Allein unter Reitern:
Ein Drama in sechs Akten. Heute: Teil III – Die Rückkehr der Zylinderträger

05:00 Uhr

Frühstücksgetränk wird außerplanmäßig durch Wodka ersetzt. Wir werden ihn brauchen. Trainer überlegt, ob er mittrinkt, oder es uns verbietet. Er verbietet – wird das aber bereuen.

05:30 Uhr

Wir misten so vor uns hin. Leider sind alle Pferde so richtig schlecht gelaunt. Kein Wunder, bei dem Spektakel konnte ja keiner vernünftig schlafen. Kollidiere deswegen mit einer Dreijährigen die mich für alles Übel der Welt zur Rechenschaft ziehen will. Sieht aus wie ein Fechtkampf – sie kickt nach mir, ich halte sie mit dem Kratzer auf Abstand.

06:00 Uhr

Es ist so verdächtig still, dass schon die ersten Verschwörungstheorien herumgehen. Abgeblasen, Pleite. Nein, leider sind die Leute nur nicht ganz so üble Frühaufsteher wie wir. Ein paar aber doch. Klingeling, hier kommen die ersten. Ob das Rennpferde sind, die wir da haben. Ja. Eine wilde Diskussion zwischen den verirrten Westernmenschen vor unserem Tor entbrennt – ihre Pferde sind ja bestimmt schneller. Im Gelände und so. Klar.

06:30 Uhr

Schnell mit den ganz jungen raus, bevor das Chaos ausbricht. Bevor wir aber die Bahn nur erreichen, rast ein Jeep mitten durch unser Lot. Trainer hält wagemutig die Fahrerin an. Warum sie mit dem Auto auf die Bahn will? Na, die Futtereimer sind doch schwer und ihr Pferd steht immerhin ganz vorn im Paddock. Da wäre das ja auch unzumutbar weit gewesen! Und wie sie die Schranke aufbekommen hat? Ach, fragen wir einfach nicht mehr.

06:35 Uhr

Werde auf die alte Bahn geschickt. Dumme Idee. Findige Reiterlein haben nämlich rausgefunden, dass man die Rails öffnen kann, wenn man nur kräftig daran rupft. Wollte das Pferd eigentlich nicht einspringen …

07:00 Uhr

„Ist hier nicht …?“
„NEIN!“

07:20 Uhr

Schranke ist schon wieder auf. Ist uns mittlerweile auch egal, jetzt duschen wir provokant langsam die Pferde. Egal wie sehr sie hupen. Die empörte Frau hinter mir schimpft lautstark los, als ihr mein Stütchen beinahe auf die Haube springt. Ich dachte, die mag Pferde. Hier ist doch die Equitana!

08:00 Uhr

Es grüßt ein einzelnes Mädchen auf dem Abreiteplatz. Ein paar der Arbeitsreiter wollen ihr deswegen um den Hals fallen, aber sie reitet lieber schnell weiter. Kein Wunder, bei uns abgerissenen Gestalten. Sollen die mal im Winter kommen, da sehen wir besonders lustig aus. Ein Kollege trägt regelmäßig seinen Skianzug!

09:00 Uhr

Die Zylinderträger formieren sich vor dem Stall. Man will den doofen Rennleuten sagen, dass die gefälligst die Bahn frei machen sollen, man will schließlich mit dem Hänger rüber. Hallo? Wir wohnen hier!

09:30 Uhr

Wir bleiben am Turnierplatz stehen. Wir erinnern uns: Da wird gewendet. Aber wir wollen mal gucken, was die tun. Verstehen aber nix. Und irgendwie fühlen die sich von unseren Hengsten gestört. Kein Wunder, die tragen gar keine Schibbi-Schabbis. Sondern Lappen – das lernen wir von ein paar Umstehenden, die die Galopper kritisch mustern.

10:00 Uhr

Ob ich mal halten kann? Klar … aber die Zylinderträgerin kommt nicht wieder. Kritisch beäugt mich ihr Pferd. Ein Fuchs. Bisschen doof. Anders kann ich mir nicht erklären, warum der sich nicht muckt, obwohl der Gurt völlig verdreht ist.

10:30 Uhr

Habe das fremde Pferd Hubert getauft und überlege es zu behalten.