Es ist Equitana und die Massen drehen durch. Schlimmer als bei Popstars. Es ist laut, es wird gekreischt und zu allem Überfluss machen sie uns auch noch die Bahn zur Hälfte dicht. Aber das macht nichts, wir sind ja nicht so. Wir wollen allerdings auch ein bisschen gucken, da nehmen wir das natürlich in Kauf.
Aber dass der Tag SO hart wird, also das hätten wir nie geahnt.

Freitag:

05:00 Uhr

Wir misten und frühstücken. Noch ist ja fast alles ruhig, wenn man mal von den Leuten absehen, die ständig mit dem Auto im Trabring stehen und fragen: „Ist hier nicht …?“
„NEIN!“
Verirrte Leute mit Eimern rennen durch unsere Stallungen. Warum? Weil!

06:00 Uhr

Wir beobachten verwirrt aussehende Leute vor der Schranke, die der Trainer wohlwissend heruntergelassen hat, damit uns nicht alle fünf Minuten jemand umbügelt, weil er mit Affenzahn zu den Gästeboxen fährt. Natürlich mit eigenem Pferd im Gepäck.
Bisschen schadenfrohes Grinsen. Die Schranke hilft.

06:15 Uhr

Ha, das haben wir uns natürlich so gedacht: Die mittlerweile ordentlich zurückgestaute Meute, die sich weigert einfach die Zufahrtsstraße zu benutzen, die der Betreiber auch ausgeschildert hat, öffnet mit vereinten Kräften die Schranke.
Trainer holt eine Fahrradkette.

06:30 Uhr

Gehe zum Satteln in eine Box. Nur steht da schon jemand. Sie sucht ihr Pferd. Ob sie es denn hier auch gestern abgestellt hätte? Nein! Versichere der verwirrten Zylinderträgerin, dass ich nicht heimlich nachts die Pferde getauscht habe und es doch etwas unmöglich wäre, dass ihr Pferd zum Sleepover in den Rennstall kommt. Ja, das versteht sie. Glaub ich. Sie geht allerdings zielstrebig auf den nächsten Stalltrakt zu.

06:45 Uhr

Wir kommen vom Cantern wieder, um festzustellen, dass irgendwer das Fahrradschloss an der Schranke durchgeknipst hat. Verirrte Zylinderträgerin steht im Hengststall und wird rausbegleitet. Die Straße am Stall ist mittlerweile zum Hockenheimring mutiert und ich muss einen Hechtsprung mit Pferd in die Hecke machen, weil mich ein SUV Fahrer anhupt. Natürlich hat der auch einen Hänger mit Pferd. Nehme mir vor, ihm beim nächsten Mal ins weit geöffnete Fenster zu niesen. Mit Schnodder.

07:30 Uhr

Streit auf der Bahn: Leute, die finden, es wäre total angebracht mitten drauf zu stehen, werden vom Trainer freundlich gebeten, diese doch bitte zu räumen. Trainingsbetrieb und so. Meinem Moppelpony ist allerdings ein fünftes Bein gewachsen und ich habe alle Mühe den Abreiteplatz zu passieren. Die Arbeitsreiter grüßen die Turnierreiter. Die Turnierreiter aber nicht uns. Die gucken nur groß. Aber eine tanzt ihren Namen. Glaube ich. Könnte auch Dressur sein. Man weiß es nicht.

08:00 Uhr
„Ist hier nicht …?“
„NEIN!“

08:15 Uhr

Beim Versuch dem Moppelpony die Beine abzuspritzen werde ich nun zum dritten Mal fast plattgefahren. Hat ja auch zwei Minuten warten müssen, so lange wartet der gemeine Mercedesfahrer auf Abwegen natürlich nicht.

08:20 Uhr

Schattenhüpfer (Rennpferd, das sich vor seinem eigenen Schatten erschreckt) erblickt weißes Pony. Weißes Pony erblickt Schattenhüpfer. Schattenhüpfer ist so verzückt, dass er kopflos vor einen parkenden Traktor rennt. Ponybesitzerin behauptet hartnäckig, dass sie diese Reaktion öfter erzielt. Charmant!

09:00 Uhr

Ein dritter Versuch die Leute zu grüßen schlägt fehl. Auch wenn wir mittlerweile schreien. Dafür tun wir das jetzt auch im Bogen. Da wo der Turnierplatz ist. Irgendwer muss doch mal zurückgrüßen!

09:30 Uhr
Niete beim Versuch eine normale Runde zu cantern beinahe eine Frau um, die es für total klug hält, noch schnell eben vor ein Rennpferd im Galopp zu springen. Sie fuchtelt aber mit den Armen. Gilt das als Grüßen?

10:00 Uhr

Hottentottenhorde wendet am Turnierplatz. Mit Rabatz. Grüßt ja keiner!

10:15 Uhr

Gleich drei verirrte Menschen im Stall. Wollen irgendwas, wir verstehen aber nur die Hälfte, weil sie Holländer sind. Jetzt tanzen wir alle unsere Namen, bis wir verstehen, was sie wollen: hier durch fahren. NEIN!

10:30 Uhr

Manche Leute mögen scheinbar ihre Kinder nicht. Oder leben nach dem Prinzip: Ach, heul nicht, ich mach dir ein neues. Anders kann ich mir nicht erklären, warum man die Kinder auf der Sandbahn spielen lässt. Als ich versuche, einer Mutti das nett zu erklären, zuckt sie zwar zusammen, hat aber einen Gesichtsausdruck der dem Kind zu sagen scheint: Spiel nicht mit den Schmuddelkindern! Kind trägt schließlich feine Bling Bling Stiefelchen.