Den Ausspruch hören wir ja immer wieder von Nichtreitern, weil die halt einfach irgendwas Verletzendes sagen müssen. Wir tippen uns an die Stirn und sagen: Träum weiter. Du stinkst. Oder deine Muddah. Na, was uns eben als Antwort einfällt.
Während wir kurz mal ganz ehrlich zu uns sind: Doch, ja … Pferde können manchmal schon stinken. Oder zumindest echt eklig sein – würden wir aber natürlich nie sagen. Geht die Nichtreiter ja auch gar nix an mit ihren Schlaumeier Sprüchen und der gerümpften Nase. Die riechen nach ihrem Sport auch nicht nach Blumen. Mehr nach Kompost. Und wenn so manch ein Nichtreiter die Schuhe auszieht, fallen in der Umgebung die Vögel vom Himmel.

Aber sind wir mal ehrlich: Pferde riechen vor allem dann gut, wenn viel Heu in der Umgebung ist. Heu riecht einfach super, es riecht würzig, nach Wärme und konserviertem Draußen – und Draußen ist es frisch und sommerlich. Auch im Winter ist die Assoziation stark. Stroh riecht eher nicht. Bei Spänen denke ich immer an Kaninchenkäfig und ansonsten verbreitet nichts anderes den angenehmen Geruch. Schon mal gar nicht das Pferd. Denn das hat kein Problem damit sich in seinen eigenen Äppeln zu wälzen. Das stinkt zwar nicht wie beim Hund, aber toll ist der Geruch auch nicht. Vom Amoniak-Geruch brauchen wir gar nicht erst anfangen. Eine Box, die gerade gemistet wird, riecht jedenfalls währenddessen alles andere als angenehm.

Das Pferd selbst muffelt gleich mit. Die Mistflecken sieht man nicht zwingend, aber nimmt man beim Kuscheln mal eine Nase Pferd ist das auch nicht viel angenehmer als sich über das Klo zu beugen. Dieser Geruch nach altem Mist, Schweiß und Amoniak, der ist nicht nett. Arme Reiter, die Kotwasser Pferde haben, können da noch ergänzen. Nicht schön.
Unser Hirn ignoriert das nur einfach. Es ignoriert sogar das komplett siffige Pferd mit Winterfell, das sich erst im Schnodderwasser gewälzt hat und anschließend die Wiese auf Links gezogen hat und vollkommen verschwitzt und verklebt neben uns steht. Mit einer Mischung aus Modder, Äppeln, Dreck, Pipi und Schwitzestink. Wir lächeln es weg und putzen das stinkende Tier.

Hat da was gerochen? Nööö. Okay, bis sie uns anfurzen, da denkt man sich schon manchmal: „Alter …! Das ist laut Genfer Konventionen eigentlich verboten!“ Frische Äppel sind je nach Futter auch ganz schön eklig. Selbst wenn die ja nur beste, vegane Zutaten bekommen. Ein Pferd mit Durchfall stellt dann schon ab und an die Frage ans Reiterhirn: „Findest du das nicht doch etwas eklig?“ Ne, wieso, war was? Wir blenden es immer noch aus. Und sind empört, wenn unser Partner zu Hause sagt: „Heute stinkst du aber.“ Oder ein bisschen geschönt: „Heute riechst du aber stark nach Pferd“. Können wir gar nicht verstehen.

Aber wo wir das Pferd noch ertragen können, sind manche Dinge in und um den Stall es dann sogar für Reiter nicht. Wurmkur riecht kaum, aber manche Futtersorten, Salben oder Eiterabzesse … die können uns schon mal an unsere Grenzen bringen. Frisch gebranntes Horn zum Beispiel. Das mag nicht jeder. Stinkiger Eiter, der aus einem Huf oder einer Wunde fliest … mjoa … das mag man auch nicht zwingend gerne. Oder der Muff nach krankem Fleisch, wenn Verbände gewechselt werden. Da sagen wir dann schon doch mal: „Hui … das stinkt.“
Ganz selten gibt es dann noch die Totaleskalationen – die nur dann kommen, wenn man gezwungen ist, etwas zu behandeln, etwas zu füttern oder etwas zu pflegen, das man wirklich nicht abkann.

Meine Totaleskalation war die Schnappsidee mit dem Lebertran, die mein Trainer irgendwann hatte. Die Pferde kriegen Lebertran im Fellwechsel. Weil … weil mein Trainer gefühlt 1000 Jahre alt war und sich wohl an seine Jugend im Krieg erinnert hat, anders kann ich mir das nicht erklären. Buargh. Wer musste es füttern? Ich. Wer hätte mindestens 2000 Mal fast in irgendwelche Rennpferdeboxen gekotzt? Auch ich. Krönung waren dann noch die Pferde, die das Zeugs an mir abgeschmiert haben, weil sie es genauso eklig fanden. Ich habe wochenlang dieses widerliche Zeug in der Nase gehabt, auch frisch geduscht. Beim nächsten Fellwechsel habe ich mich freiwillig vom Pferd gestürzt, um das nicht machen zu müssen. Okay, war nicht ganz freiwillig …

Foto: Seenplatte mit Pferden.