Kennt ihr den Moment, in dem es Klick macht und ihr für euch sagen könnt: Jau, genau SO mach ich das, das ist toll – oder: Nein, so mache ich das auf keinen Fall, niemals wieder? Ich kenne die und kann mich eigentlich auch an fast alle erinnern. Und vielleicht wollt ihr mir auch von euren erzählen. Beim reiten erlebt man da in seinem Leben eine ganze Menge.
Meine Abneigung gegen Ausbinder
Die kommt nicht von ungefähr. Ich ritt so munter in der Halle und eine Frau mit einem Jungpferd kam dazu. Keine Ahnung wer, keine Ahnung warum, aber jemand hat ihr gesagt, sie müsse das Pferd mit Dreieckszügeln reiten.
Wir grüßten einander, ritten beide ihrer Wege und irgendwann flippte das Jungpferd aus. Die Frau rief unsinnigerweise nach Hilfe, was das Jungpferd noch panischer machte und irgendwann war sie dann unten. Damit war das Theater aber noch lange nicht durch. Ich sprang also ab, um ihr zu helfen, als das Jungpferd, was vorher beinahe auf die Nase gefallen war, sich aufrappelte und ein Bein in den Dreieckern hängen hatte. Das ist zwar für alle relativ glimpflich ausgegangen (die Frau ist jedoch seitdem Angstreiter und das Pferd hatte erst mal ein halbes Jahr Pause wegen Sehne), aber ich steige eher ab, als dass ich so was noch mal benutze. Nur Sachen, die nicht komplett starr sind. Never ever.
Mein: „Ich muss mir nicht alles bieten lassen“ – Erlebnis
Ständig hört man ja, als Reiter und gerade als Profi müsse man jedes Pferd reiten. Noch schlimmer ist das nur, wenn man es auch noch beruflich macht. Und es ist zum kotzen. Manche Pferde sind eine laufende Gefahrenquelle und manchmal hat man einfach diesen hellen Moment und sagt: Ich möchte bitte nicht mit X Jahren im Rollstuhl sitzen, oder als Gemüse im Krankenhaus dahinvegetieren. So auch bei meinem folgenden Erlebnis. Wir hatten also diese Stute. Die war blöd im Kopf. Denn sie warf sich gezielt hin. Und nicht auf Sand, nein, dort wo es echt wehtut, auf Beton. Und ich wollte einfach nicht drunter liegen. Also stapfte ich zu meinem Trainer, als er mich schon wieder für die Kröte eingeteilt hatte und sagte: „Ich reite die nicht mehr.“
„Musst du aber, ein guter Reiter reitet alles!“
„Ist mir egal. Dann bin ich halt nicht gut. Aber das tu ich mir nicht mehr an.“
Oh … übrigens, ratet mal, mit wem sie sich anschließend prompt rückwärts hat fallen lassen? Ja, richtig, mit unserem „Profi“, der natürlich alles reitet und sich noch über mich lustig gemacht hat.
Mein: „Früher war ja gar nicht alles besser“ – Moment
Ich habe ja stinknormal reiten gelernt. Da gab es Westernreiten nur in Amerika und als ich mir endlich ein Pferd anschaffte, da war ich Rennreiter. Allerdings kann man damit allein ja kein Pferd gesunderhaltend gymnastizieren, wenn man damit muckelige Ausritte und ein bisschen Platzarbeit machen möchte. Also ritt ich so, wie ich das gelernt hatte. Das fand aber mein Pferd sehr unwitzig. Um nicht zu sagen: Er verweigerte die Mitarbeit. Ritt ich wie im Rennstall, war er umgänglich. Nahm ich die Zügel an, gab Paraden und Co. war er untröstlich. Wie auch, das kannte er nicht. Und er wollte sich auch überhaupt nicht daran gewöhnen, nein, nein. Also musste ich mal über den Tellerrand schauen, gebisslos reiten, das Pferd auf minimalste Hilfen (viel hilft nämlich bei ihm nicht viel) konditionieren und hab dann auch spitzbekommen: Das mag vielleicht bei einem normalstumpfen, bis mittelstumpfen Reitpferd gehen – aber nicht bei Mr. Sensibelchen.
Mein Traberbesuch
Ich war früher der Meinung: Trabrennen sind unnatürlich und das könne nicht gesund sein. Gegenüber Galopprennen hatte ich nie eine großartig schlechte Meinung, aber bei den Trabern … hm. Das kann doch nicht gesund sein, wie die immer traben. Ne, find ich nicht gut. War zwar nie da, aber es muss schlecht sein. Schließlich gibt es da ja auch ganz schlimme Videos. Wobei ich immer schon einen Unterschied gemacht habe: Gebisse finde ich ja per se jetzt erst Mal nicht schlimm.
Das hat sich doch sehr gewandelt, nachdem ich spontan einfach mal hin bin. Sind auch nur Rennpferde. Deutlich gechillter als der hiesige Galopper, das muss man mal dazu sagen. Und so oft, wie da im Rennen einer angaloppiert, haben die sicher auch nicht den Galopp rausgeprügelt, wie schlaue Füchse das immer behaupten. Merke: Vorurteile sind echt lame.
So: Jetzt dürft ihr ran!
Foto: Jammerlappen on Tour.
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