Heutzutage können Pferde ja viel mehr als früher, denn neben Schritt, Trab, Galopp oder überhaupt einer korrekten Ausbildung, können sie ja vor allem steigen. Jedenfalls wenn man Facebook glaubt, denn da sieht man ständig steigende Pferde und alle Klatschen.
Zu meiner Zeit war das noch eine Unart, die ausgetrieben werden musste. Und kontrolliert taten das nur so Pferde wie Spanier und andere Tiere die man in der Hofreitschule oder im Zirkus bewundern konnte – jedenfalls konnte es nicht jedes Minishetty.
Guckt man sich die Ausbildung am Boden an, kommt jedenfalls die Levade ganz zum Schluss. Aber Levade ist ja auch eigentlich falsch, die Pferde auf den Bildern machen nichts wirklich hoch Anstrengendes – sie steigen, weil jemand ihnen mit viel Gefuchtel verklickert hat, dass Steigen ein erwünschtes Verhalten ist. Alle Übungen davor kann der Gaul eh nicht. Er kann nur Steigen und dabei toll aussehen. Für Halsringfotos versteht sich.
Aber auch sonst können Pferde plötzlich 1000 Kunststücke, die ihnen irgendjemand mehr oder minder per Leckerlie eingefüttert hat. Da wird ja plötzlich alles ein Kommando – Kopf drehen, Kopf senken, ja feiiiiiin! Leckerlie – beim nächsten Mal, wenn der Reiter pupst, macht das Pferd bestimmt auch ein Kunststück. Weil es damit irgendetwas verbindet.
Ich schau mir wirklich gerne Kunststückchen an, habe auch echt respekt vor Pferd und Mensch die das können (meiner kann nämlich gar nichts, egal wie sehr ich mich mit ihm reinknie – er versteht immer noch nicht, welches Bein man hebt, wenn es angetippt wird, es sei denn ich kratze Hufe aus). Aber mit dem Ohr wackeln ist halt kein Kunststück, auch wenn das auf Facebook ja einige so verkaufen wollen.
Eine korrekte Ausbildung, die aufeinander aufbaut, ist sehr selten vorhanden. Also kann das Pferd meist liegen (totgefüttert, als es sich mal gewälzt hat) und Steigen. Und andere nervige Sachen wie Betteln auf Kommando und einem die Taschen kaputt reißen.
Das wurde dann meist geklickert. Den Rest hat man leider vergessen, weil die Seiten im Buch fehlten, oder es im Internet keine guten Tipps gab. Leute, die fundierte Zirkusarbeit machen, haben sich dann längst schon mit den ausgerissenen Seiten, die keiner erarbeiten will, die Pulsadern aufgeschlitzt, weil sie das Elend nicht mehr sehen wollen, wenn man wieder das zehnte fette Pony im Feld steht und steigt.
Und dann gibt es immer so tolle Videos, die Leute Freiarbeit schimpfen. Meist sehe ich darauf ein zu dickes Pferd das kalt neben Frauchen herrennt. Wow, das ist Freiarbeit? Na, das kann ich auch. Wenn ich loslaufe, läuft meiner auch los. Das Pferd läuft meist gleichschnell mit seiner Besitzerin nebenher. Hat sie vertrauensvoll erarbeitet und ist suuuuuper! Weil respektvoll und natürlich Gewalt und Gebisslos. Manchmal wechselt das Pferd dann auch die Richtung. Weil Frauchen das so wollte, oder weil es das immer an der Stelle tut … ach, wer weiß das schon? Es heißt Freiarbeit! Die Gedanken sind auch frei!
Aufwärmen ist eben was für Loser, erst recht, wenn man Freiarbeit oder Kunststücke macht. Am besten kalt in der Box, da soll das Pferd dann noch schnell was lernen. Piaffe an der Hand oder so.
Piaffe macht man übrigens, indem man hinten draufhaut und vorne hält. Erklären uns schlaue Mädels auf Facebook. Ihr Pferd macht das auch. Voll super! Wird ja nicht fest gehauen und so. Ganz respektvoll und viel besser als reiten, weil ist ja gebisslos und gewaltfrei.
Foto: Kann zuverlässig alles in den Mund nehmen und rumschmeißen. Mit Vorliebe die Halfter oder Putzsachen von anderen Pferden.