.

19:00 Uhr
Mütter, die zu faul sind, sich auf einen Parkplatz zu stellen, parken vor dem Haupttor. Stallpersonal mit Futterkarren oder Pferden hat Pech. Ganze Scharen von Kindern und Teenagern rasen zu den Autos. Rasen dann wieder zurück (weil Helm oder Gerte vergessen) und fahren dann.

20:00 Uhr
Futter. Und Reiter, die jetzt erst können, sich aber beschweren, dass ihr Pferd gerade gefüttert wurde. Jetzt müssen die ja warten. Na, so was, Pferd wird jeden Tag um die Uhrzeit gefüttert. Da können die halt auch einfach ne halbe Stunde später kommen. Oder ein Schild an die Box machen. Aber das wäre mit Akitvität verbunden und wer erst um 20:00 Uhr kommt, hat keine Lust auf Aktivität. Entsprechend ist plötzlich auch dauernd die Halle zu, weil das Pferd aus schlechtem Gewissen immerhin mal ne Runde laufen muss.

21:00 Uhr
Stille. Aber halt, da sind doch noch vereinzelte Reiter in der Halle. Wer um die Uhrzeit kommt, der reitet noch. Die brauchen das. Um runterzukommen. Aber jammern, weil sie dann nie Reitstunde nehmen können. Das ist schon blöd. Dabei würde man so gern. Wieso macht der Reitlehrer nicht länger? Unverschämt.

22:00 Uhr
Stallruhe. Gilt aber nicht für alle, denn irgendwer klopft trotzdem noch mal. Man hat noch einen Schmiedetermin. Um die Uhrzeit? Ja, gibt so verrückte Schmiede, die dann noch ja sagen. Und überhaupt, es ist doch kurz nach 22 Uhr, da kann man ja wohl noch mal longieren. Stört doch keinen. Außer den Stallbesitzer, der dann wieder raus muss, um abzuschließen. Denn wenn nicht abgeschlossen ist, dann machen genau diese Leute zuerst Theater.

23:00 Uhr
Ruhe. Na, bitte. Geht doch.

Foto: Hat eine eigene Definition, wann was zu welcher Zeit sein muss.