Am besten ist es, wenn man vorher mindestens einen Doktortitel macht, denn anders hat man überhaupt kein Mitspracherecht wenn es ums Einreiten geht. Dabei unterscheidet man zusätzlich ja noch in den Sparten – Western, Englisch, Rennpferde. Und dann gibt es da noch die gruselige: Ich hab mein Pferd so lieb und lehne Sport ab – Fraktion. Die sind eigentlich die Schlimmsten beim anreiten, denn was man da alles sieht … hui!

Wie sieht das also dann aus? Na, wenn man Facebook Halbwissen Glauben schenken möchte, dann genau SO:

Westernpferde: Haben gefälligst Spin und Slide zu beherrschen. Schöne Kandare drauf, 400 Kilo Sattel und einen dicken Mann am besten noch on the top. Da kann das Vieh auch gar nicht mehr buckeln. Und wachsen, so groß will man die ja gar nicht. Deswegen nimmt man ja auch Zweijährige. Sonst kommen die ungelenken Bereiter aus dem Internet nicht hoch. Seitengänge können die auch direkt, wenn man nur genug zieht. Hat man genug gezogen, lassen die auch schon ganz allein den Kopf fallen. Ein natürliches Loch für die Sporen ist auch schnell da. 4 Wochen – Showfertig.

Dressurpferde: Sobald sie schön ausgebunden longierbar sind, schwingt sich auch gleich jemand drauf. Dreijährig natürlich, die sind ja viel besser als die Westernleute. Wenn das Pferd grinst, weil das Gebiss an den Ohren hängt, ist es glücklich. Wird gleich ganz rund gemacht, eine schöne Trabverstärkung geritten, denn die will man ja schon mal zeigen und dann wird gerollt. Bis zum Sankt Nimmerleinstag. Mit Sperriemen, über den der Sabber läuft. Guck, wie schön der mit dem Gebiss spielt, der schäumt!

Springpferde: Sehen keine Ausbinder, weil die sowieso nicht schön gehen müssen, sondern nur springen. Jede Woche dreimal Freispringen, dann mit Reiter, wenn der Sattel endlich hält. Wieso? Weil! Wird schonend an Jungpferdeturniere rangeführt, nur so 18 im Jahr. Das geht schon klar, ist doch nicht hoch.

Galopper: Werden als Fohlen quasi mit Jockey geboren und einfach verprügelt damit sie schnell Rennen. Ja, wirklich das sagen uns Mädels in einer Facebookgruppe, die mal eine Bekannte hatten, die einen Hund hatte, der gehört hat, dass es im Rennstall so ist.
Wie die anderen Sachen in Wahrheit zu sein haben, wisst ihr sicherlich selber. Zu den Galoppern möchte ich dann noch anfügen: Nach der Sattelgewöhnung kommen da ein paar kleine Heinzelmännchen drauf. Dann geht man auf die Bahn und wartet, dass irgendein Pferd sich berufen fühlt loszulaufen – schneller als Schritt. Mit Führpferd ist das natürlich einfacher, ist aber keins da, dann gleicht ein Lot Jährlinge einem Laissez-Faire Kindergarten, aber die Reiter beteuern, sie hätten da was eingeritten …

Traber: Ähnlich wie Galopper, bekommen die ein Sulky hintendrangeknallt und sind es Hengste, tritt man ihnen in die Eier – da laufen die nämlich gleich schneller. Was man mit Stuten macht, weiß ich nicht, aber die schlauen Leute bei Facebook wissen das sicher. Ansonsten schlägt man die halt, bis die schnell laufen. Klingt doch logisch, oder?

Das Ökotier der Schamanin und Tanz kaputt, was euch kaputt macht, – Frau:
Nachdem es mindestens 14 Jahre alt ist, kann dann auch endlich eingeritten werden, denn nur dann ist das Pferd auch ausgewachsen. Vorher wird es natürlich schamanisch betanzt, bunt bemalt und mit Hähnchenschenkeln abgewedelt, damit das Karma nicht gestört ist. Und das Chi. Und Feng Shui wird auch im Offenstall gemacht. Hat die Reiterin sich endlich einen baumlosen Sattel ergaunert (natürlich nur gebraucht) und eine unpassende gebisslose Zäumung gefunden, wird auch losgeritten, beim ersten Ohrenwackler aber abgesprungen und die Sache erst mal ausdiskutiert. Warum hat das arme Pferd nur mit den Ohren gewackelt?

Foto: Hat mal wieder was zum Rumblödeln gefunden.