Es ist wieder soweit. Die grässlichste Zeit des Reiters ist angebrochen. Die Koppeln sind noch matschig, die Pferde haarig und jetzt schmeißen sie uns beides davon ins Gesicht. Ab jetzt verfolgt uns ein feiner Film von Matsch und Haaren und Labello und Fleece sind aus dem Stall verbannt (kombiniert man beides, kann man als Chewbacca gehen …) Nee, Reiter sein, macht da echt keinen Spaß. An den Schuhen kleben die Matschklumpen, oberhalb hat man Haare von Mammutausmaßen. Sieht nicht nur bäh aus – ist auch bäh. Spontane Aspiration von Pferdehaaren ist einfach furchtbar.
Und dann wird es auch noch windig! Während einem das Stroh von der Mistkarre fliegt, bekommt man auch ständig eine Galore Haare ins Gesicht geblasen, die an allem kleben bleiben. Wenn man Zuhause mal das Handy aus der Hülle befreit, kann man daraus ein Pferd klonen.
Der Matsch macht natürlich gründliches Putzen sowieso schon unumgänglich. Aber es ist auch wichtig, dass man es richtig macht. Das heißt, immer schön vom Wind abgewandt stehen um der Staubwolke und den Haaren zu entgehen. Eigentlich wünscht man sich, dass das Pferd spontan zur Nacktkatze wird. Die lässt sich a) leichter abwaschen und b) hat sie eben keine Haare. Kunstpelz im Winter drüber und das Problem wäre gelöst.
Am Anfang denkt man sich ja noch: DIESES Jahr machen wir das schon. Da wird das Pferd enthusiastisch durchgebürstet, vielleicht so zwei drei Tage, aber dann … nimmt das halt einfach kein Ende. Es ist soooo viel. Überall sind die Haare, die Waschmaschine beschwert sich auch langsam, der Partner ebenfalls, weil man die ständig mit nach Hause schleppt. Außerdem bleiben Hunde bei einem stehen und fangen an zu schnüffeln, als hätte man einen Haufen Drogen mitgeschmuggelt. Die wollen sich gar nicht beruhigen. So viel Pferdegeruch.
Fassen wir zusammen: Ab dem dritten Tag macht’s dann keinen Spaß mehr. Also kauft der Reiter sich Hilfsmittelchen. Da gibt es ja ganz viel Spezialzeug, das angeblich die Pferdehaare zuverlässig entfernt. Komische Gummibolzen und Sonderbürsten, die das Pferd in Minuten angeblich haarfrei zaubern. Meist steht man dann mit seinem Spezialwerkzeug daneben, während man einen lahmen Arm bekommt und fragt sich: Waruuuum? Lieber Gott, wir brauchen Nacktpferde! Oder einen Ganzkörperschutzanzug (die dürften allerdings derzeit wegen Corona schwierig zu bekommen sein und wir wollen denen, die sie wirklich brauchen, auch nichts wegnehmen!).
Manchmal, wenn ich verzweifelt bin (weil auf den losen Haaren auch noch eine Matschkruste sitzt), nehme ich den Besen. Mein Pferd stört das nicht. Den juckt der Pelz sowieso und deswegen vergisst er ab da gerne mal die Manieren. Ich verstehe, dass es juckt, bin aber kein Kratzbaum. Sowieso wird er da schwer stinkstiefelig, vermutlich weil er es auch leid ist, sich die Haare aus den Zähnen zu puhlen. Aber ich kann da halt auch nix für. Sein Unmut äußert sich dann durch das Völlige vergessen meiner Anwesenheit oder Gestänkere in meine Richtung.
Er ist dann einfach sehr unleidlich. Als hätte er Männergrippe. “Willst du ausreiten?” – “Neee!”, “Willst du bisschen auf den Platz?” – “Neee!” “Willst du nen Keks?” – “Neee! … oder doch.” Den frisst er dann mit angelegten Ohren und schmollt. Das Pony fusselt auch, der kriegt davon schon mal Kletschaugen, und Herr Pferd will dann auch nichts von ihm (weil wenn man in das Pony beißt, hat man die Schnute ja voller Haare). Ist aber auch alles doof mit diesem blöden Fell …
Foto: Matschepampe